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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
80 Jahre Mariensäule
Frauen kümmern sich um die „Patrona Bavariae“
Der Germeringer Land- und Gastwirt Johann Baptist Huber hatte einen Traum. Aus dem Fenster seines Hofes an der Augsburger Straße, dem heutigen Hotel Mayer, wollte der streng im katholischen Glauben verwurzelte, fromme Mann nicht nur den Kirchturm der Alten Dorfkirche stets vor Augen haben, es sollte dieser Blick zusätzlich durch ein Bildnis der von ihm verehrten Muttergottes veredelt werden.
In seinem Testament hinterließ er dem örtlichen Veteranen- und Soldatenverein die enorme Summe von 10.000 Reichsmark, mit der Auflage, davon in seinem Namen eine Marienstatue nach dem Vorbild der Münchner Mariensäule zu errichten. Bis der Verein diesem Wunsch nachkommen konnte, vergingen zehn Jahre. Denn nach dem frühen Tod Johann Hubers im Jahr 1927 mussten seine Nachkommen das Geld erst einmal aus dem Nachlass flüssig machen, bevor man mit der Planung und schließlich der Errichtung der Germeringer Mariensäule beginnen konnte. Seit nunmehr 80 Jahren steht sie jetzt an der von Johann Baptist Huber bestimmten Stelle. Im Jahr 1937, ausgerechnet zu einer Zeit, in der fromme Gesten bei der politischen Führung auf wenig Gegenliebe stießen, wurde das Bildwerk zu Ehren der Heiligen Maria unmittelbar nach der Christmette feierlich, aber so unauffällig wie möglich durch den damaligen Pfarrer eingeweiht.
80 Jahre Mariensäule
Zum achzigsten Jahrestag der Errichtung hat die Pfarrei St. Martin dem Stifter Johann Baptist Huber an seinem Namenstag, dem 27. Dezember, einen Gedenkgottesdienst in der historischen Dorfkirche Alt St. Martin gewidmet und somit nicht nur die Mariensäule selbst, sondern auch den Verein, der sich seit Jahrzehnten um die Erhaltung der Säule bemüht, in Erinnerung gebracht. Architekt der Mariensäule, die im Denkmalverzeichnis des Landesamts für Denkmalpflege für den Landkreis Fürstenfeldbruck als „Postament mit polygonaler Säule und Marienfigur“ gelistet wird, war der Münchner Bildhauer und Kunstprofessor Georg Mattes, der auch das Taufbecken in der Pasinger Himmelfahrtskirche und einige Figuren in der Heilig-Geist-Kirche in München schuf. Das Kunstwerk verbindet traditionelle Mariendarstellungen mit dem Zeitgeist der neuen Sachlichkeit und „ist mit ihrem stillen Gesichtsausdruck von zurückhaltender Natur und damit zeitlos schön,“ wie Oberbürgermeister Andreas Haas das Monument während des Dankgottesdienstes beschrieb.
Liebevoll gepflegt und gehegt
Für die Erhaltung der Mariensäule zuständig war zunächst der Veteranen- und Soldatenverein, beziehungsweise die Ehefrauen und Töchter der Vereinsmitglieder, die sich die Ausschmückung, Bepflanzung und Pflege zur persönlichen Herzensangelegenheit machten. Daran änderte sich nichts, als der im Laufe der Jahre zahlenmäßig stark dezimierte Veteranenverein die Mariensäule 1957 schließlich in den Besitz der Pfarrei St. Martin überantwortete. Weiterhin waren es vor allem die weiblichen Dorfbewohner, die sich verantwortlich fühlten und zur Erhaltung und Pflege der Mariensäule sogar einen eigenen Verein gründeten, den „Verein für Denkmalpflege“, der ein Jahr später in „Interessensvereins Mariensäule“ umbenannt wurde. Den Vorsitz übernahm Maria Bausch, später Adelheid Killer, noch heute sind es die Töchter und Enkelinnen dieser frommen und tatkräftigen Bäuerinnen der ersten Stunde, die sich mit Herzblut ehrenamtlich darum kümmern, dass die Mariensäule stets von frischer Blütenpracht, gepflegtem Grün und ordentlich gestutzten Sträuchern umgeben ist. Auch die exakte Höhe der umliegenden Büsche und Bäume wurde – wohl wegen des ungetrübten Blicks vom Fenster des Gasthofs – bereits vom Stifter Johann Baptist Huber testamentarisch verbrieft.
Einsatz nur für Gottes Lohn
Zwischen 700 und 1000 Pflanzen jährlich werden nach Schätzung der Vereinsvorsitzenden Marlene Erhard zur Gestaltung der kleinen Anlage jährlich gepflanzt, der Rasenmäher kommt im Sommer vierzehntägig zum Einsatz und das Gießen verlangt in der heißen Jahreszeit sogar tägliches Engagement. All das organisieren und erledigen die Damen selbst, nur die Wartung der Beleuchtungsanlage und die immer wieder notwendigen Restaurierungsarbeiten an der Säule werden an Fachleute vergeben. Highlight des Vereinslebens ist neben der jährlichen Hauptversammlung, bei der alles Wichtige beschlossen wird, die Maiandacht zur Ehren der Heiligen Maria.
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