Glückliche Kinder und viel Austausch
Jutta Sistemich engagiert sich mit ihrem Verein "Empologoma" in Uganda
"Wie eine zweite Familie": Unter dieser Überschrift berichteten wir im Januar 2013 über Jutta Sistemich, die einfach mal eben ein Kinderheim in Uganda gegründet hat. Das kam so: Ihre Tochter Viola hatte nach dem Abitur ein Freiwilligenjahr an einer Schule in Ugandas Hauptstadt Kampala absolviert. Aus dem Kontakt mit der dortigen Lehrerin Leilah Nassozi ist eine enge Freundschaft mit der ganzen Familie Sistemich entstanden.
Gemeinsam haben Leilah Nassozi, Jutta und Viola Sistemich im September 2012 das „Sunrise Home of Kampala“ mit sechs Kindern eröffnet, Leilah Nassozi leitet das Heim. Inzwischen leben dort 20 glückliche Mädchen. Hilfe zur Selbsthilfe will der von Jutta Sistemich gegründete Münchner Verein "Empologoma e.V." damit leisten: die Kinder gehen zur Schule, werden medizinisch und mit Nahrung versorgt und sollen mit Hilfe einer guten Ausbildung später selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen können.
Tiefe Verbundenheit
Jutta Sistemich fliegt mehrmals im Jahr hin, im Herbst blieb sie sogar für drei Monate und konnte richtig am dortigen Leben teilhaben. Sie hat inzwischen viel gelernt über die Denkweise und Arbeitsweise in Uganda, sie weiß: "Vieles läuft da nicht so wie bei uns." Es geht ihr um einen gegenseitigen Austausch, von dem beide Seiten profitieren. Die Entschleunigung tut ihr gut und sie erkennt, was im Leben wirklich wichtig ist. Aus Verbundenheit lernt sie nun auch die Sprache Luganda. "Empologoma" heißt übrigens "Löwe".
In Uganda gibt es viele vernachlässigte Waisen- und Straßenkinder. "Es ist alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein", das ist Jutta Sistemich klar. Ihr Verein kümmert sich um Mädchen, "die brauchen die Unterstützung noch dringender, vor allem eine Ausbildung."
Das Kinderheim soll vergrößert werden, um noch weiteren Mädchen eine Chance zu geben. Das erste Grundstück gibt es schon, dort plant sie den Bau eines eigenen großen Hauses. Um die geplante Nähschule und vielleicht eine Bäckerei zu eröffnen, soll ein weiteres Grundstück erworben werden.Ebenso ein Stück Land, auf dem Lebensmittel für den Eigenbedarf angebaut werden können: "Damit könnten wir auch wieder ein oder zwei Leuten vor Ort eine Arbeit geben."
Kleine Spende – große Wirkung
Finanziert wird alles durch Spenden von Firmen und Privatleuten. Der 2012 gegründete Verein hat inzwischen rund 80 Mitglieder und 40 Dauerspender. Jutta Sistemich rührt unermüdlich die Werbetrommel für ihr Projekt, bemüht sich um Spendenbudgets von Firmen, bietet Patenschaften für die Mädchen an und bittet jeden, den sie kennt, darum, es weiterzusagen. "Wenn noch mehr Leute nur fünf Euro im Monat spenden würden, könnten wir noch mehr Kindern helfen", sagt Jutta Sistemich. "Viele könnten sich fünf Euro leisten. Einmal weniger Kaffee trinken gehen..." Sie kenne allerdings auch viele, die sich bereits für eine gute Sache engagieren. Mit der guten Sache, die sie selbst auf die Beine gestellt hat, ist sie täglich beschäftigt.
Allerdings funktioniert alles nur im Team. Der größte Teil der Arbeit findet im Heim und vor Ort bei den Projekten statt. Daher geht ihr großer Dank an Leilah Nassozi. „Ohne sie wäre das Heim heute nicht, was es ist“. Die Uganderin ist ihre hundertprozentige Vertrauensperson vor Ort. Diese war nun auch schon zweimal zu Besuch in Deutschland.
Selbstbewusst durch Tanzen
Leilah Nassozi ist nicht nur Herz und Seele des Kinderheims, sie hat vor anderthalb Jahren auch eine Tanzgruppe gegründet. Neben den Mädchen aus dem Heim zählen auch Kinder aus der Nachbarschaft zu den Tänzern. Wer zuverlässig mitmacht, bekommt von Empologoma e.V. die Schulausbildung bezahlt. Mit großer Begeisterung werden traditionelle Tänze erarbeitet, das Trommeln und Spielen afrikanischer Instrumente erlernt und gesungen. Die öffentlichen Auftritte haben die Kinder selbstbewusst werden lassen. Sie lernen, dass alles nur funktioniert, wenn sie als Teil der Gruppe ihr Bestes geben. Die "African Dream Troupe" zählt insgesamt 48 Mitglieder.
Interkultureller Austausch
Ende Juli fliegt Jutta Sistemich wieder nach Uganda. Als ehemalige Mitarbeiterin der Münchner Philharmoniker hat sie eine Kooperation des Orchesters mit der Kampala Music School angeregt. Das Motto: Gemeinsamkeiten entdecken, voneinander lernen. Zum ersten Mal reisen nun die drei Musikerinnen Traudel Reich (Violine), Shengni Guo (Kontrabass) und Maria Teiwes (Horn) nach Kampala, um dort mit Kindern und Musikern der Musikschule in Workshops zu arbeiten, gemeinsam zu musizieren und auch Konzerte zu geben. Mehrere Auftritte (auch in Schulen) sind geplant, um möglichst viele Kinder und Jugendliche für klassische Musik zu begeistern. Die Kampala Music School wurde 2001 gegründet und ist im Laufe der Jahre zum Zentrum für klassische Musik und Jazz geworden. Hier lernen Schüler aller Altersstufen mit den unterschiedlichsten sozialen Hintergründen.
Auf der Homepage des Vereins www.empologoma.org sind weitere Informationen über die Projekte und Ziele des Vereins sowie Spendenmöglichkeiten zu finden.
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