Voller Einsatz für die Welt
Schüler des Thomas-Mann-Gymnasiums gründen eine Hilfsorganisation
Sie wussten, dass es viel Arbeit wird. Dass es über die vorgesehenen zwei Schulstunden pro Woche hinausgeht. Egal. Sie haben sich trotzdem dafür entschieden: 16 Schülerinnen und Schüler der elften Jahrgangsstufe des Thomas-Mann-Gymnasiums (TMG). Zusammen sind sie "Students step forward". Ein Team, ein Lehrer, ein Projekt-Seminar, kurz: eine Hilfsorganisation.
"Sie wollen etwas ändern"
Tatort Schulbibliothek: Die Jugendlichen treffen sich zu einer Sitzung, es gibt viel zu besprechen, denn wichtige Termine stehen an. Stephan Petry ist Lehrer für Deutsch, Geschichte, Ethik und Sozialkunde. Im Rahmen seines Ethikunterrichts hat er in der Oberstufe das P-Seminar angeboten. Bereits zum zweitenmal. Im Schuljahr 2016/2017 ging das Hilfsprojekt an den Start. "TMG hilft. Wir gründen eine Hilfsorganisation" lautete damals der Arbeitstitel. Rasch wurde daraus "Students step forward". "Die jungen Leute haben meist ein sehr ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl. Oft sind sie mit der Lage auf der Welt nicht zufrieden und wollen etwas ändern", sagt Stephan Petry. In diesem P-Seminar hätten sie die Möglichkeit dazu. Wichtig sei ihm von Anfang gewesen, dass die Jugendlichen alles selbst entwickeln. "Sie haben in der Gruppe recherchiert, welche sinnvollen Spendenorganisationen es gibt und was man machen kann. Sie haben sich die Ausrichtungen der Organisationen angesehen und überlegt, ob sie nur im Inland oder auch Ausland helfen möchten", blickt Stephan Petry zurück. Das alles hätten die Schüler der damaligen elften Klasse angefangen. Ihre Nachfolger, daran lässt der Lehrer keinen Zweifel, setzen das Projekt mit ebensoviel Elan und Fleiß fort. "Sie können auf die Strukturen zurückgreifen und das Ganze nun weiterführen und entwickeln", sagt er.
Schule und Helfen
"Ich habe von den Zwölftklässlern von diesem Projekt gehört", sagt Pauline. Es sei zwar viel Arbeit. "Aber ich habe am meisten Sinn darin gesehen, da man hier auch etwas bewirken kann", begründet sie ihre Teilnahme an dem P-Seminar. So sieht das auch Darya. Die Schule damit zu verbinden, dass man anderen Menschen hilft – das habe sie überzeugt. Es gibt viel zu tun in diesem P-Seminar. Mit den zwei vorgesehen Stunden pro Woche kommen die Schüler in der Tat nicht aus. Die Aufgabenbereiche sind aufgeteilt, die Aktionen vielfältig. So gibt es beispielsweise jeden Freitag vor den Ferien einen Waffelverkauf in der Schule. Paula kümmert sich darum. "Die Zutaten dafür werden gespendet, die Einnahmen gehen zu 100 Prozent an die Organsiation", sagt sie. In der Weihnachtszeit hatte Pauline den Überblick über die Tombola. "Dazu mussten Firmen angeschrieben werden, mit der Bitte, uns Gewinne zu spenden", sagt sie. Ebenfalls in diese Zeit fiel die Nikolausaktion, bei der jeder Schüler einen Nikolaus aus fairem Handel kaufen konnte. "Wir legen in diesem Seminar auch Wert auf Nachhaltigkeit", ergänzt Stephan Petry. Ergebnis: 350 Nikoläuse zu je zwei Euro wurden verkauft.
Drei wichtige Termine
Ganz konkret stehen nun drei Termine an, die die Schüler organisieren. Los geht es am Freitag, 13. April, mit einem Afrika-Abend in der Schule. Declan hat hier die Federführung übernommen. "Ich habe einen Bekannten aus Gambia", erzählt der Schüler. Der Erlös des Afrikaabends solle zum großen Teil für eine Solaranlage in dem kleinen westafrikanischen Land verwendet werden. Weitere Spenden werden an Partnerorganisationen wie "Ärzte ohne Grenzen" gehen. "Geflüchtete aus Westafrika werden an der Schule kochen", berichtet Declan von den Planungen. Es werde unterschiedliche Speisen und Getränke geben. Umrahmt werde die Veranstaltung von afrikanischem Tanz und Musik. Der Eintritt und das Essen sind frei. Aber natürlich hoffen die Schüler auf viele Spenden. Declans erklärtes Ziel: "Den Abend so groß machen wie es geht." Die Eltern seien bereits über Briefe informiert worden. Wer gerne an dem Afrikaabend teilnehmen möchte, kann sich per Mail an info@studentsstepforward.de anmelden. Die Anmeldung ist unverbindlich, ermöglicht den Schülern aber mehr Planungssicherheit. "Wir brauchen einen ungefähren Überblick, wieviele Gäste kommen", sagt Darya.
"Sportfest für den guten Zweck"
Weiter geht es am Mittwoch, 11. Juli. Für diesen Tag organisieren die Elftklässler einen Spendenlauf. Mit im Boot ist SOS Kinderdorf Campus. Die Schüler haben von der Schulleitung grünes Licht dafür bekommen, die ganze Schulfamilie einzubinden. Will heißen: Es wird den ganzen Tag für den guten Zweck gelaufen, jede erlaufene Runde wird von Sponsoren finanziert. Neben Sport wird es Essenstände geben und auch SOS Kinderdorf Campus wird mit einem Infostand vertreten sein. "Die Jugendlichen sind Veranstalter des Tages. Sie nehmen das Geld ein und geben 60 Prozent davon an SOS Kinderdorf. Die anderen 40 Prozent werden in den Bereichen Bildung und Lebenshilfe aufgeteilt", erklärt Stephan Petry. "Das ist sozusagen ein Sportfest für den guten Zweck."
Zwei Tage später, am Freitag, 13. Juli, geht es dann weiter mit einem Gala-Abend im Thomas-Mann-Gymnasium. "Die Organisation dieses Abends wäre eigentlich alleine schon ein ganzes P-Seminar", verdeutlicht Stephan Petry den Arbeitsaufwand der Schüler. Ein Drei-Gänge-Menü soll es an diesem Abend geben, Musiker aus Syrien werden mit dabei sein und die Elftklässler werden alle ihre Projekte vorstellen.
Außerdem angepackt wird das Thema Schulmerchandising. Hoodies, Tassen, T-Shirts, versehen mit dem Schullogo: Ein Sortiment aus zehn verschiedenen Produkten wird demnächst auf dem Campus für den guten Zweck verkauft. Bei der Wahl der Produzenten hätten die Schüler natürlich wieder Nachhaltigkeit und fairen Handel berücksichtigt, so Stephan Petry.
"Wir machen weiter"
Am Ende des Treffens hat der Lehrer noch eine gute Nachricht für seine Schützlinge: "Es haben sich für die kommende elfte Klasse genug Schüler in dieses P-Seminar eingetragen. Wir machen weiter." Die Schüler atmen erleichtert auf. Ihre Hilfsorganisation kann in die dritte Runde gehen. Es warten bestimmt wieder viele spannende Projekte auf die künftigen Elftklässler und viele Menschen, denen sie mit ihrem Einsatz helfen können. Es wartet allerdings auch viel Arbeit. Aber das wissen sie bestimmt schon. Egal.
Weitere Infos gibt es unter www.studentsstepforward.de im Internet.
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