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"Täter werden immer erfindungsreicher"

Simone Lang, Leiterin der Polizeiinspektion 29, erklärt die Tricks der Betrüger

Simone Lang leitet die PI 29 und appelliert an die Bürger: "Seien Sie wachsam und misstrauisch!" (Bild: tab)

"Auf dem Gebiet des Trickbetrugs gibt es keine Entwarnung." Darauf weist Simone Lang, Leiterin der Polizeiinspektion (PI) 29, hin. "Die Täter werden immer erfindungsreicher", warnt sie die Bürger. Sie würden sie sich beispielsweise am Telefon als Vertreter von Gewinnzentralen oder Anwälte ausgeben und ihre Opfer über einen angeblichen Gewinn informieren, den sie aber erst erhielten, wenn sie eine Vorauszahlung leisten. "Im Regelfall werden die Opfer um Überweisung des Geldes angehalten", so Lang. "Manchmal bleibt der Betrug zwar im Versuchsstadium stecken, es gibt aber auch Fälle, in denen Geld übergeben wurde."

Enkelttrick: "Seien Sie misstrauisch!"

Immer wieder erfolgreich sind die Täter beim sogenannten "Enkeltrickbetrug". Die Masche ist zwar bekannt, funktioniert aber trotzdem: Die Betrüger rufen meist bei Senioren an, geben sich als Enkel, Neffe oder sonstige Familienangehörige aus und berichten, dass sie dringend Geld benötigen. Oft wird ein Wohnungs- oder Autokauf oder auch ein persönlicher Notfall als Grund angegeben. "Es passiert leider, dass die Angerufenen zur Bank gehen und das Geld abheben", so Lang. Das könnten mehrere Tausend Euro sein. Im Anschluss werde das Geld dann einem angeblichen Freund des "Enkels", einem angeblichen Notar oder Mitarbeiter der Bank übergeben. Langs Appell an die Bürger: "Seien Sie wachsam und misstrauisch. Reden Sie mit Freunden, sensibilisieren Sie Ihren Bekanntenkreis für dieses Thema."

Betrüger immer perfider

Gleichzeitig weist die Polizeibeamtin darauf hin, dass die Tricks der Betrüger immer perfider werden. "Es kommt vor, dass sie ihren Opfern eine Telefonnummer geben, die entweder von der Polizei oder einem Anwalt sein soll. Dort sollen sich die Angerufenen rückversichern können, dass alles rechtens ist und das Geld übergeben werden kann. Wenn die Senioren dort anrufen, ist aber natürlich ein weiterer Betrüger im Apparat", erklärt Lang und warnt dringend davor, irgendwelche Zahlungen zu leisten. "Geben Sie auch keine persönlichen Daten her", so Lang. Wer einen verdächtigen Anruf erhalte, solle sich auf jeden Fall mit der Polizei in Verbindung setzen.

"Erstatten Sie Anzeige!"

"Erstatten Sie Anzeige, wenn Sie Opfer eines Trickbetrugs geworden sind", so ihr Rat. Falsch sei es, aus Scham zu schweigen. Auch an die Banken appelliert die Polizeirätin, aufmerksam zu sein, wenn eine ältere Person plötzlich einen hohen Geldbetrag abheben wolle. "Wir sind auf die Hilfe aller angewiesen, um diesen Betrügern das Handwerk zu legen. Deswegen lieber einmal zu viel die 110 wählen."

Fremde wollen "falsche" Scheine

Eine weitere, sich offenbar etablierende Variante der Betrüger ist, überwiegend ältere Bürger anzurufen, sich als Kriminalbeamte auszugeben und sie unter anderem um Mithilfe bei der Ergreifung eines vermeintlichen Geldfälschers zu bitten. Dabei werden die angerufenen Personen aufgefordert, ihre zu Hause befindlichen Geldscheine zu sichten und die Nummern der einzelnen Scheine zu übermitteln, die dann vom „Kriminalbeamten“ als gefälscht erkannt werden. In der Regel werden dann die Bürger aufgefordert, die „falschen“ Scheine einem Kollegen zu übergeben, der in Kürze bei ihnen vorsprechen würde. Nicht selten kommt es auch vor, dass die Geschädigten aufgefordert werden, zur ihrem Geldinstitut zu gehen, Geld abzuheben und die Nummern der Scheine erneut anzugeben, die sich dann selbstverständlich ebenfalls als „gefälscht“ herausstellen. Die Schadensummen belaufen sich auch hier nicht selten auf mehrere Tausend Euro.


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