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Nicht alles geht unter einen Hut

Fußgängerampel an der Neurieder Straße bekommt nicht mehr Grün

Die grünen Ampelmännchen wird nicht länger laufen. (Bild: job)

An der Ampel Graubündener Straße / Neurieder Straße kann Fußgängern keine längere Grünphase gegeben werden. Das hat das städt. Mobilitätsreferat dem Bezirksausschuss im Münchner Süden mitgeteilt, der um eine Prüfung gebeten hatte. Eine längere Grünphase würde andere Steuerungsziele im Kreuzungsberich gefährden. Solch vielschichtige Zusammenhänge, wie sie am Schweizer Platz bestehen, lassen oft keine besseren Lösungen zu, erklärten die Fachleute.

Verkehrsexperten erklären die Lage

Dem Bezirksausschuss legten die Verkehrsexperten diese Zusammenhänge am Schweizer Platz detailliert vor:

Die Neurieder Straße stellt mit einer Verkehrsbelastung von rund 40.000 Fahrzeugen täglich eine bedeutende Ost-West-Verbindung dar. Auch als wichtiger Umsteigepunkt zwischen der U3 und etlichen städtischen sowie regionalen Buslinien hat der Verkehrsknoten Graubündener / Neurieder Straße eine über das Stadtgebiet hinausreichende wichtige Funktion.

Sicherheit geht vor

Im Rahmen der ÖPNV-Beschleunigung können die Buslinien Einfluss auf den Programmablauf der Ampel Graubündener / Neurieder Straße nehmen. Während der Hauptverkehrszeiten kommt die Ampelanlage an ihre Leistungsgrenze. Aufgrund der starken Linksabbiegebeziehung aus der Graubündener Straße in die östliche Neurieder Straße (Richtung Autobahn) erachtet es das Mobilitätsreferat aus Gründen der Verkehrssicherheit für erforderlich, die Fußgängerfurt nicht zeitgleich mit den Linksabbiegern aus der Graubündener Straße freizugeben.

Somit ergibt sich an der Ampel Graubündener / Neurieder Straße eine getrennte Freigabe der beiden Verkehrsströme. Diese getrennte Freigabe bedeute einen zusätzlichen Schutz für die an der Furt querenden Fußgänger, senkt jedoch zwangsläufig auch die Leistungsfähigkeit an diesem zeitweise hoch belasteten Knoten.

Ein Eingriff hier verändert alles dort

Um Ampeln miteinander koordinieren zu können, ist es erforderlich, dass alle Signalprogramme aller zusammenhängender Ampeln identische Umlaufdauern (also die Zeit für eine komplette Schaltung von Grün zum nächsten Grün) besitzen. Daher ist auch die Umlaufdauer der Ampel Graubündener / Neurieder Straße nicht frei abänderbar.

Längeres Grün für eine Verkehrsbeziehung könne somit nur zu Lasten der Grünphase einer anderen Verkehrsbeziehung realisiert werden. Im konkreten Fall würde dies zwangsläufig zu einer deutlich reduzierten Leistungsfähigkeit des Gesamtknotens führen.

Querung ist ohne Eile möglich

Das Mobilitätsfeferat erinnerte an die Bedeutung von Grün- und Rotlicht an Fußgängerampeln: Leider sei vielen Verkehrsteilnehmern nicht bekannt, dass zum Queren einer Fahrbahn nicht nur die Grünzeit zur Verfügung steht, sondern stets die nachfolgende Rotphase eine "Schutzzeit" beinhaltet, die es ermöglicht, eine beim Umschalten begonnene Querung sicher und ohne übertriebene Eile zu beenden. Das Grünlicht bedeute, dass Fußgänger ihre Querung beginnen und die Fahrbahn betreten dürfen. Die Annahme, dass während der Grünzeit die komplette Fahrbahn überquert werden muss, sei nicht zutreffend. Die Schutzzeit stehe ebenfalls zur Verfügung und ermöglicht immer, die Querung der Fahrbahn zu vollenden. Somit sollte es auch für mobilitätseingeschränkte Personen möglich sein, die Fahrbahn sicher und ohne übertriebene Eile komplett zu queren.

Viele Interessen, ein Kompromiss

Das Mobilitätsreferat werde weiterhin versuchen, einen gerechten Ausgleich zwischen den zumeist recht unterschiedlichen Interessenlagen der einzelnen Verkehrsteilnehmer zu erzielen. Mit zunehmender Verkehrsbelastung bzw. mit Zunahme der baulichen Komplexität der Kreuzungsbereiche werde es aber immer schwieriger, einen von allen akzeptierten Interessenausgleich herzustellen.

So komme es auch an der Ampel Graubündener / Neurieder Straße zu einem Konflikt zwischen dem Wunsch nach längeren Fußgängerfreigabezeiten, der nötigen Leistungsfähigkeit des verkehrsreichen Knoten über eine möglichst lange Tageszeit sowie der vom Stadtrat beschlossenen ÖPNV-Beschleunigung. Die derzeitige Signalschaltung am Schweizer Platz sei letztlich auch "nur" ein Kompromiss zwischen diesen unterschiedlichen Interessen, so ds Mobilitätsreferat.


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