Neuer Mittelpunkt
Am Sonntag weiht Kardinal Marx den Altar in Heilig Kreuz
Am Sonntag, 8. April, wird in einem Gottesdienst um 9.30 Uhr die neue „liturgische Ausstattung“ der Kirche Hl. Kreuz Forstenried (Forstenrieder Allee 180) durch Kardinal Reinhard Marx geweiht. Der Festgottesdienst wird in den benachbarten Pfarrsaal übertragen, da der Innenraum der barocken Kirche nicht für alle Besucher Platz bietet. Zudem haben zahlreiche Abordnungen von Ortsvereinen ihr Kommen angekündigt. Bei einem anschließenden Stehempfang haben Gemeindemitglieder und Gäste die Möglichkeit zum Feiern, zu Begegnung und Gespräch.
Die katholische Kirche Hl. Kreuz ist vor allem bekannt für ihr romanisches Kreuz aus dem 12. Jahrhundert. Bereits im Zuge der letzten Kirchenrenovierung wurde die Pfarrei durch den Fachreferent des Kunstreferats des Erzbistums München und Freising, Alexander Heisig, auf die kunsthistorisch außerordentlich wertvolle Ausstattung der Kirche hingewiesen. Die bisherige liturgische Ausstattung, die bis jetzt aus verschiedenen Provisorien bestand, werde – so Heisig - den Kostbarkeiten der Kirche nicht gerecht. Die Kirchenverwaltung hat sich deshalb in den letzten Jahren mit einer Neugestaltung des Altarraumes beschäftigt: Es wurden zahlreiche Kirchen als Beispiele besichtigt; mit Studenten der Kunsthochschule wurden Vorschläge erarbeitet. Letztendlich fiel die Wahl auf einen Entwurf der Kunstschmiede Bergmeister.
Viele Schultern tragen das Leben
Der ausführende Künstler Matthias Larasser-Bergmeister wählte als Material helle Bronze. Die ovale Platte ruht auf einzeln gedrehten Fachprofilen, die an einer kreuzförmigen Grundplatte angesetzt sind. Der Künstler erläutert, dass der geschlossene Altarkörper durch die Profile filigran aufgelöst, lichtdurchlässig und leichter wird. Er fügt sich dadurch gut unter den Hochaltar ein, wirkt darunter aber nicht zu schlicht, sondern weist mit den gedrehten Profilen auf das Kreuz hin. Gleichzeitig verweisen die vielen Bänder darauf, dass das Leben der Gemeinde auf vielen Schultern ruht und von vielen getragen werden soll. Die übrigen Gegenstände der liturgischen Ausstattung sind stilistisch an den Altar angepasst - und geben dem Altarraum ein einheitlich gestaltetes Bild.
Zeitgemäße Abrundung
Die Kirchenverwaltung und der Pfarrgemeinderat verstehen die Investition als Beitrag der heutigen Gemeinde und ihres Glaubensverständnisses zu den künstlerischen Beiträgen der vergangenen Generationen: „zur größeren Ehre Gottes“ und zur Betonung der besonderen Bedeutung des Kirchenraumes. Die neue Ausstattung des Altarraums kann so zu einem zeitgemäßen und stilistisch abgerundeten Zentrum der gottesdienstlichen Feiern werden, mit denen sich moderne Christen identifizieren können. Die Kosten werden weitgehend durch Rücklagen von der Innenrenovierung der Kirche gedeckt. Für den Rest hofft die Gemeinde auf Spenden - gerne können sich auch am Tag der Einweihung Spendenwillige an den Kosten beteiligen.
Was ist eine liturgische Ausstattung?
Mit "Liturgie" bezeichnet man die Zeremonien der Gottesdienste. Dafür benötigen christliche Gemeinden verschiedene Dinge wie z.B. Altar, Ambo (das Pult, an dem Lesungen und Evangelim vorgetragen werden), Leuchter für die Osterkerze, Kredenz (der Gabentisch, auf dem beim Gottesdienst u.a. Kelch, Messkännchen für Messwein und Wasser bereitliegen) und Sedilien (Sitze der Priester und Ministranten). Diese Gegenstände gehören zur "liturgischen Ausstattung".
Viele Spuren in Kirchen ringsum
Die seit 60 Jahren existierende Ebersberger Kunstschmiede Bergmeister hat zahlreiche sakrale Kunstwerke geschaffen. Darunter sind das 16 Meter hohe Kirchenkreuz aus Cortenstahl vor dem Neurieder Pfarrzentrum und den Tabernakelschrein aus Bronze in der Kirche, die 22 Kapellengittern der Frauenkirche, die Neugestaltung der sakralen Ausstattung in Herz Jesu (mit Marien-Andachtsort, Tabernakelstele, Weihwasserschalen, Osterleuchter und Kredenztisch) aus Messing-Rundstäben und die Neugestaltung des Tauforts von St. Andreas an der Zenettistraße (im Kapellenraum am Eingang).
Wertvolle "Leihgabe"
Das Forstenrieder Kruzifix gehört zu den wertvollsten romanischen Großkreuzen in Bayern. Seit 1229 wird dieses Kreuz in Forstenried verehrt. Mit seiner Art der Christusdarstellung (beide Füße des Heilands sind mit demselben Nagel befestigt) ist es eines der ersten im gesamten deutschen Sprachraum.
Dieses Kruzifix wurde um 1170 geschaffen und stammt aus Andechs; als im Jahr 1208 die Herzöge von Andechs-Meranien in Verdacht gerieten, bei der Ermordung Königs Philipp II. ihre Finger im Spiel gehabt zu haben, wurde die Burg Andechs zerstört. Das Kruzifix aus der Burgkapelle (dort entstand später Kloster Andechs) wollte man vorher nach Seeon in Sicherheit bringen. Doch just in Forstenried machten die Zugtiere schlapp und so behielt man das wertvolle Stück einfach hier.
Dem seither Forstenrieder Kreuz wurden zahlreiche Heilungen zugesprochen. Vor allem nach dem Dreißigjährigen Krieg war es Ziel vieler Wallfahrten - bis aus Tirol kamen die Pilger. Seit 1986 befindet sich das Gnadenkreuz wieder in einem Rundtempel am Hochaltar der Kirche.
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