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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Neue Idee soll altes Problem lösen
Bürgergremium stellt sich mit knapper Mehrheit hinter "shared space" im Dorfkern
Um den Verkehr im Dorfkern zu beruhigen, soll dieser zum "shared space" umgestaltet werden - also zu einem Straßenraum, in dem vom zu Fuß gehenden Schulkind bis hin zu Lkw-Durchgangsverkehr und Linienbus alle den Straßenraum gleichrangig und miteinander nutzen. Das hat der Bezirksausschuss im Münchner Süden (BA 19) angeregt und damit einen Vorschlag der SPD angenommen. Bei der Umplanung der Forstenrrieder Allee dürfe es dabei keine "Denkverbote" geben, meinte Hannelore Prechtel (SPD), auch Einbahnregelungen sollten geprüft werden. Dorle Baumann unterstrich, "shared space" könne die Lebensqualität der Bürger erhöhen. Seit Jahrzehnten leide der Dorfkern unter dem Verkehr. "Wir wollen diese Idee wenigstens mal in den Raum stellen", erläuterte Baumann und erinnerte an die Unzufriedenheit mit dem Verkehrskonzept, das die Stadtverwaltung vorgelegt habe. Das sei "ein Schuss in den Ofen" gewesen, beklagte Baumann.
Idee kommt aus der Bürgerwerkstatt
Die SPD unterstrich, dass die "shared space"-Idee ein Vorschlag der Bürger aus dem Workshop Forstenried sei. Bei dieser Bürgerwerkstatt seien die Forderungen nach Verbesserungen der Verkehrsverhältnisse im Dorfkern besonders dringlich gewesen - vor allem, weil die Engstelle am Derzbachhof / Pfarrheim eine Gefährdung für Radfahrer,
Fußgänger und Schulkinder sei.
"Kein Experiment mit Schulkindern starten"
Genau deswegen gab es in dem Bürgergremium aber auch große Kritik an dem Vorschlag. Henriette Holtz (Grüne) und Anke Sponer (CSU) befürworten beide das Konzept "shared space" zwar grundsätzlich - aber nicht im Forstenrieder Dorfkern, wo sich auch die Grundschule befindet. "Diese Stelle ist ungeeignet dafür", unterstrich Holtz.
Claudia Küng (CSU) wies darauf hin, dass "shared space" nur Sinn mache, wo ein Gleichgewicht zwischen allen Verkehrsarten möglich sei. Das sei vor der Forstenrieder Schule mitnichten der Fall. Sie forderte, "kein Experiment mit unseren Schulkindern starten!" Das nötige Gleichgewicht sieht auch Loraine Bender-Schwering (Freie Wähler) im Dorfkern nicht: Hier befindet sich die Feuerwache, von der die Wehr zu ihren Einsätzen ausrücke. Auch die Polizei warnte: Der Dorfkern sei als "shared place" ungeeignet, weil dies die Schulwegsicherheit berühre.
Welcher Weg verspricht mehr Erfolg?
"'Shared space' vor der Schule kann ich mir nicht vorstellen", meinte auch BA-Vorsitzender Ludwig Weidinger (CSU). Er wandte sich dagegen, bei der altbekannten Verkehrsproblematik im Viertel von vorne anzufangen. Die Stadt solle besser das bisher Versprochene endlich umsetzen und z.B. die nach dem Stäbli-Durchstich-Aus 2013 verkehrstechnische Untersuchung vorlegen. Peter Sopp (Grüne) zeigte sich neuen Ideen dagegen nicht abgeneigt und sprach sich dafür aus, Verbesserungen Schritt für Schritt nzugehen. Und dazu gehören für die SPD auch ganz neue Ideen wie "shared space": Solche Bürger-Vorschläge dürfe man "nicht gleich zerfleddern", bekräftigte Hannelore Prechtel (SPD).
Das Bürgergremium stimmte der "shared space"-Idee für den Dorfkern mit 18 gegen 15 Stimmen zu.
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