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Kameraden mit Kautschukmützen

Freiwillige Feuerwehr Forstenried seit 1872 im Einsatz - Interessenten willkommen

Die Mannschaft der Freiwilligen Feuerwehr Forstenried im Jahr 1899. In der Mitte ist Bürgermeister Glas (mit Hut). (Bild: FFW Forstenried)

Es ist ein schöner Herbsttag, die warme Oktobersonne taucht das Laub in goldenes Licht. Man schreibt das Jahr 1872, Sonntag. Forstenrieds Bürgermeister Glas betritt das Streichersche Gasthaus (heute Alter Wirt), zupft sich nochmal die Joppe zurecht und begrüßt den Ökonom Kaspar Wastian. Dann treten sie in den Garten hinaus. Die beiden treffen sich hier nicht zum Frühschoppen. Die beiden haben eingeladen. Denn Wichtiges steht an: die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Nach und nach strömen Anwesensbesitzer und ledige Burschen ein.

50 Mitglieder auf einen Schlag

So in etwa könnte sich jener Oktobersonntag im Jahr 1872 abgespielt haben. Man weiß es nicht genau. Fest aber steht: An diesem Tag wurde die Freiwillige Feuerwehr Forstenried gegründet. Mehr als 50 Mitglieder traten ihr bei, die Kaspar Wastian einstimmig zu ihrem Kommandanten wählten. Zur Gründung gab es eine Druckspritze. Ein Jahr später, am 1. Oktober, 1873 wurde die Wehr in den Landesverband der Freiwilligen Feuerwehr eingetragen. Fließendes Wasser gab es damals im Ortsgebiet noch nicht, die Mannschaft musste aus vier Weihern schöpfen. Erst im Jahr 1910 baute die Gemeinde ein Wasserrevoir für Löschzwecke. Seit 1881 hatte die Freiweillige Feuerwehr ein kleines Gerätehaus in der Forstenrieder Allee 185.

Die Uniformen der Feuerwehrmänner bestanden in den Anfängen aus Kautschukmützen. Nur die wenigsten Mitglieder konnten sich einen Uniformrock leisten. So ging es mit dieser Ausstattung langsam voran. Die Gemeinde stellte Zuschüsse in erster Linie für die Anschaffung von Geräten zur Verfügung. Zum 25-jährigen Bestehen der Wehr wurde am 9. Juli 1897 eine Standarte geweiht. 383 Reichsmark kostete das gute Stück, das dank Spenden aus der Bevölkerung finanziert werden konnte. 1927 erhielt die Wehr eine moderne Motorsaugdruckspritze mit Mannschaftswagen und einer hohen Stehleiter. Auch ein großer Teil der Mannschaft bekam zu diesem Zeitpunkt Uniformröcke.

Im Dritten Reich verboten

Am 1. Juli 1935 wurde die Freiwillige Feuerwehr Forstenried aufgelöst. Im Dritten Reich waren sämtliche Feuerwehren verboten und wurden durch eine militärische Organisation ersetzt. Erst nach Kriegsende 1945 wurde in Forstenried wieder eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Als Erstausstattung stand einzig ein Löschgruppenfahrzeug LF8 mit einem Tragkraft Spitzenanhänger zur Verfügung.

Durch den Bau der Trabantenstädte Fürstenried West und Ost und Neuforstenried sowie durch den Ausbau der Olympiastraße nahm die Zahl der Einsätze in den 1960er Jahren stark zu. In den 1970er Jahren musste das Ausbildunsspektrum den gestiegenen Anforderungen an eine Großstadtfeuerwehr angepasst werden. Ein echter Meilenstein war die Einführung des schweren Atemschutzes bei der Freiwilligen Feuerwehr. Hinzu kam unter anderem auch die Ausbildung in Erster Hilfe. All das machte den Bau eines neuen Gerätehauses dringend erforderlich. Ende 1977 wurde mit dem Neubau in der Forstenrieder Allee 177 begonnen, am 4. Mai 1979 schließlich wurden die Schlüssel übergeben.

Für 45.000 Einwohner da

Das Einsatzgebiet der Abteilung Forstenried erstreckt sich entlang der Wilhelm-Busch Straße bzw. Gulbranssonstraße und weiter entlang der Rohrauerstraße bis zur Boschetsrieder Staße, auf der anderen Seite bis zur Herterichstraße. Südlich endet das Einsatzgebiet an der Stadtgrenze und westlich in der Trabantenstadt Fürstenried-West ebenfalls an der Grenze zu Neuried. Im Norden ist die Autobahn A 95 die Grenze. Die Autobahn fällt bis zum Luise-Kiesselbach-Platz, auf der anderen Richtung bis zum Parkplatz Oberdill in die Zuständigkeit der Wehr. "Mit dem Verkehrssicherungsanhänger decken wir auch die Autobahn A 96 beidseitig vom Mittleren Ring bis nach Gräfelfing ab. Darüber hinaus werden wir zu größeren Einsatzlagen in ganz München und auch über die Stadtgrenzen hinaus gerufen", erklärt Abteilungsführer Thomas Engel. "In unserem primären Einsatzgebiet befinden sich Häuser aller Gebäudeklassen mit rund 45.000 Einwohnern, diverse Hochhäuser, vier U-Bahnhaltestellen, zwei Autobahnen, das Schloss Fürstenried aus dem Jahr 1715, drei Seniorenpflege-Einrichtungen, viele Gewerbebetriebe, diverse Hotels und acht Schulen aller Schulformen."

Nachwuchs gibt es

Insgesamt verrichten 29 Einsatzkräfte (27 Männer und 2 Frauen) Dienst in der Abteilung Forstenried. Akute Nachwuchssorgen, so Thomas Engel, habe die FFW Forstenried nicht. Ein Teil des Nachwuchses komme aus der Jugendfeuerwehr. Die Jugendlichen lernten dabei spielerisch das Thema Feuerwehr und den Gedanken des Teamworks kennen. "Mit dem 16. Lebensjahr und Abschluss des Feuerwehrgrundlehrganges Teil 1 werden sie in einer Art ,Praktikantenstelle' an die Einsatzabteilungen übergeben. Hier lernen sie dann alles Wichtige für den Einsatzdienst und könne zwei Jahre an Einsätzen teilnehmen, jedoch nie im so genannten Gefahrenbereich. Mit Vollendung des 18. Lebensjahr wechseln sie dann komplett in die Zuständigkeit der Einsatzabteilung und beginnen die dreijährige Grundausbildung", erklärt Thomas Engel.

Hohe Leistungsbereitschaft

Den größte Teil des Nachwuchses generiert die Abteilung aus Direkteinsteigern und vermehrt Personen, die bereits eine Feuerwehrausbildung aus anderen Feuerwehren mitbringen und wegen eines Studiums oder Berufswechsels in die Landeshauptstadt kommen. "Insbesondere Personen mit Feuerwehrvorbildung sind natürlich ein Riesenvorteil für uns", betont Thomas Engel. "Uns ist es sehr wichtig, eine homogene Truppe, die durch einen hohe Leistungsbereitschaft und einen großen Wissensschatz professionelle Feuerwehrarbeit abliefert, zu stellen."

Die FFW Forstenried freue sich über jeden Interessierten. "Jeder, den das Thema interessiert, kann es auch mit seinem beruflichen und privaten Leben vereinbaren, so haben wir Wirtschafts-, Maschienen-, Bau- und Brandschutzingenieure, selbständige Handwerker und Händler, Angestellte im öffentlichen Dienst, Erzieherinnen, Studenten, Schüler, Auszubildende und Kaufleute, aber auch dreifache Familienväter in unseren Reihen", so der Abteilungsführer.

Weitere Infos unter www.feuerwehr-forstenried.de im Internet.


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