"Ist uns Mahnung und Auftrag"
Gedenkveranstaltung für die Opfer des 9. November 1938
Unter dem Motto "Jeder Mensch hat einen Namen" organisiert der Bezirksausschuss im Münchner Süden (BA 19) an zentralem Ort im Stadtbezirk eine Namenslesung für die Münchner Opfer der Reichskristallnacht, des 9. November 1938. Einen entsprechenden Antrag der SPD Fraktion haben die Lokalpolitiker einstimmig beschlossen. Kosten der Gedenkveranstaltung werden aus dem Budget der Beauftragten gegen Rechtsextremismus gedeckt.
"An jene erinnern, die ihr Leben verloren"
In der Begründung des Antrags führt das Gremium aus: "In der Nacht von 9. auf 10. November 1938 brannten in Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei die Synagogen. Es ist der Tag, an dem organisierte Schlägertrupps jüdische Geschäfte und Gotteshäuser in Brand setzten. Es ist der Tag, an dem tausende Juden misshandelt, verhaftet und getötet wurden. Spätestens an diesem Tag konnte jeder in Deutschland sehen, dass Antisemitismus und Rassismus bis hin zum Mord staatsoffiziell geworden waren. Diese Nacht war das offizielle Signal zum größten Völkermord in der Geschichte der Menschheit. Diese Nacht ist uns Mahnung und Auftrag" – auch und gerade in Zeiten, in denen völkische Ideologien das öffentliche Erinnern an die Vernichtung der Juden diffamierten und ein Ende der Erinnerung forderten.
Etwa 1.000 Männer aus München wurden als "Aktions-Häftlinge" in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Über 30 von ihnen kamen nachweislich ums Leben. 22 weitere jüdische Münchner nahmen sich in diesen Tagen das Leben. Für sie sei Suizid ein letzter, verzweifelter Ausweg gewesen. Das Gremium bekennt: "Wir wollen an jene Menschen, die durch das Novemberprogramm ihr Leben verloren, erinnern, ihrer gedenken und ihre Namen nennen."
Der genaue Veranstaltungsort für die Namenslesung am Donnerstag, 9. November, steht noch nicht fest. Der BA 19 berät sich im Unterausschuss Kultur und unterrichtet Interessierte im Anschluss.
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