Ist das Kunst?
Kein Zuschuss für Schützenwand-Projekt
"Das Buntlack-Team verkörpert den originalen Graffiti-Lifestyle. Subversive Straßenkunst, die man sonst nur auf Zügen oder Wänden findet" – so ist es auf der Homepage des Street Art Kollektivs "Buntlack" zu lesen. Mit farbigen Werken wollen die Künstler auch die "Schützenwand" der Hauptschützengesellschaft (HSG) München an der Zielstattstraße 6 schmücken. Schützen, Anwohner und Spaziergänger sollen beste Spraytechnik auf großer Fläche zu sehen bekommen. Um diese Idee realisieren zu können, braucht es finanzielle Unterstützung. 5.000 Euro Bezuschussung hat "Buntlack" im Bezirksausschuss im Münchner Süden (BA 19) angefragt.
Für die Lokalpolitiker Anlass zur Diskussion. Peter Sopp von den Grünen, Vorsitzender des zuständigen Unterausschusses Budget im BA 19: "Aufgrund der Lage der 'Schützenwand' erachte ich es als nicht sinnvoll, hier mit vollen 5.000 Euro zu bezuschussen." Dorle Baumann, SPD, formulierte Sopps vorsichtig angesprochene Bedenken deutlicher: "An dieser Stelle sieht das keine ....(Anmerk. d. Red.: nicht zitierfähig)." Es erschließe sich ihr nicht, warum Street Art für die Allgemeinheit unterstützt werden solle, wenn die Allgemeinheit diese nicht sehe.
"Ökologisch ist das nicht"
So drastisch verneinen wollte Sopp dann doch nicht: "Spray-Kunst ist innovativ, sie generiert hohe Aufmerksamkeit. Wir haben die Chance, unser Viertel zu einer Street Art Area zu machen." Eventuell seien Führungen zu den Kunstwerken anzubieten, so würde ein dauerhaftes Projekt aus dem Angebot. "Einen solchen Ansatz könnten wir mit 3.000 Euro unterstützen." Die Mitglieder der CSU im Gremium nahmen weniger an der Lage und mehr am Motiv des geplanten Kunstwerks Anstoß: "Da wird riesengroß das Logo der HSG aufgesprayt. Man wird schon genau hinsehen müssen, um sagen zu können: 'Das ist Kunst'." Reinhold Wirthl, ebenfalls von der CSU, hatte ein weiteres Problem erkannt: "Von dem Geld werden 2.000 Spraydosen gekauft, ökologisch ist das nicht." Andrea Barth von der SPD hielt dagegen: "Street Art hat eine so hohe Verbreitung, auch über soziale Netzwerke. Das macht unseren Bezirk deutlich attraktiver."
Eine einheitliche Linie fanden die Lokalpolitiker auch nach längerem Austausch nicht. Schließlich wurde abgestimmt: Mehrheitlich entschied sich das Gremium gegen die Bezuschussung. Ob die "Schützenwand" dennoch gestaltet werden kann, steht bisher nicht fest. Unter http://www.bunt-lack.de/ gibt es im Internet weitere Informationen zum Künstlerkollektiv.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH