„Ich stehe nicht auf verschwurbelte Ausdrücke“
Ist ein „Inklusionsbeauftragter“ besser als ein „Behindertenbeauftragter“?
Gerade erst hatte der Bezirksausschuss im Münchner Süden (BA 19) seine Arbeitsgruppen (Unterausschüsse) für Baumschutz und für Verkehr umbenannt; in der jüngsten Sitzung stand nun die Umbenennung des Beauftragten für Menschen mit Behinderungen an. Dieser soll, so haben es bereits einige andere Bezirksausschüsse entschieden, „Beauftragte/r für Inklusion“ heißen. Im BA 19 stieß der Vorschlag auf ein geteiltes Echo.
Für wen ist er gedacht?
„Behinderte stellen sich unter einem Behindertenbeauftragten eher einen Ansprechpartner vor als unter einem Inklusionsbeauftragten“, meinte BA-Vorsitzender Ludwig Weidinger (CSU).
Inklusion war auch bisher schon Aufgabengebiet der Behindertenbeauftragten: Die Satzung, in der die Aufgaben der Bezirksausschüsse und ihrer Funktionsträgerfestgelegt sind, heißt es zu ihm: Er "soll die Belange von Menschen mit Behinderungen im Stadtbezirk aufgreifen und bei der Realisierung eines inklusiven Stadtbezirkes unterstützend wirken."
Michael Kollatz (SPD) warb dafür, beim bisherigen Begriff „Behindertenbeauftragter“ zu bleiben. „Inklusion“ richte sich an alle und sei Aufgabe sowohl für Behinderte als auch Nichtbehinderte. Der BA wolle mit seinem Beauftragten aber keinen Ansprechpartner für alle, sondern explizit für die Anliegen der behinderten Bürger im Viertel.
Polina Gordienko (SPD) ergänzte, Inklusion sei auch eine Aufgabe der Kinder- und der Jugendbeauftragten. Ein zusätzlicher Inklusionsbeauftragter hätte daher gar kein originäres Aufgabengebiet.
Das meinte auch Kinderbeauftragte Monika Reim (SPD). Sie unterstrich: „Inklusion gehört für mich in meinem Aufgabengebiet dazu.“ Gebe sich der BA einen Inklusionsbeauftragten, müsse er eigentlich die Ämter der Kinder- und der Jugendbeauftragten abschaffen.
"Nicht am Alten festhalten"
Richard Panzer (parteilos) erklärte die Gegenposition: „Behinderung ist ein negativer Begriff und und grenzt aus. Das Ziel der Inklusion ist wichtiger. Lasst und doch dieses Ziel beschreiben!“
Juri Wostal (Grüne) unterstützte diese Position und rief dazu auf, mit der Umbenennung in Integrationsbeauftragter „in die Zukunft zu schauen.“
„Wagen wir einen Schritt nach vorne“, meinte auch Loraine Bender (Freie Wähler), „halten wir nicht am Alten, Feststehenden fest!“
Es bleibt wie es ist
„Ich stehe nicht auf verschwurbelte Ausdrücke“, hielt dem Claudia Küng (CSU) entgegen. „Man muss Dinge, die klar benannt sind, nicht ändern!“ Küng wies auf die Perspektive der Behinderten hin: „Ich will nicht 'inkludiert' werden, ich will einen Ansprechpartner haben!“ Die Mehrheit im BA 19 sah es ebenso. Dessen Behindertenbeauftragter (da ist gegenwärtig Willi Armbruster) wird daher weiterhin ein Behindertenbeauftragter sein.
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