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Für eine lebenswerte Stadt

37 Bürgerinitiativen diskutierten über die richtige Zukunftsstrategie für München

Vertreter von Bürgerinitiativen und Vereinen diskutierten über die richtigen Zukunftsstrategien für München. (Bild: Evelyn Göpfert)

"Immer dichter, teurer, grauer?": Die Frage nach der richtigen Zukunftsstrategie für München stellten sich kürzlich rund 120 Organisationsvertreter, Landtagsabgeordnete, Stadträte, Bezirksausschussmitglieder und Bürger im Forstenrieder Bürgersaal. 37 Gruppierungen aus ganz München präsentierten an Infoständen ihre Projekte im Bereich verkehrlicher, sozialer oder baulicher Infrastruktur. Geladen hatte das "Forum Lebenswertes München", eine Arbeitsgruppe von rund 50 Vereinen und Initiativen.

"Themen voranbringen"

In seinem Grußwort würdigte Kultusminister Michael Piazolo die Veranstaltung: "Nur durch diese Art der Vernetzung erreicht man die Power, um Themen zu platzieren und voranzubringen. Das Thema Nachverdichtung in München ist ein brisantes und muss intelligent unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger gesteuert werden, um ein lebenswertes München zu sichern."

Etwa die Hälfte der Aussteller waren Mitwirkende des "Forum Lebenswertes München", unter anderem das Bündnis Gartenstadt München, das Bündnis Bezahlbares Wohnen und der BUND Naturschutz in Bayern, Kreisgruppe München. Die andere Hälfte waren Münchner Initiativen, auch dabei das "Forum München". Die Initiatorin Gisela Krupski, freute sich über die große Resonanz bei den politischen Vertretern. In der Eröffnungsrede mahnte sie zum respektvollerem Umgang mit den ökologischen Ressourcen der Stadt.

Vorbild Dresden

In Kurzvorträgen stellten fünf Referenten wachstumsrelevante Auswirkungen aus verkehrlicher, baulicher und ökologischer Sicht vor. Anke Sponer vom Verein Verkehrsberuhigung zeigte die Chancen einer gesundheitsfördernden Stadtgestaltung für München als Modell-Stadt auf. Mittels aktueller Studien erklärte sie den Einfluss der Stadtgestaltung auf Mobilitätsverhalten, körperliche Aktivität, mentale Gesundheit, Inklusion, Adipositas- und Diabetes-Risiken. Reinhard Sajons vom "Denkmalnetz Bayern" forderte als Verwaltungsjurist die schnellstmögliche Etablierung von städtebaulichen Instrumenten zur Erhaltung der gewachsenen Stadtbilder. Die Anwendung der stadtgestalterischen Erhaltungssatzung müsse angewendet werden, wie das Städte wie Dresden erfolgreich vormachen. Eine Rahmenplanung reiche wegen ihrer Unverbindlichkeit nicht aus.

"Sorglosigkeit und fehlende Strategien"

Stadtrat Tobias Ruff mahnte als Gewässerökologe zum besseren Schutz der Isar. Vermüllung, Einleitung von Schadstoffen und übersteigerter Freizeittourismus müsse dringend Einhalt geboten werden. Die städtische Biodiverstätsstrategie kommentierte er damit, dass München Weltmeister in der Herstellung von Hochglanzbroschüren sei, die praktische Umsetzung aber kaum folge. Christian Hierneis, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Bund Naturschutz Bayern e.V., Kreisgruppe München, attestierte der Stadt Sorglosigkeit und fehlende Strategien, um Münchens Umwelt und Lebensqualität auch zukünftig zu sichern. Stattdessen bedrohe die ungezügelte Expansion Luftqualität, Verkehr, Artenvielfalt und Energieversorgung. Michael Schrödl von der Zoologischen Staatssammlung München schloss die Vortragsreihe mit einer globalen und lokalen Sicht auf das massive Artensterben. Im Stadtgebiet halbiere sich bis 2050 die Zahl der Tierarten wenn die ökologisch kostbaren Flächen weiterhin mit gleicher Geschwindigkeit verschwinden.

In der anschließenden Fragerunde ging es vor allem um die große Sorge um die langfristige Entwicklungsprognose, dass München in humaner und ökologischer Sicht als lebenswerte Stadt erhalten werden kann. Das Fazit für die Beteiligten lautete: Ein Paradigmenwechsel in München ist dringend angebracht!


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