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"Eine Gemeinschaft, um leben zu können"

Erste Bewohner sind da: Mehrgenerationenprojekt an der Züricher Straße liegt im Zeitplan

Vor knapp zwei Jahren erfolgte auf dem Festplatz an der Züricher Straße der Spatenstich für ein gemeinsames Mehrgenerationenprojekt der Freien Waldorfschule Südwest (FWS) und der Münchner Wohnungsgenossenschaft Wogeno. Nun wurden die ersten Wohnungen bezogen.

"Hälfte des Hauses ist bezogen"

"Wir liegen im Zeitplan", sagt Peter Schmidt von der Wogeno. Zwar sehe das Areal noch nach einer Baustelle aus, aber die Hälfte des Hauses sei bezogen. Bis März sei der Bezug der insgesamt 74 Wohneinheiten abgeschlossen. "Außen müssen die Erdarbeiten beendet werden. Im Frühjahr werden Spielplätze und Pflanzen angelegt. Außerdem soll der Vorplatz öffentlich zugänglich gemacht werden", so Schmidt. Hier solle die Möglichkeit zum Treffen und Ausruhen geschaffen werden. "Der Mehrgenerationenplatz kann in Betrieb gehen", freut sich Schmidt.

Auf dem Areal, auf dem früher das Fürstenrieder Frühlingsfest stattfand, sollen Wohnen und Bildung miteinander verbunden und das Prinzip der Großfamilie wieder verstärkt ins Zentrum gerückt werden. "Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen", lautet ein afrikanisches Sprichwort, auf das FWS und Wogeno in diesem Zusammenhang gerne verweisen.

Dachterrassen für die Gemeinschaft

Zusätzlich zu ihren eigenen Wohnungen steht den Bewohnern der Anlage ein Gemeinschaftsraum zu Verfügung. Das Gemeinschaftsangebot wird durch Dachterrassen und Gästeappartments abgerundet. Im Nordteil des Hauses entsteht mit der Südbayerischen Wohn- und Werkstätten für Blinde und Sehbehinderte gGmbH eine Wohngemeinschaft, in der blinde und sehbehinderte Menschen eine Heimat finden. Platz für bis zu 20 Kinder und Jugendliche wird ebenfalls im Nordteil geschaffen. Die Kinder- und Jugend-Wohngemeinschaft wird vom heilpädagogisch-psychotherapeutischen Kinder- und Jugendhilfe e.V. (hpkj) betreut. "Die Wohngemeinschaften werden ebenfalls im März bezogen", sagt Schmidt.

Auch die Schule liegt im Zeitplan

Auch bei der Freien Waldorfschule Südwest geht es voran. "Im September vergangenen Jahres konnten wir mit zwei Kinderkrippengruppen und zwei Kindergartengruppen ins Kinderhaus einziehen", freut sich Anke Merk vom Vorstand der FWS. Ebenfalls bezogen sei das Grundschulgebäude, in dem neben den Klassen auch die Mensa und die Verwaltung untergebracht sind. "In diesem Kalenderjahr sind wir mit der Vorplanung für die Mittel- und Oberstufe beschäftigt. Wir müssen sehen, was brauchen wir und was können wir uns leisten", sagt Merk. Neben dem Schulgebäude sei eine Sporthalle sowie ein Theater geplant. Gebaut werden dürfe allerdings in diesem Jahr nichts. "Das hängt mit dem Schulfinanzierungsgesetz für Schulen in freier Trägerschaft zusammen. Wir haben eine vierjährige Bewährungsfrist und müssen in dieser Zeit ohne Zuschuss auskommen", so Merk. "Die Bagger dürfen ab 1. August 2016 anrollen."

Im Jahr 2010 hatte die FWS ihren Betrieb mit zwei Klassen aufgenommen. Bereits 2011/2012 konnte eine zusätzliche 1. und eine 3. Klasse starten. Unterrichtet wurden die Kinder in Holzpavillons. Inzwischen besuchen Schüler die Einrichtung bis zur siebten Klassenstufe.

"Wahlverwandtschaften" entstehen

Das Konzept des Mehrgenerationenprojekts geht auf. Darüber freut sich Anke Merk besonders. "Wir haben schon die ersten Bewohner, die sich zum Beispiel ehrenamtlich in der Betreuung engagieren. Für die Mensa haben wir auch schon Anfragen", sagt sie. In naher Zukunft solle zu einem Monatsforum eingeladen werden, damit sich Eltern und Bewohner kennenlernen können. "Dadurch können Synergien entstehen. Oft sind ja Oma und Opa zu weit weg, vielleicht gibt es hier so etwas wie neue Familiensituationen mit ,Adoptivoma- und opa'", so Merks Hoffnung. Durch dieses Miteinander könnten sich "Wahlverwandtschaften" entwickeln. Nicht nur die Eltern und Kinder würden von diesem Konzept profitieren, sondern gerade auch die älteren Bewohner. "Es stimmt schon. Man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen", sagt Merk. "Aber es braucht auch eine ganze Gemeinschaft, um leben zu können."


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