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Duell der Petitionen

Wie überlebt der Derzbachhof?

Der Derzbachhof soll erhalten bleiben. Darin sind sich alle einig. Das "Wie" bleibt die Frage. (Bild: job)

Der Derzbachhof soll in seiner Gesamtheit mit Wiese und allen zum Hof gehörenden Teilen erhalten bleiben: Das hatte die Bürgerversammlung im Münchner Süden in diesem Jahr empfohlen. Damit stellten sie sich gegen ein Konzept der Firma Euroboden, die den jahrzehntelang brach liegenden Hof gekauft hatte. Eine Sanierung des Hofes allein sei allerdings nicht wirtschaftlich, hatte Euroboden damals erläutert: Um die Sanierung zu stemmen, benötige man einen Neubau auf dem Grundstück, der das Gesamtbild des Hofes aber nicht zerstören werde.

Bürger, die gegen dieses Konzept sind, sammelten Unterschriften, um ihre Position zu stärken und den Erhalt des Hofes ohne Neubau zu fordern.

Wurzel des Dorfes

Der Bauernhof mitten in Forstenried ist der älteste erhaltene Bauernhof Münchens. Er stammt aus dem Jahr 1751 und ist neben dem Namen Derzbachhof auch als Feichtbauernhof bekannt. Er ist ein wesentlicher  Bestandteil des denkmalgeschützten Dorfkern-Ensembles mit der alten Kirche, dem Forstamt, dem "Alten Wirt" und der Schule.

Warnung vor Verfall

Die Architektin Antje Bulthaup hat nun eine Petition an den bayerischen Landtag gestartet, in der sie ebenfalls um den Erhalt des Derzbachhofes kämpft, jedoch für die Umsetzung des Euroboden-Konzepts wirbt: "Dieses Konzept ist die einzige realistisch umsetzbare Möglichkeit, den Derzbachhof zu retten", begründet sie ihren Vorstoß. Die Sanierung des Denkmals werde finanziell durch den von den anderen Bürgern kritisierten Wohnungsneubau überhaupt erst möglich. Sie warnt: "Die Petition gegen den Wohnungsneubau wird nur den Verfall und damit den Abriss des Derzbachhofs befördern."

Das Konzept Sanierung plus Neubau sei "eine einmalige Chance, im historischen Dorfensemble von Forstenried ein Baudenkmal zu erhalten", sagt Bulthaup. Der Ort werde "durch die behutsame Renovierung des Hofes und die stilvolle Ergänzung an Lebensqualität und Attraktivität gewinnen". Bei der Euroboden-Planung stehe nicht das Streben nach Rendite im Vordergrund und Geschäftsführer Stefan Höglmaier setze sich nachweislich aus Leidenschaft für historische Baudenkmäler ein.

Fußweg anlegen?

Der Verein "Freunde des Ortskerns Forstenried" hat indes vorgeschlagen, einen Fußweg von der Forstenrieder Allee (Feuerwehr) zur Stäblistraße (Hallenbad) anzulegen, der zum Teil über das Gelände des Derzbachhofes führen würde. Dieser Fußweg sei angesichts des hohen Verkehrsaufkommen im Dorfkern von Forstenried für die Sicherheit vor allem von Kindern auf dem Weg zu Kita und Grundschule wichtig, erklärte Hannelore Prechtel. Der Weg könnte in Zukunft mit weiterführenden Wegen verknüpft werden, z.B. bis zum Forstenrieder Park oder zum Thomas-Mann-Gymnasium. Durch eine Kooperation mit der Firma Euroboden ließe sich die Fußwegverbindung wiederherstellen, so Prechtel. Der Bezirksausschuss im Münchner Süden traf vor Weihnachten keine Entscheidung über diesen Antrag und vertagte die Beratung.

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