"Das ist doch klasse!"
Im Kindergarten St. Matthias gibt es jetzt eine "Spielothek"
Wenn Kinder zusammen spielen, wird es manchmal laut: Manche Runde am Spielbrett endet gar mit Tränen und Wutausbrüchen.Mit einem elektronischen Gerät in der Hand verhält sich ein Kind hingegen ruhig, solange es damit spielt. Aber es hat keine Chance, sich mit anderen Menschen auseinanderzusetzen. Es erlebt nicht, wie ein Kompromiss ausgehandelt werden kann, wie andere Menschen mit Niederlagen umgehen oder wie Mitspielern reagieren, wenn es selbst schummelt. Das sind allerdings soziale Erfahrungen, die man für die Schule braucht, weiß Andrea Faltermeier. Sie leitet den Kindergarten St. Matthias und freut sich, dass die Einrichtung nun eine "Spielothek" des Vereins "Mehr Zeit für Kinder" erhalten hat.
Wie eine Bücherei
Die Spielothek funktioniert wie eine Bibliothek: Die Spiele können von den Kindern wie Bücher für eine Woche ausgeliehen und mit nach Hause genommen werden. Mehr Zeit für Kinder e.V. möchte damit die Spielkultur innerhalb der Familien stärken und hat die Initiative „KiTa-Spielothek“ 2010 zusammen mit dem ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen ins Leben gerufen. Bundesweit können Kitas mit dieser Initiative wie St. Matthias eine Spiele-Ausstattung gewinnen. 3.500 Kindertagesstätten und 1.250 Krippen wurden bisher mit einer „KiTa-Spielothek“ ausgestattet.
Zusammen Spaß haben
"Das ist doch klasse!", freut sich Faltermeier. Mit den ausgeliehenen Spielen beschäftigen sich Eltern und Kinder zuhause mehr miteinander. "Genau darum geht es: dass sich die Eltern mit dem Kind hinsetzen", sagt Faltermeier.
Oliver hat sich das Spiel "Plitsch platsch Pinguin" ausgeliehen, ein Geschicklichkeitsspiel: Immer neue Pinguine vergrößern die Kolonie auf dem Eisberg und sorgen für Gedränge. Wenn der Eisberg ins Wanken gerät, purzeln die Pinguine ins kalte Wasser. Wer hat die beste Konzentration und das beste Händchen und hält seine Pinguine am längsten oben? "Das spiele ich nicht alleine", erzählt Oliver, "das spiele ich mit Mama und Papa!"
Seine Mutter Branka weiß, dass Kinder bei solchen Spielen profitieren und viele Dinge lernen. Vor allem aber macht das gemeinsame Spiel Spaß: "Mit dem Spiel verbingen wir am Wochenende Zeit miteinander", freut sie sich. Das Ausleihen sei eine gute Idee - schließlich kann man nicht jedes Spiel selbst kaufen.
"Kinder brauchen das"
„Kinder brauchen die Gelegenheit, Erfahrungen selbst zu machen, sich als erfolgreich zu erleben, Dinge auseinanderzunehmen und zusammenzusetzen, sich auszutoben“, sagt Prof. Manfred Spitzer vom ZNL, „und all das erfolgt im Spiel.“
Schon im frühen Kindesalter werden im Spiel grundlegende Fähigkeiten gefördert: Kinder stärken ihr Selbstvertrauen und lernen, mit ihren Gefühlen umzugehen. Sie erkennen Sinnzusammenhänge, lösen erste Probleme und setzen sich über einen längeren Zeitraum aufmerksam mit einer Sache auseinander. Im Spiel lernen Kinder, sich an Regeln zu halten und sie gemeinsam mit den Mitspielern zu verändern. Sie üben, sich zu konzentrieren und mit aller Kraft auf ein Ziel hinzuarbeiten. Sie lernen zu gewinnen und zu verlieren, Freude zu erleben, ohne den anderen auszugrenzen, und Ärger oder Misserfolg auszuhalten, ohne aggressiv zu werden.
Mehr Info
Informationen zur „KiTa-Spielothek“ gibt es unter www.kitaspielothek.de im Internet. Wer der Kita St. Matthias Spiele für die Spielothek schenken will, kann das gerne tun. Die Spiele sollten aber bitte ebenso hochwertig sein wie die bereits vorhandenen.
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