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"Bei Polizeiserien schüttelt's mich"

Simone Lang leitet die Forstenrieder Polizeiinspektion

Simone Lang vor einer Wand mit Kinderbildern in der Polizeiinspektion 29. (Bild: tab)

Einem Zufall und ihrem pragmatischen Denken hat es Simone Lang zu verdanken, dass sie seit über 20 Jahren bei der Polizei ist. Seit knapp einem Jahr leitet die 40-Jährige die Polizeiinspektion (PI) 29 in der Drygalski-Allee. Und ist glücklich dabei.

Im zweiten Stock, direkt unter dem Flachdach, hat Simone Lang ihr Büro. "Das heizt sich im Sommer ganz schön auf", sagt sie und lacht. Ein Kollege serviert Kaffee, Simone Lang sitzt an ihrem Besprechungstisch. "Aber bei klarer Sicht kann ich die Berge sehen. Da bin ich schon weit genug oben."

"Ich fand es spannend"

"Polizeirätin" steht auf der Visitenkarte der gebürtigen Erlangerin, die 1994 ihr Abitur machte. "Ich habe mir dann ganz pragmatisch überlegt, was ich möchte. Mir war klar, dass ich wohl nicht die Geduld für ein langes Studium habe. Ich wollte zielgerichtet etwas machen, etwas, wo man auch zeitnah ein Resultat sieht", blickt sie zurück. Zufällig habe sich ein Bekannter damals für den mittleren Dienst bei der Polizei beworben. "Was er mir erzählt hat, fand ich ganz spannend", sagt sie. Also habe sie sich auch beworben, allerdings gleich für den gehobenen Dienst. "Mit Abitur war das möglich", erklärt Lang.

Im Rotlichtmilieu

Irgendwann kam die Zusage und Simone Lang startete ihre dreijährige Ausbildung. Sie besuchte die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege in Bayern, Fachbereich Polizei, und war danach zunächst zwei Jahre als Schichtbeamtin in Erlangen tätig. "Dann bin ich nach München gekommen", so Lang. Hier durchlief sie verschiedene Kommissariate, vom Wirtschaftsfachkommissariat über das Kommissariat für Amtsdelikte bis zum Kommissariat für Menschenhandel, Prostitution und Zuhälterei. Im Anschluss daran arbeitete sie vier Jahre lang bis Sommer 2006 im Präsidialbüro. "Ab September war ich in einem Förderprogramm. Ein Bestandteil dieses Programms ist eine Führungsbewährung." Simone Lang leitete in diesem Zusammenhang bereits für sechs Monate eine Dienststelle.

"Immer fragen"

Nun ist sie also bei der PI 29 Forstenried. Eine Karte des Stadtbezirks hängt hinter dem Schreibtisch der Polizeirätin. Wie man sich in einem neuen Stadtteil am schnellsten zurechtfindet? "Am besten immer seine Leute fragen", sagt sie. "Mein Vertreter ist schon seit 20 Jahren hier und kennt sich aus." Inzwischen sei ihr das Viertel natürlich sehr vertraut. "Klar, bei kleineren Straßen muss ich noch auf die Karte schauen." Mit 85 bis 90 Kollegen arbeitet Lang in der PI 29 zusammen. Zum Schwerpunkt im Dienstbereich gehöre besonders im Sommer der Flaucher in Thalkirchen. "Die Leute strömen im Sommer zu den Kiesbänken an der Isar. Die dicken Kiesbänke befinden sich aber auf der Seite, für die die PI 23 zuständig ist. Wir haben es mit dem durchströmenden Verkehr über die Thalkirchner Brücke zu tun." In der Umgebung käme es gelegentlich zu Ladendiebstählen oder mal zu Streitigkeiten zwischen Betrunkenen.

Weniger Einbrüche

Eine positive Bilanz zieht die 40-Jährige für den Monat Februar dieses Jahres mit Blick auf die Wohnungseinbrüche. "Wir hatten bisher nur zwei Einbrüche. Die Anzahl gegenüber Februar 2014 ist damit rückläufig", sagt sie und betont gleichzeitig: "Da sind wir auf die Hilfe der Bürger angewiesen. Wenn jemand etwas beobachtet, was ihm komisch vorkommt, soll er unbedingt bei uns anrufen. Lieber einmal zu oft anrufen. Hier geht es um Prävention und das ist immens wichtig." Gleiches gelte auch beim so genannten "Enkeltrickbetrug". Hier gebe es immer wieder Fälle. "Leider erfahren wir nicht alles, weil bei einigen Betroffenen die Scham zu groß ist", bedauert Lang. Ihr Tipp für Personen, die einen verdächtigen Anruf erhalten: "Persönliche Fragen stellen und Beziehungen hinterfragen. Und auf jeden Fall die Polizei informieren, wenn etwas seltsam ist."

"Lage nicht verschlechtert"

Ein weiterer Schwerpunkt sei die ehemalige Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge an der Baierbrunner Straße. Seit Ende November vergangenen Jahres wird die Einrichtung als so genanntes Ankunfts- und Transferzentrum genutzt. "Die Anzahl der Flüchtlinge ist immens hoch. Aber die Lage hat sich seit der Umnutzung nicht eklatant verschlechtert. Wegen des Transfers gibt es eine Halteverbotszone, die für die Busse freigegeben ist. Ab und an kommt es vor, dass Busse in zweiter Reihe parken", sagt Lang. Hier seien regelmäßig Streifen unterwegs. "Und wir haben Kontakt zur Regierung von Oberbayern, die ja für die Flüchtlinge zuständig ist."

Joggen und lesen

Simone Lang schätzt die Arbeit im Stadtviertel. "Es ist ein Bereich, der etwas bietet. Wir haben hier eine schöne Durchmischung", betont sie. In ihrer Freizeit versucht sie, möglichst regelmäßig Sport zu treiben. "Das sollte man natürlich, wenn man bei der Polizei ist", erklärt sie. "Ich jogge. Aber das schaffe ich ehrlich gesagt im Winter nicht. Da gehe ich lieber schwimmen. Außerdem habe ich mit Bouldern angefangen, und einmal wöchentlich mache ich Pilates." Entspannung findet Lang auch beim Lesen. "Das darf dann auch ruhig mal leichtere Kost sein. Wenn ich Krimis lese, dann nicht so gerne deutsche, sondern liebe skandinavische oder englische, gerne auch im englischen Original." Polizeiserien im Fernsehen schaue sie sich nicht an. "Da schüttelt's mich meistens, weil das mit der Realität nichts zu tun hat."

"Es kann immer etwas Neues passieren"

Wer sich für die Arbeit bei der Polizei interessiert, solle natürlich bestimmte Voraussetzungen mitbringen. "Man muss die Bereitschaft haben, sich auf immer neue Situationen einzustellen und sich selber einzubringen. Außerdem sollte man über eine gewisse Kommunikations- und Konfliktfähigkeit verfügen und in der Lage sein, Bürger in schwierigen Situationen zu beruhigen", sagt Lang. "Und man muss sich klar machen, dass immer etwas passieren kann, was man noch nie hatte." Für die Arbeit in der Dienststelle gilt: "Wir springen füreinander ein. Es muss ein Gefüge sein. Man muss das Miteinander wollen."


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