Ringen um den Ring?
Der Süden bleibt bei seinem "Dagegen!"
Ein Gespenst geht um im Münchner Süden: Es ist der Lückenschluss der A 99 durch den Forstenrieder Park. Kürzlich hatte Kristina Frank, OB-Kandidatin der CSU in München, die Idee wieder ins Gespräch gebracht. In einem Interview meinte sie, gefragt nach konkreten Maßnahmen für den Verkehr bis 2030, man müsse „in Ringen denken“, z.B. an die Schließung des Autobahnrings.
Der Lückenschluss meint eine Trasse im Süden Münchens, die die Lindauer, Garmischer und Salzburger Autobahn verbinden würde. Damit würden Autofahrer (anstatt über den Mittleren Ring durch die Stadt) außen herumgelotst. Vor zehn Jahren wurden dazu verschiedene Trassenvarianten durch den Forstenrieder Park in einer Studie ausgearbeitet. Dann wurde diese Machbarkeitsstudie aber von der Staatsregierung gestoppt.
Die einen dafür, die anderen dagegen
Im Sommer hatte der Bezirksausschuss Sendling-Westpark den Autobahn-Südring befürwortet. Das Gremium beantragte mit den Stimmen von CSU und SPD, die Machbarkeitsstudie wieder aufzugreifen. Um Eingriffe in den Forstenrieder Park, den Perlacher Forst und das Isartal dabei weitestgehend zu vermeiden, kommt für den Bezirksausschuss dabei nur eine vollständig untertunnelte Lösung in Frage.
"Wir haben das wiederholt beschlossen"
Der Bezirksausschuss im Münchner Süden (BA 19) bekräftigte dagegen jetzt seine Ablehnung einer Autobahn durch den Forst und forderte auf Antrag der SPD erneut: Der Lückenschluss der A 99 darf nicht in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden. „Wir haben das in den vergangenen zehn Jahren wiederholt beschlossen“, erinnerte Michael Kollatz (SPD). Nachdem die OB-Kandidatin der CSU sich für den Ring ausgesprochen habe, solle der BA sein „Dagegen“ bekräftigen.
Eine bloße Wiederholung der Ablehnung hielt Richard Ladewig (FDP) nicht für ausreichend: „Wir sollten tiefergehend argumentieren“, riet er. Dazu sahen sich weder Henriette Holtz von den Grünen („Ich sehe keinen Bedarf für eine erneute Diskussion über den Südring“) noch Micky Wenngatz (SPD) veranlasst. „An der Substanz unserer Ablehnung hat sich in den vergangenen Jahren nichts geändert“, meinte Wenngatz, „jeder kennt unsere Begründungen.“ Nur eines sei jetzt neu: dass sich eine prominent gesetzte Kandidatin für die Wiederaufnahme der Südringdiskussion ausspreche.
"Das wüsste ich schon gerne!“
Veronika Mirlach (CSU) gab zu bedenken, dass die zehn Jahre alte Machbarkeitsstudie heute nicht mehr unbedingt aktuell sei. „Das heißt nicht, dass ich für den Ring wäre“, erklärte sie, „mir ist nur nicht klar, was wir heute als ‚Ring‘ planen würden.“ Das sah Anke Sponer (CSU) ähnlich: „Welche Variante würde man denn heute überhaupt planen? Das wüsste ich schon gerne!“
Die alte Machbarkeitsstudie hatte von zunächst neun Trassenvarianten lediglich zwei zur Debatte übrig gelassen. Dass die stadtnahe Trasse unter diesen beiden nicht realisierbar ist, steht für Sponer außer Frage, da diese den Park zerstöre. „Die stadtferne Variante sollte man aber diskutieren können“, meinte sie, „denn die Faktoren haben sich in den vergangenen zehn Jahren vielleicht verändert.“
Kleiner Finger ist gefährlich
„Wenn man jetzt eine neue Studie macht, investiert man erneut in den Südring“, sagte Michael Kollatz und warnte davor, den Befürwortern des Südrings auch nur diesen kleinen Fingern hinzustrecken.
Veronika Mirlach wies darauf hin, dass zu diesen Befürwortern nicht nur eine CSU-Kandidatin gehört, sondern auch SPD-Mitglieder wie jene im Bezirksausschuss Sendling-Westpark. Das sei in der Tat ein wichtiger Grund für die Ablehnung des Südrings durch die Genossen im Münchner Süden, griff Micky Wenngatz diese Kritik auf: „Die SPD im Münchner Süden und die SPD München sind dezidiert gegen diesen Ring!“
"Absurd und teuer“
Hannelore Prechtel (SPD) meinte, die Machbarkeitsstudie sei damals ein „irrsinniger Aufwand“ gewesen, „absurd und teuer“. Die vom BA Sendling-Westpark angedachte Untertunnelung sei unrealistisch. Um bei relativ geringer Neigung die nötige Tiefe für eine Querung des Isartales zu erreichen, benötige man im Forst sehr lange Ein- und Ausfahrtsrampen für einen solchen Park-Tunnel. „Dass alles untertunnelt werden kann, ist eine Irreführung der Menschen!“ Erneut über eine Studie auch nur nachzudenken, sei daher gerade in Zeiten der schwindenden Artenvielfalt gegenüber der Umwelt sträflich.
Eine stadtferne Variante entlaste zudem die Münchner gar nicht, argumentierte Peter Sopp (Grüne): Eine Entlastung für den Münchner Süden würde nur eine „Autobahn durch Forstenried“ bringen, die natürlich niemand wolle.
"Wir haben keine Lösung"
„Wir haben für unsere Leute im Süden keine Lösung“, sagte Claudia Küng (CSU). Die gegenwärtige Situation sei inakzeptabel. Der Autoverkehr wachse aber weiterhin. „Wir bieten den Bürgern keine Lösung für den Verkehr im Süden“, kritisierte sie die grundsätzliche Ablehnung.
"Eine Zerstörung des Forstenrieder Parkes ist dafür aber auch keine Lösung“, entgegnete Michael Kollatz. Er bezeichnete den SPD-Antrag, den Südring abzulehnen, als eine „Brücke für die CSU“. Weil darin die CSU-Kandidatin Kristina Frank nicht genannt werde, könnten ihre Parteifreunde im Münchner Süden ihn mittragen.
Und so geschah es: Anders als der Bezirksausschuss Sendling-Westpark lehnten dessen Nachbarn im Münchner Süden den Südring vor ihrer Haustür ab.
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