Gespenstisch gut
Clemens Erken gewinnt den Vorlesewettbewerb im Münchner Süden
Zu viel üben bringt's nicht. Da ist sich Clemens Erken sicher. "Wenn man zu viel übt, wird's nicht gut", sagt er. Ganz ohne gehe es aber auch nicht. Clemens muss es wissen, denn mit einer gesunden Mischung aus Üben, Aufregung und Souveränität ist der Elfjährige bisher Klassensieger geworden, dann Schulsieger des Gymnasiums Fürstenried und jetzt Sieger beim Kreisentscheid München-Süd. Clemens Passion: das Vorlesen.
Seit 1959 organisiert der Börsenverein des Deutschen Buchhandels jährlich den Vorlesewettbewerb. Mit dieser traditionsreichen Leseförderungsaktion werden Kinder ermuntert, sich mit erzählender Literatur zu beschäftigen und aus ihren Lieblingsbüchern vorzulesen. An den regionalen Entscheiden der Städte und Landkreise beteiligen sich bundesweit 7.100 Schüler der 6. Klassen. Mit rund 600.000 Teilnehmern jährlich ist der Vorlesewettbewerb Deutschlands größte Leseförderungsaktion. Die Etappen führen über Stadt-/Kreis-, Bezirks- und Länderebene bis zum Bundesfinale am 22. Juni in Berlin. Die über 600 Regionalwettbewerbe werden von Buchhandlungen, Bibliotheken, Schulen und anderen kulturellen Einrichtungen organisiert.
Drei Minuten alles geben
Für den Vorlesewettbewerb München-Süd traten die besten Vorleser aus den Schulen des Münchner Südens im Kleinen privaten Lehrinstitut Derksen an. Die Sechstklässler lasen zunächst aus von ihnen ausgesuchten Büchern. Clemens Wahl fiel dabei auf "Gespensterjäger auf eisiger Spur" von Cornelia Funke. "Für dieses Buch habe ich mich entschieden, weil es viele Dialoge gibt. Da kann man super draus vorlesen", erklärt er. Drei Minuten musste Clemens zeigen, dass er das Vorlesen beherrscht, dass er Satzzeichen einhalten, gut betonen und natürlich möglichst fehlerfrei vorlesen kann - nicht zu schnell, nicht zu langsam, in angemessener Lautstärke. Klar, aufgeregt sei er schon gewesen, aber nicht so sehr, sagt Felix. Auf einer Skala von 1 bis 10 (wobei 10 turboaufgeregt ist), gibt der Gymnasiast den Grad seiner Aufregung mit einer eindeutigen "4,5" an.
In einer zweiten Runde mussten die Teilnehmer ihre Lesefertigkeit an einem Text aus einem unbekannten Buch unter Beweis stellen. Bewertet wurden neben der Lesetechnik wieder das Textverständnis sowie Stimmung und Atmosphäre beim Vorlesen. Bei den vielen guten Vorlesern fiel den fünf Juroren Christine Knödler (Journalistin), Julia Sauerbrey (Buchhändlerin), Ulrike Schultheis (Buchhändlerin), Dietrich Schairer (ehemaliger Schulleiter) und Ulrich Störiko-Blume (Kinder- und Jugendbuchverleger) die Entscheidung nicht leicht.
Weiter zum Bezirksentscheid
Clemens startete schließlich durch auf den ersten Platz. Dieser Erfolg katapultiert ihn nun in die nächste Runde. Am 18. April tritt er zum Bezirksentscheid Oberbayern Süd in Rosenheim an. Clemens wird sich in den nächsten Wochen überlegen, aus welchem Buch er vorlesen wird. Andreas Steinhöfel mag er ganz gerne. "Aber vielleicht wird es auch etwas von Roald Dahl", meint Clemens ganz unaufgeregt. Nur von Cornelia Funke darf er nichts mehr nehmen. "Das ist nicht erlaubt, weil ich schon aus einem ihrer Bücher vorgelesen habe", erklärt der Schüler die Vorgabe.
Diese Schulen waren dabei
Folgende 18 Schulen haben sich an dem Entscheid München-Süd des Vorlesewettbewerbs beteiligt:
Mittelschule an der Guardinistraße
Maria-Probst-Realschule
Gymnasium Fürstenried-West
Theresien-Gymnasium
Albert Einstein-Gymnasium
Dante-Gymnasium
Volksschule an der Fernpaßstraße
Neuhof-Gymnasium
Joseph-von-Fraunhofer-Schule
Klenze-Gymnasium
Thomas-Mann-Gymnasium
Ludwigs-Gymnasium
Theodolinden-Gymnasium
Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein
Kleines privates Lehrinstitut Derksen
Erasmus-Grasser-Gymnasium
Deutsch-Französische Schule
Günter-Stöhr-Gymnasium, Icking.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH