Er fliegt ... ganz schön weit!
Physikschüler schicken Wetterballon auf Reisen
Der Start war perfekt. Los ging's Richtung Osten. Geschwind flog der Ballon davon. Aufatmen und Freude am Boden. Im Gymnasium Fürstenried gab es Physikunterricht zum Staunen, Mitmachen und Mitfiebern. Acht Schüler und eine Schülerin ließen gemeinsam mit ihrem Physiklehrer Thomas Reichel einen Heliumballon steigen. Mit wichtiger Mission.
So hoch wie Felix Baumgartner
"Wir hatten im Rahmen unseres P-Seminars die Gelegenheit, am Wettbewerb StratoSat teilzunehmen", berichtete Schüler Michael Anderle. Das ganz Schuljahr habe das Team – die bunker scientists – daran gearbeitet. Ziel des Projekts sei es gewesen, einen Wetterballon mit einer selbst gebauten Sonde in 30 bis 40 Kilometer Höhe zu schicken, so die bunker scientists weiter. Zum Vergleich: Der Österreicher Felix Baumgartner sprang im Jahr 2012 aus einer Höhe von knapp 39 Kilometern mit seinem Fallschirm zur Erde.
Durchgeführt wird der Wettbewerb vom Lehrstuhl für Physikdidaktik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Auftraggeber ist das Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Erfolgreich beworben
"Erforschung der Atmosphäre und Fernerkundung der Erdoberfläche" lautet die Aufgabe des Wettbewerbs. Mit Hilfe eines Heliumballons sollte eine von den Schülern entwickelte und gebaute Sonde in die Stratosphäre geschickt werden, um Messungen etwa der Radioaktivität, der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur vorzunehmen. "Das Ballonset wurde von der LMU zur Verfügung gestellt", erläuterte Nicola Schneider vom Projektteam der LMU. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Simone Zepp war sie zum Gymnasium Fürstenried gekommen, um den Start des Ballons live mitzuerleben. Die Nachfrage zur Teilnahme am Wettbewerb sei groß gewesen. "Die Teams mussten sich mit einem wissenschaftlichen Expose bewerben", so Simone Zepp. Schließlich seien zehn Gruppen zum Wettbewerb zugelassen worden. "Es ist der erste Wettbewerb dieser Art", erklärte Nicola Schneider. Die Teams stammten aus dem gesamten Bundesgebiet.
Spannung auf dem Sportplatz
Die Vorbereitung war spannend. Vorsichtig wurde der Ballon ausgerollt und mit Helium gefüllt. Wie viel muss rein? Bloß nicht loslassen! Während sich einige Schüler um das Befüllen kümmerten, bereiteten die anderen die Sonde vor. Lehrer und andere Schüler fanden sich auf dem Sportplatz ein, um das Vorhaben zu beobachten und zu fotografieren. Begleitet wurde das Projekt von vielen Aspekten. Natürlich: An erster Stelle stand der Wissensdurst der Schüler gepaart mit dem Traum vom Fliegen. Aber es geht auch um Dinge wie Finanzierung und die Bergung der Sonde, wenn der Ballon gelandet ist. "Wir schätzen, dass er etwa drei Stunden unterwegs sein wird", so Michael Anderle. Richtung Gars am Inn werde er wohl fliegen.
Gegen 11.40 Uhr war es so weit: Der Ballon wurde auf seine spannende Reise geschickt. Applaus und Jubel am Boden. Kein Baum war im Weg, der den Flug vorzeitig beendet hätte, schnurstracks ging's nach oben. Und die Schüler und Thomas Reichel jagten im Kleinbus hinterher.
Landung im Maisfeld
In der Gegend um Gars am Inn kam der Ballon dann allerdings nicht runter. Es ging ein Stück weiter. "Der Ballon ist ziemlich weit geflogen und unsere Sonde ist in Österreich gelandet, genauer gesagt in einem Maisfeld in Sankt Georgen", teilte Thomas Reichel noch am selben Abend mit. "Wir haben es heute nicht mehr geschafft, sie zu bergen, da wir erst um 17.30 Uhr ein Signal mit den GPS-Daten erhalten haben." Das Projekt geht weiter: Sonde finden, Sonde bergen, Daten auswerten und einen Abschlussbericht erstellen. Die bunker scientists werden noch eine Weile beschäftigt sein.
Wer sich für dieses faszinierende Projekt interessiert, erfährt mehr unter www.bunkerscientists.de im Internet.
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