"Die verlorenen Jahre aufholen"
CSU will den Münchner Süden auf den erwarteten Zuwachs vorbereiten
Dass München eine wunderbare Stadt ist, daran lässt die CSU im Münchner Süden keinen Zweifel. "Vieles kann bleiben, wie es ist", meint ihr Kreisvorsitzender MdL Georg Eisenreich - aber eben nicht alles: "In 23 Jahren Rot-Grün ist die Liste der Versäumnisse lang geworden." Die CSU will die Stadtregierung ablösen, die sie für ermüdet, für verkrustet hält. In einem detaillierten Kommunalwahlprogramm listet sie auf, was sie alles zu verändern gedenkt.
Der Süden wächst um ein Erding
Der Süden steht vor großen Herausforderungen, vor allem städtebaulich und verkehrlich. Die Stadt wird wachsen, der Zuzug in ihre südlichen Viertel wird als besonders hoch prognostiziert. Bis 2030 werden Sendling-Westpark, Hadern und der 19. Stadtbezirk um die Bevölkerung einer Stadt wie Erding zulegen. "Darauf ist der Münchner Süden nicht vorbereitet", wirft die CSU der Stadt vor. Diese habe durch ihr Nichtstun städtebauliche Fehlentwicklungen zugelassen. "Jetzt geht es darum, Fehlentwicklungen zu korrigieren und die verlorenen Jahre aufzuholen", unterstrich Stadtrat Michael Kuffer.
Wohnen, Schulen, Kinderbetreuung, Verkehr und Bürgerbeteiligung: Das sind die fünf Themenschwerpunkte, mit denen sich die CSU stadtweit und im Süden beschäftigt und für die sie Vorschläge ausgearbeitet hat.
Eigeninitiative nicht außen vor lassen
Das Wachstum Münchens wird auch die Engpässe im sozialen Bereich verschärfen. Noch immer gibt es zu wenig Kinderbetreuungsplätze. Manuela Olhausen sprach sich dafür aus, die Nachmittagsbetreuung von Kindern in allen ihren Varianten zu unterstützen. "Die Stadt setzt nur auf Ganztagsbetreuung - das funktioniert nicht", warnte sie. Alle Angebote müsse man stattdessen gleichermaßen fördern. "Wir schätzen die Eigeninitiative der Eltern, die z.B. Mittagsbetreuungen aufbauen und betreiben", unterstrich Olhausen. Mit der Kinderbetreuung sei es aber länge nicht getan: "Wir brauchen dringend, dringend Pflege", gab sie zu bedenken.
Schulen sanieren, Bildungscampus aufbauen
"Wir brauchen eine Schulbau- und Ganztagsoffensive", bekräftigte Georg Eisenreich, "und wir brauchen dafür mehr Geld!" Die Guardinischule, die er jüngst besucht hat, zeige symptomatisch den Zustand der Münchner Schulen: Sowohl der Grund- als auch der Mittelschule fehlen fürs nächste Schuljahr mindestens je ein Raum. Die Mittelschule wird ihren gut eingerichteten Physiksaal opfern, um daraus ein Klassenzimmer zu machen. Erschreckend nannte Eisenreich die Wunschliste der Schüler: Ganz oben auf ihrer Liste stehe nicht "keine Hausaufgaben", sondern "Toilettensanierung".
Angesichts steigender Schülerzahlen werde die beengte Schulsituation zentrales Thema (für München 2030 werden 7.000 mehr Gymnasiasten und 4.500 mehr Realschüler als heute vorhergesagt). Auch neue Schulen benötige der Süden, z.B. dort, wo wie an der Südseite völlig neue Wohnviertel entstehen, oder am Westpark: Nachdem die Gehörlosenschule abgezogen wurde, könne hier ein Ganztagsneubau entstehen und damit ein "Bildungscampus", der die beiden Gymnasien an der Fürstenrieder Straße, aber auch die Gilmschule einbeziehe.
Auf den "oft erbärmlichen Zustand" der Sportstätten wies Stadtrat Johann Stadler hin. Auch die müssten endlich auf Vordermann gebracht werden.
Wohnraum schaffen, Bürger beteiligen
"Wie schaffen wir Wohnraum?" ist die drängendste Frage für Stadtrat Michael Kuffer. Obersendling verfüge über große Flächen (u.a. ungenutzte Gewerbeflächen wie an der Kistlerhofstraße), die sich für Wohnbebauung eignen. Zeitgleich mit dem Bauen von Wohnungen müsse man jedoch die Infrastruktur bereitstellen, die die künftigen Bewohner brauchen. Das gilt z.B. für die oft nicht ausreichende oder in neuen Quartieren ganz fehlende Kinderbetreuung, wie Stadträtin Manuela Olhausen meinte: "Wo Kinder da sind, müssen auch Kitas da sein!" Ein überfordertes, unterbesetztes Planungsreferat habe die nötige Koordination bislang versäumt. Hier müsse man 100 zusätzliche Stellen einrichten. Den Wandel im Süden will die CSU mit neuen Formen der Bürgerbeteiligung begleiten.
U-Bahn verlängern, Takt verdichten
Um die immer mehr Pendler zum Umsteigen auf den ÖPNV zu bewegen, forderte Kuffer eine U3-Taktverdichtung (das sei machbar, wenn es denn endlich genügend Fahrzeuge gebe), die Verlängerung der U3 nach Neuried und der U6 nach Martinsried sowie eine bessere Busanbindung der Peripherie. Hier fehlen Linien. Jahrelang habe es seitens Rot-Grün keinerlei politische Ziele und Konzepte zum U-Bahn-Ausbau gegeben, kritisiert Kuffer, die jetzt präsentierten U9-Plänen seien lediglich ein Wahlkampfmanöver. Der U-Bahn-Ausbau "ist ein echter Wunsch der Bevölkerung, den Rot-Grün missachtet", ergänzte Georg Eisenreich, "wir brauchen Ringschlüsse und eine bessere Anbindung des Umlandes!"
Stadtrat Otto Seidl sprach sich erneut gegen die Tram-Westtangente aus. In der Fürstenrieder Straße sei eine Tram nicht sinnvoll, das Geld für die Planungen hätte man besser investieren können. Er warf den Planern vor, "die Bürger hinters Licht zu führen", denn die Tram werde nicht 65 bis 75 Millionen Euro kosten, sagte Seidl, sondern "es werden 200 Millionen".
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH