Gute Musik muss es sein
Andreas Schessl über sein Unternehmen „MünchenMusik“
Fast 29 Jahre ist es her, dass Andreas Schessl – zu dieser Zeit noch Student – seine erste Konzertreihe im damals frisch renovierten Schloss Blutenburg veranstaltet hat. Mit der Gründung des Unternehmens „Andreas Schessl Konzertveranstaltungen“, das 1996 in MünchenMusik umbenannt worden ist, erfüllte sich der Klassikliebhaber einen Lebenstraum. Mittlerweile organisiert sein Unternehmen allein in München 270 Veranstaltungen jährlich und ist in die Städte Nürnberg, Stuttgart und Berlin expandiert. Der geschäftsführende Gesellschafter verriet dem SamstagsBlatt, was seine Firma so erfolgreich macht.
Herr Schessl, wie kommt man denn auf die Idee, Musikveranstalter zu werden?
Das war schon immer mein Traum. Als das Schloss Blutenburg renoviert worden ist, gab es einen sehr kunstsinnigen Architekten - Herrn Schnierle, der sich Konzertveranstaltungen im Schloss gewünscht hat. Weil mein Vater Musiker ist, rief Schnierle bei meinen Eltern an, ob sie nicht wüssten, wer die Veranstaltungen machen könnte. Damals war ich gerade im ersten Semester BWL und dachte mir: Das ist meine Chance. Also habe ich tatsächlich im April 1984 eine Kammermusikreihe begonnen. Bald darauf folgte eine zweite Reihe mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Es entwickelte sich, obwohl jeder der Meinung war der Markt sei gesättigt. Aber viele junge Künstler wünschten sich eine Zusammenarbeit mit jüngeren Veranstaltern, denn für talentierte, junge Musiker war der Weg nach München versperrt, weil immer die gleichen Stars aufgetreten sind.
Sie haben am Konservatorium Horn studiert. Wieso wollten Sie nicht selbst der Künstler sein, der auf der Bühne steht?
Ich komme aus einer Musikerfamilie und weiß, was dieses Leben so mit sich bringt. Als Beruf ist das sehr nervenzehrend. Zudem war ich mir nicht so sicher, ob ich der richtige Typ für die Bühne bin. Ich hatte immer viel Freude an Organisation, und Marketing, daher habe ich mich entschieden, Musik und BWL zu kombinieren. Meine Leidenschaft zur Klassik ist natürlich untrennbar mit meiner Familie verbunden, denn wir waren und sind seit Generationen Maler oder Musiker.
Wie sind Sie denn beim Auf- und Ausbau Ihres Unternehmens vorgegangen, dass es so erfolgreich geworden ist?
Das war kein so bewusster Prozess. Das Wichtigste ist, dass man seinen Beruf mit Begeisterung ausübt und diese dann auf andere übertragen kann. Wesentlich für unseren jetzigen Erfolg ist unsere Einstellung, dass wir für gute Musik und nicht nur für die Klassik da sind. Wir haben bald angefangen Genres, die an die Klassik angrenzen, zu erkunden: Jazz, Gospel, Liederabende, Shows und sogar Eigenproduktionen. Man muss Dinge dabei aus der Sicht des Publikums sehen. Kaum jemand ist ausschließlich an Kammermusik interessiert sondern sieht sich auch gerne mal eine Show oder ein Musical an. Mir persönlich macht es große Freude, immer wieder Neues zu entdecken. So unsere Filmmusikprojekte: Diese vereinen ein Symphonieorchester mit einer großen Leinwand und finden vor allem bei Jüngeren großen Zuspruch. Bei der Erschließung neuer Bereiche wird jedoch darauf geachtet, dass sie zu uns passen – zu MünchenMusik, den handelnden Personen und zum Team.
In den letzten wurden also auch Eigenproduktionen aufgeführt. Womit ist das verbunden?
Eigenproduktion bedeutet, dass von der Idee bis zur fertigen Show auf der Bühne alles von unserem Team kreiert wird. Wir haben eine Idee, machen das Casting, engagieren den Regisseur und den Lichtdesigner, organisieren die Technik – absolut alles wird von uns produziert, umgesetzt und gestaltet. Aktuell planen wir sowohl im Prinzregententheater als auch im Gasteig eine neue Eisshow. „Lollipop“, „Clowns“ oder „Magic“ inszenieren wir immer wieder neu.
Wenn sie schon das Prinzregententheater erwähnen: Im Dezember kommt „Aurora – Sleeping Beauty“ nach München, dessen Veranstalter Sie sind. Was ist denn das Besondere daran?
„Aurora“ nennt sich auch „Circus of Imagination“ und ist ein sehr fantasievolles Stück, das die Grenzen des Zirkus sprengt. Es ist eine Inszenierung von großen Nummern, toller Musik und faszinierender Akrobatik, die es so in München noch nie gegeben hat und die technisch sehr aufwendig ist. „Aurora“ ist auch für Familien geeignet, weil jede Generation daraus etwas für sich mitnehmen kann, denn alle Sinne werden angesprochen. Die Geschichte von Dornröschen wird aufgegriffen, sodass auch Kinder einen roten Faden erkennen können. Das ganze ist mit Musik von Tschaikowsky nach dem Ballett untermalt – also romantisch, spannend und ein vierdimensionales Erlebnis.
Wie gehen Sie bei der Suche nach neuen Künstlern vor?
Wir sind sehr treu mit unseren Künstlern und setzen auf Langfristigkeit. Natürlich halten wir ständig Augen und Ohren in der Szene offen – nicht nur deutschlandweit sondern international. Aber es ist eine Kombination aus Künstler finden und von ihnen gefunden werden. Vieles geht über ein internationales Agenturnetzwerk. Es gibt immer wieder mal die Situation, dass man einen Namen öfters aufschnappt und sich über diese Person informiert. Kommt eine Zusammenarbeit zustande, muss man sich den Aufbau des Künstlers genau überlegen und individuell planen.
Seit 2004 sind Sie nach Nürnberg und Stuttgart expandiert und mittlerweile auch in Berlin tätig. Wie unterscheiden sich diese Städte von München?
Grundlegend. München hat ein interessiertes Publikum, das in Kunst und Musik investiert. In Nürnberg sieht das schon anders aus, dort gehören Konzerte nicht so sehr zum Leben wie in München. Stuttgart hat auch eine aktive Szene und ein gutes kulturelles Angebot, aber die Schwaben sind tatsächlich etwas sparsam. In Berlin ist der Klassikmarkt sehr niedrigpreisig, weil die Subventionen sehr hoch sind. Dies ist gerade bei staatlichen Institutionen der Fall, sodass sich private Veranstalter ein bisschen schwer tun. Also völlig unterschiedliche Märkte, auf die wir uns jedoch einstellen und die wir weiter ausbauen wollen.
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