Zwei neue Straßen im „Triebwerk“
Josef Schmid durchschneidet „rotes Band“ im Gewerbestandort
Die eine kämpfte vor mehr als 100 Jahren als Frauenrechtlerin und Gelehrte für gleiche Bildungschancen und ging als erste Frau Bayerns, die zum Dr. phil. promoviert wurde, in die Annalen ein - die andere hatte sich jahrzehntelang für die SPD im Landtag, Stadtrat und Bezirksausschuss eingesetzt – im ehemaligen Ausbesserungswerk der Bahn in Neuaubing erinnern seit kurzem zwei Straßen an Bertha Kipfmüller und Ria Burkei. Neben Stefan Wiegand, Geschäftsführer der Aurelis Real Estate, war Josef Schmid, Bürgermeister und Wirtschaftsreferent gekommen, um feierlich das rote Band zu durchschneiden und damit die Straßen offiziell zu eröffnen. Der feierliche Akt stellte den Auftakt der Erschließung des rund 400.000 Quadratmeter großen Gewerbegebiets „Triebwerk“ dar, das flächenmäßig fast so groß ist wie das benachbarte Gewerbegebiet Freiham.
Die Verkehrserschließung sei nicht einfach gewesen, erinnerte Schmid. Schließlich sollten die bestehenden Wohnquartiere in Aubing möglichst nicht durch zusätzlichen Verkehr belastet werden. Die jetzige Lösung sei „mit Bravour gelungen“, lobte Schmid. „Bis 2001 hatte die Deutsche Bahn auf dem Neuaubinger Areal Güter- und Personenwaggons repariert. Jetzt soll hier ein neuer Gewerbestandort entstehen mit einer Mischung aus denkmalgeschützten Werkshallen und neuen Firmengebäuden. In den vergangenen Jahren hat der Projektentwickler Aurelis drei Millionen Euro in die Erschließung investiert. Neben den Straßen wurden Wasser-, Abwasser- und Stromleitungen verlegt und eine Fernwärmeleitung neu gebaut. Außerdem wurde das Gebiet über die Centa-Hafenbrädl-Straße an die Autobahnen A96 und A99 angeschlossen.
Frauenrechtlerin und Gelehrte
So außergewöhnlich wie das Areal, so außergewöhnlich ist auch das Leben der beiden Namensgeberinnen der Erschließungsstraßen. Bertha Kipfmüller (1861-1948) war eine wegweisende Gelehrte und Frauenrechtlerin. Sie drang in eine Männerdomäne ein, als sie nicht nur das Abitur ablegte, sondern auch mit Sondererlaubnis Germanistik, Sanskrit und Philosophie in Heidelberg studierte. Als erste Frau Bayerns promovierte sie zum Dr. phil., gründete die „Allgemeine Deutsche Lehrerinnenvereinigung“ und war als Lehrerin Vorbild für einige Schülerinnengenerationen. Nach ihrer Pensionierung studierte sie Jura und promovierte in diesem Fach.
Ria Burkei wurde 1935 in München geboren. Für die SPD saß sie viele Jahre im Stadtrat und im Landtag. Daneben engagierte sie sich beim Roten Kreuz und der Arbeiterwohlfahrt. Für ihr Engagement wurde sie mit der Medaille „München leuchtet“ in Gold und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Burkei starb am 11. August 2010 in München.
Über die beiden Straßen sind die Baufelder gut erreichbar. Hier sollen sich Betriebe aus Handwerk, Technologie und der Kreativbranche ansiedeln, berichtete Wiegand. Die ersten Mieter sind bereits da: Die Kletteranlage „Boulderwelt“ ist in eine der denkmalgeschützten Hallen eingezogen, die Deutsche Post hat in einem Neubau ein modernes Verteilzentrum eröffnet und die Elektronikzentralwerkstatt (EZW), eine Tochter der DB Fahrzeuginstandhaltung, hat ihren Firmensitz auf dem Triebwerk-Areal eröffnet. „Ein Gewerbestandort mit außergewöhnlichem Potenzial und einer Atmosphäre, die selbst für München einzigartig ist“, schwärmte Bürgermeister Schmid.
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