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"Zum Wegwerfen zu schade“

Aus alt mach' neu ist die Maxime im Repair-Café

Im Team werden die schwierigen Fälle besprochen. (Bild: pst)

Mit geübtem Griff schraubt Klaus Habermann einen CD-Player auf. „Manchmal geht er und manchmal nicht“, erklärt Rosalinde Huber, die das Gerät zum Repair-Café ins ASZ (Alten- und Servicezentrum) Aubing gebracht hat. Der technisch versierte Helfer braucht nur ein paar Griffe und das gute Teil funktioniert wieder. „Zum Wegwerfen wäre das viel zu schade“, bemerkt Habermann. Rosalinde Huber freut sich und füllt noch schnell einen Auftragszettel für die Statistik aus.

An jedem ersten Dienstag im Monat verwandelt sich von 14 bis 16 Uhr der Gruppenraum im ASZ, Am Aubinger Wasserturm 30, in eine professionelle Werkstatt für Alltagsgegenstände. Auf dem Tisch liegen Messgeräte, Lötkolben, Bohrmaschinen und anderes Werkzeug. „Die Resonanz auf dieses Angebot ist sehr gut“, berichtet Sozialpädagogin Simone Schindler. Rund zehn Helfer stehen für die Reparaturarbeiten bereit. Es sind neben einem Schreiner auch Heimwerker, Bastler und „Allrounder“, die zum überwiegenden Teil technische Berufe gelernt haben und die ihre Kompetenzen nun denen zur Verfügung stellen, die aus sozialen oder finanziellen Gründen sich einen Handwerker nicht leisten können, erklärt Schindler. Die Männer helfen einerseits bei den Leuten zuhause im Rahmen der „Mobilen Werkstatt“ und seit einem Jahr auch im Repair-Café.

„Im Team sind wir unschlagbar“

Den Männern machen die kleinen Reparaturen in der Gruppe Spaß. „Im Team sind wir unschlagbar“, versichert Elektroingenieur Johannes Ruf. Wenn einer nicht weiter weiß, dann tauscht sich die Gruppe aus. Manchmal werden auch Lehrfilme auf Youtube angeschaut, erklärt Ruf  – bis jetzt konnte noch jedem geholfen werden. Jeder der Bastler hat seine eigenen Werkzeuge dabei. Stolz führt ein Helfer seine Spezialschraubenzieher vor, mit denen jeder noch so ausgefallene Schrauber geöffnet werden kann. „Das Öffnen ist oft das Schwierigste von allem“, erklärt ein Helfer.

Natürlich kann nicht alles, was die „Kunden“ herbei bringen, repariert werden. Im Raum steht ein Computer, in dem die Bastler immer wieder nach Ersatzteilen für ihre Aufträge suchen. „Ein Schalter hätte beispielsweise 40 Euro gekostet, für ein anderes Gerät gab es keine Ersatzteile mehr“, zählt Ruf auf. In solchen Fällen heißt es dann: „Das lohnt sich nicht mehr“.

An diesem Nachmittag konnten aber Kaffeemaschinen, eine Bohrmaschine, ein Greifer und ein Wasserkocher repariert werden. Staubsauger, Nähmaschinen, Dampfreiniger und Fahrräder sind weitere Gegenstände, die immer wieder in die Werkstatt gebracht werden. Auch wenn es Kaffee und Kuchen gibt – die Besitzer sind aufgerufen bei der Reparatur mitzumachen und damit der ehrenamtlichen Arbeit Wertschätzung entgegen zu bringen. „Hilfe zur Selbsthilfe“ nennt es Schindler. Beim Repair-Café können übrigens auch Fragen rund um die Bedienung des Handys gestellt werden. „Viele ältere Menschen fühlen sich dabei überfordert“, weiß Ruf.


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