"Zu starke Schwächen"
Bezirksausschuss 22 kritisiert Aufstellungsbeschluss der Stadt
Die Planungen für den zweiten Realisierungsabschnitt in Freiham können beginnen. Der Stadtrat hat den Aufstellungsbeschluss für den südlichen Teil des Bereichs gefasst. Außerdem hat er sich mit der Mobilität für das Siedlungsgebiet beschäftigt. Entstehen soll ein nachhaltiger Stadtteil mit einem Mix an Wohnformen, zehn Kitas, einer Mittelschule, einer Grundschule und einem Schulschwimmbad. Gemeinschaftsangebote, der Fuß- und Radverkehr, ÖPNV und neue Mobilitätsformen sollen gefördert werden. Den Bürgern sollen gemeinsam nutzbare Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Darüber hinaus sollen neue Mobilitätssysteme entwickelt und ein Forschungsprojekt für ein „innovatives Verkehrsmittel" entlang der Aubinger Allee, initiiert werden. Um der Bevölkerung die neuen Angebote nahe zu bringen, wird es eine Mobilitätszentrale und ein Mobilitätsmanagementprogramm geben. Trotzdem hat sich der BA 22 gegen den Beschluss ausgesprochen. Johann Sauerer (ÖDP) versicherte, dass es dabei keineswegs um die Frage „für Wohnungsbau – ja oder nein“ gehe. Die Planungen zeigten vielmehr laut BA-22-Vorsitzenden Sebastian Kriesel „zu starke Schwächen“. Bevor mit dem Bauen begonnen wird, müssten erst Lösungen für die Verkehrserschließung, den Ausbau der A 99, der U-Bahn, Klimaschutz und der fehlenden Infrastruktur gefunden werden. „Wir brauchen Lösungen und keine Experimente“, mahnte Kriesel. „Leider ist der Stadtrat mehrheitlich dem Votum des Bezirksausschusses nicht gefolgt“, bedauerte er. Kriesel hatte in der Sitzung den Stadträten die Bedenken in seinem Stadtviertel erläutert. Vergeblich: Der Aufstellung des Bebauungsplans wurde gegen die Stimmen der CSU, der Bayernpartei und der ÖDP zugestimmt.
Trotz zahlreicher Machbarkeitsstudien gebe es „sehr, sehr wenige Antworten und das, obwohl der erste Realisierungsabschnitt schon bald zehn Jahre alt wird“, so Sauerer. Wer dem Aufstellungsbeschluss zugestimmt habe, „stürzt den Münchner Westen sehenden Auges ins Chaos“.
Stadtteil mit wenigen Autos
Dass die „bereits jetzt völlig überlastete Bodenseestraße als Erschließungsachse“ ausgewiesen werden soll, gefällt den Aubingern nicht. Außerdem sei immer noch nicht geklärt wie Freiham an Aubing angebunden werden soll. Nicht zuletzt muss die Frage nach den Auswirkungen auf das Stadtklima geklärt werden.
Freiham soll zu einem „Modellprojekt für einen autoreduzierten neuen Stadtteil werden“, heißt es in der Beschlussvorlage. Deswegen möchte die Stadt die Autos in Sammelgaragen unterbringen und den Stellplatzschlüssel „möglichst absenken“. Während der BA die Garagen gut findet, fordert er, dass zuerst das Verkehrskonzept die unterschiedlichen Verkehre aufschlüsseln müsse, um den tatsächlichen Bedarf an Kfz-Stellplätzen herauszufinden. Wenn es zu wenige Parkplätze gibt, drohe sonst die umliegende Nachbarschaft zugeparkt zu werden. Außerdem kritisieren die Aubinger, dass von 25.000 zukünftigen Bewohnern ausgegangen wird, wo doch bereits von Stadtseite aus die Zahl 30.000 genannt wurde. Auch im Aufstellungsbeschluss heißt es: „In Freiham soll ein Stadtteil mit hoher baulicher Dichte zur Schaffug von dringend benötigtem Wohnraum entwickelt werden“. Das seien Voraussetzungen, um einen Stadtteil der kurzen Wege zu schaffen, der den Bewohnern einen Alltag ohne Auto ermögliche.
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