Wir wollen gehört werden!
Vereine fordern Mitsprache bei Bauprojekten
Sie fühlen sich als „Randerscheinung“ von Freiham, als Bürger, deren Kompetenz nicht „ausgeschöpft“ wird und die „mit halbgaren Lösungen abgespeist und immer wieder vertröstet“ werden. „Aktive Bürgerbeteiligung wird oftmals eher als störend und lästig, denn als bereichernd empfunden“, so Jürgen Müller, Sprecher der Bürgerveinigung Aubing-Neuaubing-Freiham (BVAN) bei einem Pressegespräch gemeinsam mit dem Förderverein 1.000 Jahre Urkunde Aubing. Seit Jahren versuchen Mitglieder beider Vereine mit viel Expertise ihre Ideen und Lösungsvorschläge bei den übergeordneten Behörden anzubringen. „Ein Dialog findet nicht statt, eine Mitsprache ist nicht vorgesehen“, ärgert sich Müller und Klaus Bichlmayr vom Förderverein ergänzte: „Der Prozess hinter der Öffentlichkeit geht weiter“.
Beispiel Areal Ubostraße: Das sechs Hektar große Gebiet zwischen Georg-Böhmer-Straße, Germeringer Weg und Belandwiesenweg wird derzeit überplant. Zwar habe es dazu Gespräche mit den Nutzern (THW, Feuerwehr, Reitstall…) gegeben, aber „Betroffene sind bei der Neugestaltung des Ortszentrums nicht nur die gegenwärtigen Nutzer, sondern der ganze Ort“, mahnte Bichlmayer. Alleine beim künftigen Dorfplatz sei „quasi als Zuckerl“ Bürgerbeteiligung geplant. Da die einzelnen Projekte bisher als „Stückwerke“ abgearbeitet wurden, hat sich die Stadt die öffentliche Beteiligung gespart und nur die Nutzer informiert. „Einzelbescheide formieren sich zur Gesamtheit“, so Bichlmayer und gegen eventuelle Vorbescheide könnten dann nur die direkten Nachbarn Klage einreichen. Der Förderverein und die Bürgervereinigung hätten zahllose Eingaben und Anfragen beim Planungsreferat gestellt, „wir werden mit Standardformulierungen abgespeist“, findet Bichlmayer.
Immerhin gibt es einen Teilerfolg. So soll jetzt auch das angrenzende Bahnhofsareal in das Sanierungsgebiet aufgenommen werden, damit ein gemeinsamer städtebaulicher Wettbewerb für das Areal Ubostraße 7-9 und das Bahnhofsareal Aubing ausgelobt werden kann. Dies wurde bei der letzten Sitzung des Bezirksausschusses 22 verkündet.
Verkehr nicht nach Altaubing ableiten
Auch der Verkehrsanschluss von Aubing an Freiham bereitet den Vereinen Sorgen. „Verkehre ableiten“ laute die Maxime „und zwar über Alt-Aubing hinweg. Hauptsache die Freiham-Pläne werden genehmigungsfähig“, so Müller. Bei der Machbarkeitsstudie hätte es zwar zwei günstigere Varianten gegeben, „tragbar sind aber eigentlich keine“. Während die eine Variante in einer Tempo-30-Siedlung endet, führt die andere in ein Wohngebiet an der Lochhausener Straße, das derzeit verdichtet wird. Wenigstens sei die längst überfällige Bürgerbeteiligung endlich nach den Sommerferien vorgesehen. Dann könnten auch die noch völlig ungeklärten Einflüsse des eventuellen Ausbaus der A 99, der Tram-17-Verlängerung nach Freiham Süd und die veränderte Planung für den viergleisigen Ausbau der S 4 hinterfragt werden, hofft Müller.
Ein weiterer Dauerbrenner ist die Barrierefreiheit des Aubinger Bahnhofs. Seit Jahrzehnten versuchen die Bürger eine Lösung für die Treppen bei der Unterführung zu bekommen. In einem Film sah man ältere Damen, die ihre Fahrräder und Rollatoren über die Stufen schleppten, Eltern, die Kinderwägen hochwuchteten oder Rollstuhlfahrer, die umdrehen mussten. „Versprochen wurde schon viel“, ärgerte sich Barbara Ney, Sprecherin des Regsam-Arbeitskreises „Runder Tisch Inklusion“ und Vorstandsmitglied der Bürgervereinigung. Ein städtebaulicher Wettbewerb soll in den nächsten Jahren eine Lösung bringen. „Bis dahin könnte doch wenigstens ein Provisorium errichtet werden“, forderte Ney, denn ohne die Treppe sei auch die Verbindung zwischen Neuaubing und Alt-Aubing erschwert.
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