"Wir müssen einsatzbereit sein"
Technisches Hilfswerk möchte am Standort erweitern
Seinen Stellvertreter hat der Ortsbeauftragte des Technische Hilfswerks (THW) seit langem nicht mehr persönlich getroffen. Auch sonst hat Andreas Bieleck seine Kontakte stark eingeschränkt. Seit März 2020 ist der THW-Ortsverband München-West im Einsatz im Rahmen der Corona-Pandemie. „Wir müssen einsatzbereit sein und dürfen uns nicht anstecken“, erklärt Bieleck. Die Helfer dieser Zivilschutzorganisation des Bundes haben im März beispielsweise ein Lager für Schutzausrüstung aufgebaut, bei der Verteilung dieser im Frühjahr knappen Güter geholfen, sie haben die Staatsregierung fachlich beraten. Dazu kommen Einsätze wie das Abstützen eines Gebäudes, auf das ein Baukran gestürzt war, das Bergen einer Ladung aus dem Allacher Tunnel, Aufgaben wie Hilfe bei Hochwasser, Unwetter, Stromausfällen und Auslandseinsätze beispielsweise nach einem Erdbeben. 5.000 ehrenamtliche Einsatzstunden haben die Aubinger THW-Helfer 2020 bisher geleistet.
Der Ortsverband München-West ist seit 1987 in dem ehemaligen landwirtschaftlichen Gebäude in der Aubinger Ubostraße 7 und dem späteren Fabriksgebäude der Uher-Werken untergebracht. Das Funktionsgebäude entspricht längst nicht mehr den Anforderungen an die Arbeitssicherheit. Im Rahmen der geplanten Umgestaltung des Areals hoffen die THW-Aktiven den Standort mit neuen Gebäuden, „die zum Ensemble passen“, vergrößern zu können. Die drangvolle Enge macht den Ehrenamtlichen nämlich sehr zu schaffen.
Zwei teilen sich einen Spind
Das Jugend-THW ist mit rund 45 Jugendlichen besonders groß. Derzeit müssen sich jeweils zwei einen Spind für ihre Schutzausrüstung teilen. Unter den 120 Aktiven befinden sich immer mehr Frauen. Für sie fehlen ausreichende sanitäre Anlagen. Am meisten Kopfzerbrechen bereiten aber die Garagen. Der Fuhrpark des THW umfasst neben Autos, Anhängern und Transportern auch sieben große Lastwagen. Nicht jeder passt durch das Tor, so dass die teuren Fahrzeuge, die der Bund mit Steuermitteln angeschafft hat, draußen stehen müssen. Das ist nicht nur wegen der Abnutzung schlecht, beim letzten Hagelsturm sind Fahrzeuge beschädigt worden, „wir konnten nicht ausrücken“, erinnert sich Bieleck.
Nachdem die Stadt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben hattee, wurden die Nutzer, neben THW sind es ein Reitstall, die Aubinger Tenne und das Kulturzentrum Ubo 9, gebeten, ihre Wünsche zu äußern. Das THW möchte einen Abriss und Neubau. „Natürlich keine Wellblechgaragen“, so Bieleck. Er spricht sich für ein Giebeldach und einen Keller aus, um den Flächenverbrauch zu reduzieren. Entweder könnten die Gebäude entlang der S-Bahn ausgerichtet werden. Eine andere Lösung wäre die Garagen direkt hinter dem Bestandsgebäude zu situieren. Dorthin könnten außerdem die Parkplätze für Kulturzentrum und Tenne, denn der derzeitige Parkplatz soll neuer Dorfplatz werden. Allerdings muss eine Alternative durch eine neue Anordnung von Reitstall und Gebäude gefunden werden, so Bieleck.
Kritik an Baumfällungen
Insgesamt 24 Garagen werden benötigt. Circa 70 Meter lang und 13 Meter tief könnten sie werden. Was die Kosten betrifft, so werden die vom Bund übernommen, denn das THW untersteht dem Bundesinnenministerium. Bei der Stadt läuft eine Anfrage, was möglich sei. Förderverein "1.000 Jahre Urkunde Aubing" und Bürgervereinigung Aubing-Neuaubing kritisieren bei den Plänen das bauliche Ausmaß und die Baumfällungen. Es handele sich laut Bieleck größtenteils um Wildwuchs und Heckenbäume. „Die Linden und Kastanien stehen in keinster Weise zur Diskussion“. Außerdem: Egal wie umgestaltet werde – ohne Baumfällungen gehe nichts. Grüne und SPD würden ein neues Altenheim bevorzugen. „Dann müssten aber entweder wir oder der Reitstall weichen“, so Bieleck.
Ein Umzug würde das THW in seiner Arbeit gefährden. „Es geht bei uns nicht nur um Garagen“, mahnt Bieleck. Der zentrale Standort sei einer der Gründe dafür, dass der OV so stark sei. Vor allem die Jugendgruppe, die einmal in der Woche für zwei Stunden an der Ubostraße Theorie und Praxis der technischen Hilfe übt, sei auf die S-Bahnnähe angewiesen. Die Erwachsenen, die einmal im Monat einen ganzen Samstag zum Üben opfern, schätzen die zentrale Lage ebenfalls.
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