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„Willkommenskultur darf nicht vor Haustür enden“

Weitere Flüchtlingsunterkünfte im Stadtviertel 22 werden heuer errichtet

An der Langwieder Hauptstraße sollen Flüchtlingsunterkünfte entstehen. (Bild: pst)

CSU-Stadtrat Johann Sauerer zeigte auf das große Holzkruzifix, das an der Wand des Pfarrsaals Sankt Michael in Lochhausen hing. Es sollte seine Parteifreunde an das „C“ im Namen und die Besucher der Bezirksausschusssitzung an ihre christliche Verpflichtung in Bezug auf die Flüchtlinge erinnern. Vor ein paar Wochen erst hatte das Amt für Wohnen und Migration über die neuen Unterkünfte für Flüchtlinge im Bezirk 22 informiert, jetzt wurden weitere Standorte in Lochhausen und Freiham genannt. An der Langwieder Hauptstraße werden 300 Menschen in einem Container untergebracht werden und die Unterkunft in der Ziegeleistraße wird derzeit für 22 junge Erwachsene hergerichtet. Die Menschen in den Kriegsgebieten fliehen vor dem Grauen des Krieges, „wenn es so weitergeht, dann werden diese Unterkünfte auch nicht reichen“, meinte Sauerer. Die Lebensschicksale der Flüchtlinge haben den CSU-Mann zu ihrem Fürsprecher werden lassen. „Es wird schwierig werden“, gab er zu, aber wenn Bürger, Politik und Kirchen zusammen hielten, „können wir zusammen etwas bewegen“.

Eindringlich schilderte Behördenmitarbeiter Richard Schlickenrieder die Probleme mit der Unterbringung, die sich angesichts der wachsenden Zahl an Flüchtlingen, verstärkten. „Die Stadt hat nur begrenzte Grundstücke und muss dort Baurecht ausnutzen, wo es geht.“ Alternativen gebe es nicht, sonst müssten die Menschen in Turnhallen oder in Zelten untergebracht werden. Auch in der Aubinger Bevölkerung scheint sich langsam die Erkenntnis durchgesetzt zu haben, dass „die Willkommenskultur für die Flüchtlinge nicht vor der eigenen Haustüre aufhören darf“, wie es Jürgen Umseher formulierte. „Wir sind nicht gegen Flüchtlinge“, versicherten viele Bürger in ihren Wortbeiträgen. Allerdings hatten sie Sorgen über die Menge an Plätzen und gaben deswegen den Behördenvertretern einige Anregungen mit auf den Weg.

Container als Treffpunkt

Angesichts der Tatsache, dass rund 85 Prozent der Flüchtlinge junge Männer seien, forderten die Bürger Infrastruktur und einen besseren Betreuungsschlüssel. Die Menschen dürften nicht in enge Mehrbettzimmer gepfercht werden, denn das würde Aggressionen schüren, meinte eine Lochhauserin. Sie regte an, dass ein weiterer Container als sozialer Treffpunkt für die jungen Menschen aufgestellt werden sollte. Dort könnten sich dann auch Einheimische einfinden und so eine Integration erleichtern. Ein Bolzplatz, Geschäfte, Beschäftigungsmöglichkeiten und eine psychologische Betreuung für die oftmals traumatisierten Menschen wären notwendig.

Joachim Krämer vom Lochhausener Fassl-Club kritisierte den Standort an der Langwieder Hauptstraße. „Null Infrastruktur, nicht einmal einen Supermarkt haben wir in Lochhausen“, klagte er und der künftige Untergrund für die Container gleiche bei Regen einer Seenlandschaft. Zu Wort meldete sich auch ein Freihamer Bürger. Im Gewerbegebiet sollen rund 680 Flüchtlinge untergebracht werden. „Wir knapp 400 Einwohner sind dann eine Minderheit und es gibt keinerlei Infrastruktur.“ „Wir wissen um die Probleme“, sagte Schlickenrieder. Das Ganze sei derzeit der Not geschuldet, „wir haben keine Alternative“. Was die fehlende Infrastruktur betrifft, so versprachen die Behördenvertreter hier nach Lösung zu suchen. Mit „Tagesangeboten“ soll jedenfalls der Langeweile in den Aufnahmeeinrichtungen entgegen gesteuert werden. Die Flüchtlinge seien auch nicht dauerhaft in den Einrichtungen untergebracht, „sie werden sich um Bildung und Arbeit bemühen“, versicherte Sauerer. Was die beengte Situation in den Aubinger Schulen betrifft, so wird diese durch die Flüchtlinge nicht zusätzlich belastet werden, versprach Schlickenrieder den besorgten Eltern. Es gibt nur wenige Flüchtlingskinder und diese würden in Übergangsklassen geschickt, die es aber in Lochhausen nicht gibt.

"Bereicherung und keine Gefahr"

Es gibt aber auch Menschen, die sich sehr auf die Flüchtlinge freuen. Zum Beispiel Franziska Katzameier und Marion Eichhammer. Die beiden Erzieherinnen werden die 22 Heranwachsenden, die in die Übergangseinrichtung für heranwachsende Flüchtlinge zwischen 18 und 25 Jahren kommen sollen, betreuen. Im Juli werden die Häuser in der Ziegeleistraße übergeben und dann allmählich belegt werden. Eichhammer betreut bereits Heranwachsende in Berg am Laim. Es seien „wahnsinnig engagierten“ junge Menschen. „Sie sind eine Bereicherung für das Viertel und keine Gefahr."


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