Wie wird man Freihamer?
Podiumsdiskussion zur Entwicklung des neuen Stadtviertels
„Du, ich war neulich in Freiham, ich war im Stadtpark, beim Einkaufen und habe einen Wochenmarkt gesehen.“ Es sind solche Visionen, die Stadtentwickler Christian Hörmann von der Agentur Cima hat, wenn er an den neuen Stadtteil denkt. CSU-Stadtrat Johann Sauerer, Mitglied im Planungsausschuss der Stadt, träumt eher von einer U-Bahn-Station und Stadtbaurätin Elisabeth Merk hat „Kunst am Bau“ vor Augen: „Schönheit und Ästhetik beglücken und stellen im Alltag eine große Rolle dar.“
Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Freiham – lebenswert?“ hatten die drei über ihre Ideen und Pläne für das westlichste Viertel in München gesprochen. „Wie kann so ein Stadtteil gestaltet werden, damit er auch lebenswert ist?“, lautete die Kernfrage. Den Veranstaltungsort hatte der CSU-Ortsverband im 22. Stadtbezirk, der den Abend organisiert hatte, mit Bedacht gewählt. Es war der Veranstaltungsraum der Firma ISP Scholz Beratende Ingenieure AG – mitten im Gewerbegebiet Freiham. Firmenchef Ulrich Scholz war der erste, der 2010 mit seinem Unternehmen in den Technologiepark gezogen war. „Ein Glücksfall“, erinnerte er sich. Anfangs wusste jedoch keiner der neuen Betriebe, was der andere so mache. Dank Veranstaltungen wie Unternehmerfrühstücke sei ein gutes Miteinander entstanden.
Auch für den neuen Stadtteil, den Sebastian Kriesel, Bezirksausschussvorsitzender von Aubing, als „eigene Stadt“ bezeichnete, müssten Kennenlern-Angebote geschaffen werden, mahnte Hörmann. Eine Identität als „Freihamer“ zu entwickeln, gehe nur durch gemeinschaftliche Erlebnisse, „ und dafür braucht man Orte“. Diese bezeichnete der Diplom-Geograf als „Kitt für ein gesundes Miteinander“. Investoren müssten bei den Plänen für die öffentlichen Plätze beteiligt werden. Freiham könnte beispielsweise mit einem Konzerthaus Musicalstandort werden, hakte Merk ein. Außerdem regte sie „breite Korridore und Tangenzialverbindungen mit viel Grün“ und eine Wiederbelebung des Modells Genossenschaftswohnungen an. Provokant stellte sie die Forderung auf, dass Freiham die erste Drohnenfreizone werden solle, „mit Drohnen das Mittagessen bringen lassen, das ist keine Lebensqualität.“
Ursprünglich waren 60.000 geplant
In den nächsten Jahren sollen auf der 350 Hektar großen Fläche Häuser für 25.000 Einwohner und Arbeitsplätze für 7.500 Menschen entstehen. Das ist nicht sehr viel, wenn man bedenkt, dass Freiham im Stadtentwicklungsplan von 1963 als „Entlastungsstadt“ mit 60.000 Einwohnern geplant worden war, erklärte Sauerer. Im Rahmen der Olympischen Spiele wurden Neuperlach und das Westkreuz vorgezogen. „Die fehlende Kanalisation und die mangelhafte Verkehrsanbindung“ hätten den Ausschlag gegeben. Rund 50 Jahre später hat die Stadt das Projekt „Freiham“ wieder aufgenommen. Seit 2006 wird das Gewerbegebiet gebaut, seit einem Jahr laufen die Vorbereitungen für den Wohnungsbau. „Einige Themen aus den 60-ern bestehen heute noch“, so Merk. Vor allem die Verkehrserschließung sei nach wie vor problematisch. Hier müssten Konzepte entwickelt werden, um weniger Autos auf die Straße zu bekommen. „E-Mobilität“ und „Car-Sharing“ waren Stichworte, die Merk in die Runde warf. Für Sauerer stand fest: „Ohne eine U-Bahn wird es nicht gehen.“
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