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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Wie lange noch?
Aubinger warten auf den Ausbau der S-Bahnunterführung
Ängstlich schaut die alte Dame in die Tiefe. Mehr als 50 Stufen muss sie überwinden, um durch die Bahnunterführung am S-Bahnhof Aubing nach Neuaubing zu kommen. Eine junge Mutter mit Kinderwagen hat Glück. Ein Mann greift beherzt nach dem Gefährt und hilft Kind und Karre über die Stufen zu transportieren. Keine Chancen hat dagegen der Rollstuhlfahrer. Er muss auf andere S-Bahnstationen ausweichen, obwohl er keine 100 Meter vom Aubinger Bahnhof entfernt wohnt.
Seit Jahrzehnten kämpft der Aubinger Bezirksausschuss um einen barrierefreien Ausbau der Bahnunterführung und die Aubinger stellen regelmäßig auf den Bürgerversammlungen Anträge. Bisher hat die Bahn wegen des geplanten mehrgleisigen Ausbaus der Gesamtstrecke der S 4 die Umbaumaßnahmen stets zurückgestellt. Doch bis es soweit ist, können Jahrzehnte ins Land gehen. Dabei drängt die Zeit. In den nächsten Jahren werden durch die neuen Wohnungen in Freiham und in Aubing-Mitte weitere Bahnfahrer auf die S-Bahn angewiesen sein. Angesichts der prognostizierten steigenden Nutzung sei die Barrierefreiheit längst überfällig, ist sich der Bezirksausschuss 22 einig.
Barrierefreiheit auch ohne Streckenerweiterung
Auch die Stadträte haben sich der Sorgen angenommen. „Kommt der barrierefreie Ausbau der Bahnunterführung am S-Bahnhof Aubing noch vor 2050?“, lautete eine Frage, die Grünen-Stadträtin Katrin Habenschaden an die Rathausspitze gestellt hatte. Vor kurzem traf die Antwort von Stadtbaurätin Elisabeth Merk ein. Auch ohne Ausbau der S 4 könne der barrierefreie Ausbau erfolgen, so sieht das zumindest die Stadt.
„Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb die Situierung einer Rampe oder eines Aufzugs im Rahmen der laufenden Planungen der Bahn nicht möglich sein sollte“, so Merk. Auch die Oberste Baubehörde sei davon überzeugt, dass die barrierefreie Ortsverbindung vor dem Gesamtausbau geplant und ausgebaut werden könne. Deswegen habe die Stadt eine Vereinbarung mit der Bahn über den Bau von Rampe oder Aufzug auf der Nordseite der Fußgängerunterführung abgeschlossen. „Die Vorfinanzierung der Planung in Höhe von 45.000 Euro erfolgt aus dem laufenden Budget des Referats für Stadtplanung und Bauordnung“, so Merk. Bevor es losgeht, möchte die Bahn auf die Ende 2017 fertigen Pläne zum dreigleisigen Ausbau warten. In einem ersten Gespräch habe aber die Bahn zugesagt, dass „die Möglichkeit der Vorabrealisierung geprüft wird“, berichtete Merk.
Wird die Stadt den Ausbau vorfinanzieren?
Auf die Frage, ob die Stadt München den Ausbau ähnlich wie beim Autobahntunnel Aubing vorfinanzieren würde, antwortete Merk: „Wenn die Ergebnisse dieser Planungen vorliegen, wird das Referat für Stadtplanung und Bauordnung dem Stadtrat einen Entscheidungsvorschlag zur Finanzierung der barrierefreien Ortsverbindung unterbreiten.“ Zuvor müssten mit dem Freistaat Verhandlungen über eine Rückerstattung oder finanzielle Förderung geführt worden sein.
Es gibt 150 S-Bahnstationen in ganz München. Davon sind 91 Stationen komplett barrierefrei, 25 sind beschränkt stufenfrei zu erreichen. An 12 Stationen sollen die Bauarbeiten 2018 beginnen. Lediglich 11 Stationen stecken bezüglich der Barrierefreiheit noch in der Planungsphase – darunter Aubing.
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