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Von der Feuerwehr zum Bewerbungscoach

Helferkreis Mainaustraße hat sein Angebot modifiziert

Seit Juli 2016 wohnen die Asylbewerber in der neuen Unterkunft. (Bild: AWO)

Sie sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sie unterstützen – die Ehrenamtlichen des Helferkreises der Flüchtlingsunterkunft an der Mainaustraße. Rund 110 Mitglieder - vom Rentner über die Angestellte bis zum Schüler – engagieren sich seit 16 Monaten für die 190 Asylbewerber. Sie alle eint die Überzeugung, „dass durch Offenheit, freundliches Aufeinanderzugehen und Hilfe zur Selbsthilfe ein gelungenes Miteinander und auch eine Integration gelingen kann“, so Helferkreissprecherin Dagmar Mosch. Nun zogen die Helfer Bilanz ihrer bisherigen Arbeit.

Im Dezember 2015 waren die ersten Geflüchteten in provisorische Container gezogen. Schnell organisierten die Helfer Deutschkurse, Kinderbetreuung und Hausaufgabenhilfe. Eine Kleiderkammer wurde eingerichtet und eine „Radl-Werkstatt“. „Anfangs ist der Helferkreis eher eine Art Feuerwehr gewesen, die immer dort gelöscht hat, wo es gerade gebrannt hat“, erinnerte sich Helferin Susi Altmann. Es war wichtig, „einfach nur da zu sein für die neu ankommenden Flüchtlinge und ihnen zuzuhören“. Mittlerweile haben sich die Anforderungen an die Helfer geändert. „Die Ehrenamtlichen mussten ihr Hilfsangebot neu justieren“, so Mosch.

Hausaufgabenhilfe sucht weitere Ehrenamtliche

Im Juli 2016 wurde die neue Gemeinschaftsunterkunft eröffnet und das Provisorium geschlossen. In die Wohnungen zogen 190 Menschen ein, davon zwei Drittel Familien mit insgesamt 50 Kindern. Sie werden von der Landeshauptstadt als Betreiber und der AWO (Arbeiterwohlfahrt) im Rahmen der Sozialberatung betreut. Die Deutschkurse des Helferkreises werden weniger benötigt, da ein Großteil der Bewohner in offiziellen Deutsch- oder Integrationskursen angemeldet ist. Auch für die Kinder konnten Kindergartenplätze gefunden werden, so dass die Kinderbetreuung nicht mehr so nachgefragt wird. Umso wichtiger ist jetzt die Hausaufgabenhilfe für Schulkinder. Ein Einsatz, den die Grundschule am Ravensburger Ring sehr lobe, wie die Helfer berichteten.

Renita Liedl-Praetorius leitet diesen Arbeitskreis. „Der Einsatz ist personalintensiver als erwartet“, berichtete sie. Das bedeutet, dass weitere Helfer gesucht werden. Auch wenn sich die Flüchtlinge weitgehend eingelebt haben, gibt es für die Ehrenamtlichen genug zu tun. Sie unterstützen die Menschen beispielsweise bei der Suche nach einem Job oder einen Ausbildungsplatz. Die Sprachkurse haben sich zu Bewerbungskursen gewandelt. Auch im Asylverfahren werden die Menschen begleitet. Dafür bildeten sich die Helfer in Schulungen der Ehrenamtlichen-Akademie der AWO fort, erklärte Mosch. Ein großes Thema in der Unterkunft sind die Ablehnungen und Abschiebungen. Das verunsichere und frustriere, bedauerten die Helfer. Diese fühlten sich „durch die verschärfte Flüchtlingspolitik sogar ausgebremst“, kritisierte Mosch. Sie forderte einen ungehinderten Zugang der Flüchtlinge zum Arbeitsmarkt.

"Hilfsbereitschaft ungebrochen"

Neu aktivieren möchte der Helferkreis sein Radl-Projekt. Daneben engagiert sich der Helferkreis mit einem Frauenstammtisch, es gibt eine Musik-Gruppe, ein Tanz- und Bewegungsprojekt für Frauen, eine Handarbeitsgruppe und eine Fußballmannschaft. „Wir wollen nicht für, sondern gemeinsam mit den Flüchtlingen etwas machen“, erklärte Mosch. Dabei wird die Nachbarschaft einbezogen. Mit Erfolg: „Die Hilfsbereitschaft gegenüber den Flüchtlingen und die Spendenfreudigkeit im Stadtviertel ist ungebrochen groß“, freute sich Mosch. Weitere Infos über den Helferkreises gibt es unter www.helferkreis-mainaustraße.de im Internet.


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