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"Überrollt uns nicht"

Protest gegen Verkehrslawinen durch den Ort

Jürgen Müller, Bürgervereinigung Aubing-Neuaubing, stellte den Protestierenden Alternativvorschläge für die Verkehrsanbindung vor. (Bild: pst)

„Stoppt den Wahnsinn“, „Au, au, Aubing – der Verkehr macht uns krank“, „Überrollt uns nicht“, „Wer so plant, quält Kinder“, stand auf einigen der zahlreichen Plakate und Transparente, die die Bürgerinnen und Bürger auf die Demonstration gegen die Verkehrsanbindung von Freiham nach Aubing mitgebracht hatten. Hunderte waren zu Fuß, mit dem Radl, mit Bollerwagen, Kindern und Hunden an die Ecke Eichenauer und Wildenrother Straße gekommen, an den Standort, der in Zukunft Blechlawinen aus Freiham und Puchheim in den Ort bringen könnte, so die Befürchtungen von Initiator Jürgen Müller (Bürgervereinigung Aubing-Neuaubing). Um solche Beschlüsse im Stadtrat zu verhindern, hatte der 300 Personen zählende Verein, zum Protest aufgerufen. Als „Besserwisser und Stänkerer“, seien sie im Vorfeld geschmäht worden, rief Vorstand Jürgen Müller. Dann zeigte er auf die in Sichtweite verlaufende Einhausung, auf der der Geschichtspfad verläuft. Ohne Bürgerprotest hätte es diese Lärmschutzmaßnahme entlang der Autobahn nicht gegeben. Das Ergebnis sei Vorbild für den jetzigen Protest. „Mit uns nicht“, rief Müller unter Applaus. Angesichts der Bauvorhaben müsse man mit 40.000 zusätzlichen Einwohnern rechnen, erklärte er.

Statt neuer Straßen schlug Müller eine zeitweise Freigabe des Autobahn-Seitenstreifens zur Verkehrsentlastung vor, einen Zehn-Minuten-Takt für die S 4 und die S 8 und vor allem „Infrastruktur vor Wohnungsbau“. Außerdem müsse die Potenzialfläche Aubing-West als Erholungsfläche und Kaltluftschneise von Bebauung freigehalten werden. Um zuerst die offenen Fragen zu klären, forderte Müller ein Moratorium für die Baupläne.

"Da wird's mir langsam bang"

Anschließend sprachen die Stadträte Winfried Kaum (CSU), Fritz Roth (FDP), Anna Hanusch (Grüne), Tobias Ruff (ÖDP) und vom Bund Naturschutz Ernst Habersbrunner. „Wir kennen die Probleme, wir nehmen sie ernst“, versicherte Kaum. Eine Aussage, die in der Art auch von den anderen Sprechern getätigt wurde. „Wir können den Verkehr nicht an der Stadtgrenze aufhalten“, mahnte Kaum. Einig waren sich alle Redner, dass die Autos nicht durch den alten Stadtkern geleitet werden dürften. Für die Idee einer Ortsumgehung gab es Buh-Rufe für Kaum. Roth forderte die Planer auf, den „Reset-Knopf“ zu drücken und appellierte, dem "Wachstumswahn“ ein Ende zu bereiten. Einen Appell, die Umwelt vor neuer Verkehrsbelastung zu schützen, gab es von den Grünen und dem Bund Naturschutz. Auch der Landschaftspark war Thema. Er dürfe keinesfalls den Straßenbauplänen zum Opfer fallen, lauteten die Forderungen.

Musiker Rolf Block hatte extra ein „Aubing Lied“ komponiert, in dem er vor den Gefahren des Verkehrsinfarkts warnte. In einer Strophe hieß es: "In Aubing ist das Leben schön, doch wird es auch so weiter gehn? In Freiham bau'n sie fleißig an, obwohl sie keine Straße ham und auch die U-Bahn braucht noch lang, da wird's mir langsam bang."

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