"Parlamentsgebäude" soll bleiben
"Vertrag mit dem Schnitzelhaus muss verlängert werden"
Der Saal strahle zwar einen etwas altmodischen Charme aus, darauf verzichten möchte in Aubing aber keiner. „Das Schnitzelhaus ist unser Parlamentsgebäude“, betonte Johann Sauerer (CSU) in der letzten Bezirksausschusssitzung. Der Saal des Bayerischen Schnitzel- und Hendlhauses in der Limesstraße wird regelmäßig für die Sitzungen gebucht. Auch die Aubinger Vereine nutzen den großen Saal. Hier hängen die Schränke mit den Vereinsfahnen und an der Wand belegen die Unterschriften von Promis, wer schon alles hier war. „Es ist ein Privileg, dass wir in unserem Stadtteil so etwas in dieser Größe haben“ schwärmte Sauerer. Deswegen müsse der Saal an der Limesstraße erhalten bleiben.
Da Ende 2025 der Vertrag mit der Eigentümerin, die Eisenbahner-Baugenossenschaft München (ebm) endet, forderte die CSU in einem Antrag, dass die Stadt München, beziehungsweise das Kommunalreferat als Vertragspartner „frühzeitig in Verhandlungen tritt“, um den Saal für die Aubinger zu sichern. Unterstützung für dieses Anliegen kommt vom Kulturreferat, „Engagement braucht Orte“, heißt es in dem Antwortschreiben. In Aubing seien dies der Bürgersaal am Westkreuz, das Kulturzentrum Ubo 9, das geplante Stadtteilkulturzentrum in Freiham und der Saal in der Limesstraße. „Angesichts der kontinuierlich wachsenden Stadt kann das Kulturreferat keinen Anlass erkennen, dass vorhandene Räume zur bürgerschaftlichen Nutzung entbehrlich werden könnten“. Als Grundlage für die Vertragsverhandlungen brauche das Kommunalreferat allerdings eine Übersicht aller Nutzungen. Diese soll die Arbeitsgemeinschaft der Aubing-Neuaubinger Vereine (ARGE-Vorsitzender ist Sauerer), die die Raumkoordination durchführen, zusammenstellten.
Vor rund 20 Jahren wurde der Saal saniert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Die finanziellen Mitteln steuerte die Stadt aus Mitteln der Stadtteilkultur bei. Im Gegenzug dazu verpflichtete sich die Genossenschaft den Saal für kulturelle Nutzungen, Vereine und bürgerschaftliche Aktivitäten im Stadtviertel zur Verfügung zu stellen.
„Zum Spitzauer“
Das Gebäude wurde im Rahmen der genossenschaftlichen Wohnbebauungsmaßnahmen in der Limesstraße, Plankenfelser und Wiesentfelser Straße 1924 erbaut. Die Architektur wird als „historisierender Heimatstil“ bezeichnet. Es gibt eine Postkarte, die zeigt die Gaststätte „Zum Spitzauer“ an der damaligen Lochhamer Straße, sowie einen rauchenden Schlot der Aubinger Ziegelei und die Kirche St. Quirin. Für den Förderverein 1000 Jahre Urkunde Aubing demonstriere die Eisenbahner-Wohnanlage den Übergang von den Bauernhäusern im Altdorf hin zu den Arbeiterwohnungen des wachsenden Stadtviertels im Industriezeitalter.
Im Nationalsozialismus gab es eine Adressenänderung. Die heutige Limesstraße hieß bis nach dem Krieg „Adolf-Hitler-Straße“. Die Gaststätte überstand die Bombenangriffe. Nur drei Genossenschaftshäuser wurden beschädigt. „Nach dem Krieg haben sich im Saal der Gaststätte die demokratischen Parteien wieder gegründet“, erklärte Sauerer. Jahrzehntelang war die Gastronomie an den Wienerwald verpachtet. Heute heißt sie "Bayerisches Schnitzel- und Hendlhaus". Im Sommer genießen die Gäste den Biergarten mit den schattigen Kastanien.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH