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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Pantheon im Heizwerk
Aubinger Denkmal wird KunstKraftWerk
Er habe sich in die Immobilie verliebt, gestand Michael Amberger dem Bezirksausschuss 22. Mit ihren roten Mauerziegeln, der Stahlbeton-Tragstruktur und den an die Antike erinnernden architektonischen Elementen ist das ehemalige Heizkraftwerk in Aubing ein imposantes Gebäude. Seit 2007 steht es unter Denkmalschutz, unter anderem wegen der "monumentalen Wirkung" des rund 80 Jahre alten und 25 Meter hohen Industriebaus. 1988 wurde das Heizwerk in der Rupert-Bodner-Straße stillgelegt und in den darauffolgenden Jahren zu einem "lost Place", einem Ziel von Fotoabenteurern, Ruinenliebhabern, ein Ort suburbaner Jugendkultur.
Das Münchner Familienunternehmen Allguth GmbH erwab das Heizwerk 2005. Nach ersten Überlegungen, hier den Allguth-Firmensitz zu errichten oder das Gebäude den Philharmonikern als Ausweichquartier für die Zeit des Gasteig-Umbaus anzubieten, steht nun fest: "Uns schwebt ein Kulturzentrum vor, in dem viele Nutzungsarten miteinander verzahnt sind", so Amberger.
Für das Projekt hat er die Architekten von Stenger2 gewinnen können, die sich bereits mit dem Umbau des ehemaligen Heizkraftwerks in Obersendling einen Namen gemacht haben. Nun also Aubing.
Extrem gute Bausubstanz
Architekt Markus Stenger war mit seinem Team in den Bezirksausschuss gekommen, um seine Ideen vorzustellen. Er schwärmte von dem "speziellen Charakter", der "extrem guten Bausubstanz", den "tollen Ziegeln und Stahl". Zwar sei der Bau in der "schwierigen Zeit" des Nationalsozialismus errichtet worden, mit der Formensprache des damaligen Regimes habe es aber nichts gemein. Bereits in den 20-er Jahren habe es ähnliche Industriebauten im Stil des Traditionalismus gegeben, erklärte Stenger.
Jetzt soll das Ganze belebt werden. Vor dem Gebäude könnte ein typischer Münchner Biergarten entstehen und hinter dem Bau ein t-förmiger Neubau, der sich aber in Form und Größe dem Heizkraftwerk unterordnet. "Die Halle ist schwierig", gab Stenger zu, aber auch eine Herausforderung. Wenn er das 40 mal 60 Meter große Gebäude betrete, "habe ich das Gefühl im Pantheon in Rom zu stehen", beschrieb er die Wirkung. Auf sechs Metern Höhe soll es einen Steg geben, auf dem man im Innenraum die Halle umranden kann. Ein paar Ziegel werden herausgebrochen und durch Glasfenster ersetzt. Es wird einen "Technik-Block" in der Halle geben, in der Haustechnik und anderes "versteckt" ist, das Auditorium umfasst 200 Plätze. "Das wirtschaftliche Rückgrat ist aber der Kreativbereich mit seinen vielen Arbeitsplätzen", informierte Stenger. In diesem Neubau soll es Ausstellungsebenen, Flächen für Kreativagenturen, Eventflächen, Bistro und Restaurant geben. "Ein Kultur- und KunstKraftWerk mit Strahlkraft über die Region hinaus wird entstehen", versprachen die Planer.
Mopsfledermäuse im Keller
Für die geplanten Freiflächen haben die Brüder Christian und Michael Amberger den Aubinger Matthias Schwahn gewinnen können. Er hat auch gleich eine Sensation in den alten Gemäuern gefunden: Vier äußerst seltene Mopsfledermäuse haben in den Kellerräumen ihr Quartier eingerichtet. Diese Tiere sollen natürlich nicht vertrieben werden. Schon vor dem Umbau wurden Ersatzeinflugslöcher geschaffen, die die Tiere auch angenommen haben. Im Keller wurde sogar ein Wasserbecken eingebaut, um für ausreichende Feuchtigkeit zu sorgen. Vor dem Gebäude möchte Schwahn ein Paradies für Zauneidechsen, Rispen-Flockenblumen, Ida-Bläulinge und für die vielen Bienenarten schaffen, die das Biotop bereits jetzt besiedelt haben. "Ich bin überwältigt", freute er sich über die seltene Flora und Fauna am Standort. Beeindruckt zeigte sich auch das Bezirksausschussgremium von dem künftigen KulturKraftWerk. "Es ist wichtig, dass Kultur auch an den Stadträndern stattfindet", betonte Stadtrat Johann Sauerer.
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