Nachbarn am gleichen Ort
„Ökumene“ ist in Aubing mehr als ein Wort
Klaus Bichlmayer hat einen besonderen Wunsch: „Ein gemeinsames Abendmahl“. Dafür setzt er sich seit 40 Jahren im Ökumenischen Rat ein. Der Begriff „Ökumene“ ist vielen zwar geläufig, was man genau darunter versteht, ist aber oft nicht bekannt. Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutete ursprünglich „die ganze bewohnte Erde“. Heute wird unter „Ökumene“ die Einheit der Kirchen und Christen im Sinne der Überwindung bestehender Konfessionsgrenzen bezeichnet. Was sehr theoretisch klingt, wird in Aubing seit 40 Jahren gelebt. 1973 wurde der Ökumenische Rat Aubing gegründet. Hier sitzen katholische und evangelische Christen zusammen, um sich für die gemeinsame Sache einzusetzen. Bei einer Festveranstaltung erinnerten die Vertreter der Kirchengemeinden Sankt Markus, Sankt Konrad, Sankt Quirin und die Adventskirche (später kam die Pfarrei Sankt Lukas dazu) an die Anfänge.
"Es herrschten viele Vorurteile"
Seit 40 Jahren treffen sich die Ökumenischen Räte regelmäßig, um gemeinsame Veranstaltungen für die katholischen und evangelischen Christen zu organisieren. „Das war damals keine Selbstverständlichkeit“, erinnerte sich Klaus Bichlmayer, einer der „Motoren“ der Laienbewegung. „Es herrschten viele Vorurteile“, bedauerte er. Dabei seien die Aubinger Christen doch „Nachbarn am gleichen Ort“, egal, was in der Weltkirche postuliert wird. Anfangs war es wichtig, sich erst einmal gegenseitig kennen zu lernen. Die Differenzen zu verstehen und das Gemeinsame wie die Taufe und die Bibel zu erkennen. Veranstaltungen wurden initiiert, die heute in Aubing Tradition geworden sind. Zum Beispiel die Schulgottesdienste, die Kinderbibelwoche, ein gemeinsamer Gang an Allerheiligen über die Gräber, und an den hohen Feiertagen wie Ostern und Weihnachten gibt es gut besuchte ökumenische Gottesdienste.
Herzliche Freundschaft
Mittlerweile ist Ökumene in Aubing zur Selbstverständlichkeit geworden. „Die beiden großen Kirchen begegnen sich auf Augenhöhe, sind in Freundschaft einander zugetan“, freute sich Bichlmayer. 1995 wurde der erste von insgesamt sechs ökumenischen Kirchentagen im Stadtbezirk organisiert. Bichlmayer erinnerte an die „brechend volle Kirche von St. Konrad und den langen Zug nach Sankt Quirin mit rund 1000 Teilnehmern“. Trotz der Erfolge sieht Bichlmayer mit Sorgen in die Zukunft. Noch immer gebe es eine Reihe an Problemen, die gelöst werden müssen. Doch dafür bestehe bei der nachwachsenden Generation oft kein Verständnis mehr. „Die bestehende Trennung ist für viele kein Thema“.
Für sein Jubiläum hat der Ökumenische Rat hochkarätige Festredner verpflichten können. Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, sprach zum Thema „Wohin steuert die Ökumene“. Er ermunterte die Zuhörer „ökumenisch nicht nachzulassen, denn es tut sich was.“ Dabei verwies er auf Papst Franziskus mit seinen Ideen und das Bistum Freiburg, das sich für Wiederverheiratete stark macht. Allerdings gab Hahn zu, dass unterschiedliche Auffassungen zu Themen wie Frauenordination, Ehe und Familie dem Prozess der gegenseitigen Annäherung im Weg stehen. Beim ökumenischen Festgottesdienst hielt Altabt Odilo Lechner von Sankt Bonifaz die Predigt. Er rief dazu auf, das Gemeinsame zu betonen. „Wenn wir an den Herrn glauben, können wir alle Unterschiede vergessen“, sagte der 82-Jährige.
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