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Mehr statt leer

Freihamer Sporthallen als Multifunktionswunder

Eine Takelage wie auf einem Segelschiff hat Jürgen Triftshäuser mit ein paar Handgriffen im Turnsaal aufgebaut. (Bild: pst)

Sportwissenschaftler Jürgen Triftshäuser aus dem Münchner Referat für Bildung und Sport hatte sein „Aha“-Erlebnis vor einigen Jahren. „Ich bin durch die Turnhallen der Schulen gegangen und alle Räume waren leer“, erinnerte er sich. Angesichts der hohen Kosten, die für den Bau der Sportanlagen verwendet wurden und angesichts der Raumnot, reifte in Triftshäuser der Enschluss etwas gegen diese Verschwendung von Ressourcen zu unternehmen.
Er entwickelte ein Baukastensystem für Sportgeräte, mit dem die Hallen auch außerhalb des Sportunterrichts sinnvoll genutzt werden können. Zum Beispiel, um den Kindern im Rahmen des Ganztagsunterrichts abwechslungsreiche Bewegungsmöglichkeiten zu geben.
Vor zwei Jahren hat er sein System erstmals in einer Münchner Realschule realisiert. Mit Erfolg. Deswegen wurde jetzt auch der Freihamer Sportpark mit dem Multifunktionssystem ausgestattet. Bei einer Führung für am Bau des Sportparks Beteiligte sowie Vertreter der Lokalpolitik führte Triftshäuser seine wandelbaren Abenteuer-Turnräume vor.
Das System ist einfach: An den Wänden der Sporträume sind Paneele mit einem Schienensystem angebracht. In die Schienen können mit wenigen Handgriffen unterschiedliche Sportgeräte eingehängt werden. Dabei gibt es viele Kombinationsmöglichkeiten. Zum Beispiel eine Reckstange, die nach unten versetzt zur Ballettstange wird oder mit weiteren Elementen zur Sprossenwand. Eine Hängematte kann aufgespannt werden, es kann sogar eine Slackline zu Balancieren durch den Raum gespannt werden.
Von der Decke können mit großen Karabinern Ringe eingehängt werden, Boxsäcke, eine Strickleiter, ein buntes Fallschirmnetz oder ein riesiges Kletternetz – um nur einiges zu nennen. Es gibt sogar Spiegelwandpaneele für ein Ballettsaalfeeling oder Paneele, an denen bunte Klettergriffe zum Bouldern einladen. So kann sich jedes Kind seinen Sportparcours nach seinen individuellen Wünschen und Möglichkeiten gestalten.
Das Auf- und Abbauen ist kinderleicht und ohne große Kraftanstrengung oder Werkzeuge auch von den Schülern zu bewältigen, betonte Triftshäuser: Einfach die gewünschten Dinge in das Halterungssystem einhängen, sichern, fertig.
Auch die Turnmatten haben mit den schweren Weichgummimatten vergangener Tage nichts mehr gemein. Sie sind falt- und stapelbar und ebenfalls multifunktional nutzbar – als Turnmatte, aber auch als Sitzbank.
Angesichts vieler Kinder, die zuviel sitzen, sind solche Abenteuer-Indoor-Spielplätze genau das Richtige, um Lust auf Bewegung zu machen und um einen Ausgleich zum Schulalltag zu schaffen, waren sich die Gäste einig. Ein paar ließen es sich nicht nehmen, selber über das Kletternetz zu turnen. Das Multifunktionssystem soll allmählich in weiteren städtischen Schulen umgesetzt werden.

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