Masten sammeln Daten
Intelligente Leuchten im Feldversuch
Lichtmasten, die Feinstaub messen, die Verkehrsdaten sammeln und ihre Beleuchtung steuern können – für viele Aubinger klingt das sehr nach Science Fiction. Doch im Projektgebiet von „smarter together“ in Neuaubing, Freiham und im Westkreuz kann die moderne Technik jetzt von den Bürgern ausprobiert werden, auch ohne großen Technikkenntnisse.
Auf dem neuen Fußweg im Freihamer Grünband parallel zur Ellis-Kaut-Straße hat die Stadt für einen Feldversuch auf einer Strecke von 350 Metern zwölf moderne LED-Leuchten mit zusätzlicher Elektronik installiert. Sie sollen für eine bedarfsabhängige Beleuchtung sorgen. Wer die Leuchten in Aktion erleben möchte, kann vor oder nach Sonnenauf- beziehungsweise -untergang den Weg abgehen. Die „intelligente“ Regelung wird den Fußweg vor und hinter dem Passanten hell ausleuchten. Befindet sich keine Person im Bereich der Sensoren, wird das Licht automatisch und langsam um 85 Prozent reduziert. Dadurch wird Energie eingespart und die nachtaktiven Tiere werden nicht durch das künstliche Licht gestört. Bis Ende 2020 läuft der Versuch. Dann soll er ausgewertet und mit den Erfahrungen der bisherigen Technik verglichen werden.
Verkehrszählung mit der Straßenlaterne
Doch die Lichtmasten können noch mehr. Sie können auch Daten zum Verkehr sammeln. In einigen Wochen sollen Lichtmasten in der Limesstraße mit speziellen Sensoren ausgestattet werden, um zu erfahren, wie Autos, Radler und Passanten die Straßen nutzen. Wo beispielsweise und wie lange geparkt wird, ob die Radwege genutzt werden und wie die Passanten die Straßen queren. „Wir wollen schauen, ob die neue Technik das schafft“, erklärte der IT-Stratege der Stadt, Uwe Montag, im Rahmen der Eröffnung der Mobilitätsstation in Neuaubing.
Die gesammelten Daten werden in eine Verkehrsdatenplattform eingespeist und verwertet. So könnte beispielsweise eine App entwickelt werden, die den Autofahrer zum nächsten freien Parkplatz lotst, so dass der Parksuchverkehr und damit der CO2-Ausstoß reduziert wird, überlegte Montag. Das Datensammeln soll übrigens nicht visuell erfolgen, denn persönliche Daten wie die Kennzeichen der Fahrzeuge oder andere sensiblen Daten unterliegen dem Datenschutz. Die akustische Radartechnik soll ausprobiert werden.
Insgesamt gibt es im Projektgebiet rund 60 „intelligente“ Lichtmasten, die neben der Beleuchtung und der Verkehrszählung auch noch Umweltdaten sammeln. Diese sind übrigens keine Geheimsache. An den beiden Infostelen am Westkreuz und an der Wiesentfelserstraße können per Touchscreen verschiedene Messdaten wie beispielsweise die Belastung mit Feinstaub, Luftfeuchtigkeit oder die Temperatur, aber auch die Standpunkte der smarten Masten, verfügbarer Leihautos und -räder und andere Informationen abgerufen werden.
Venice, Munich, Sofia
Die Wissenschaftler haben den Masten Namen gegeben. „Munich“ heißt ein Mast, ein anderer „Venice“ oder „Sofia“ – als Referenz zu den Partnerstädten von „smarter together“, erklärt Montag. Noch sind nicht alle Möglichkeiten abrufbar. Eine andere Frage ist, wie all die gesammelten Daten sinnvoll genutzt werden könnten, denn das Sammeln soll kein Selbstzweck sein. Mit Hilfe der Rohdaten könnten Trends abgeleitet werden, um herauszufinden, wie die Stadt reagieren muss, damit es erst gar nicht zu einer Belastung der Luft komme, planen die Forscher.
Wenn der Feldversuch und die Auswertung beendet sind, dann wird sich zeigen, ob die Masten von den Bürgern so akzeptiert werden, dass sie dauerhaft bleiben können. Das Ganze sei eine Kostenfrage und „Sache der Politik“, so Montag.
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