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Kunst-Weg des Erinnerns

Gedenken an das Leid der Zwangsarbeiter

"Lebenszyklus" heißt die Skulptur von Susanne Musfeldt-Gohm, Vorstandsmitglied des Vereins FAUWE (Freie Ateliers und Werkstätten). (Bild: pst)

Einen Kunst-Weg des Erinnerns haben die Künstler der Ehrenbürgstraße auf dem Freigelände des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers errichtet. An 16 Stationen haben Falk Benitz, Anja Callam, Peter Frisch, Peter Heesch, Rüdiger Heinrich, Alexandra Hendrikoff, Renate Maier, Katrin Mees, Alzbeta Müller, Susanne Musfeldt-Gohm, Stefan Reitsam und Dorothea Werner ihre Arbeiten zum Thema „Erinnern“ ausgestellt. Sie sollen an das Leid erinnern, das hier den Zwangsarbeitern zugefügt worden war. Während der Zeit der NS-Herrschaft waren in den Baracken bis zu 1.000 „Fremdarbeiter“ eingepfercht worden. „Mit Skulpturen und Installationen Formen und Zugänge zu Vergangenem im Gegenwärtigen erfahrbar machen“, nennen die Künstler ihr Vorhaben. Der Kunst-Weg kann noch bis zum Sonntag, 14. Oktober, besichtigt werden. Die Finissage findet im Rahmen der Werkstatt- und Ateliertage von Freitag, 12. bis Sonntag, 14. Oktober, statt.

Mit dem Kunst-Weg wollen die Künstler, die im Verein FAUWE (Freie Ateliers und Werkstätten) zusammen geschlossen sind, zeigen, wie gut sich die Vergangenheit mit der Gegenwart, der Kreativität der Künstler, verbinden lässt. 2015 hat die Stadt das Areal gekauft. Seitdem laufen die Planungen das Ensemble als Dependance des NS-Dokumentationszentrums auszubauen. Die Künstler, die seit vielen Jahrzehnten den Ort vor Abriss und dem Verfall bewahrt hatten, wollen bleiben. Peter Heesch, FAUWE-Vorsitzender, hatte bereits bei der Bürgerversammlung im Frühsommer einen „runden Tisch“ angemahnt. Seit 40 Jahren würden die Künstler den „gewachsenen Ort“ prägen, dies müsse berücksichtigt werden.

Sanierung beschlossen

Ende Juni hatte der Stadtrat ohne Beteiligung der Künstler die Sanierung des Lagers beschlossen. Die Stadt hatte 2015 die Gesellschaft für Stadterneuerung beauftragt, ein Sanierungskonzept zu erarbeiten, das die Vollversammlung nun beschlossen hat.

Kommunalreferent Axel Markwardt: „Das Konzept sieht vor, die geschichtlichen Spuren des Ortes deutlicher herauszuarbeiten. Dazu ist geplant, die Gebäude und Zäune vom zum Teil sehr dichten Bewuchs zu befreien. Zudem ist eine behutsame, denkmalgerechte Sanierung der acht verbliebenen Baracken vorgesehen. Die Kinder- und Jugendfarm kann in der von ihr genutzten Baracke 8 bleiben. Als neuer Nutzer des Geländes kommt eine Dependance des NS-Dokumentationszentrums hinzu, um das geschichtsträchtige Areal als Lern- und Erinnerungsort auszugestalten.“ Die Gesamtverwaltung des Geländes soll an die städtische Wohnungsbaugesellschaft GWG übergehen.

Die Leiterin des NS-Dokumentationszentrums, Mirjam Zadoff, hatte daraufhin in Aubing versichert, „gemeinsame Kompromisse“ mit den Künstlern, Handwerkern, der Kita sowie der Kinder- und Jugendfarm zu finden. Ihr schwebe ein produktives und kreatives „Gemeinsam“ vor, es solle „so schön und romantisch bleiben“. Die Ehrenbürgstraße sei ein interessanter Ort des „gegenwärtigen Lebens, des zukünftigen Miteinanders und des Erinnerns“. Es fanden daraufhin Runde Tische und Gespräche statt. Eine Stadtratsentscheidung steht noch aus.

Das Lager in der Ehrenbürgstraße 9 wurde 1942 von der Reichsbahn am Rande von Neuaubing errichtet. Die Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion, Polen, Italien, den Niederlanden, Frankreich und Tschechien verrichteten schwerste Arbeit im wenig entfernten Ausbesserungswerk der Reichsbahn.


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