Kratzen, Scheppern, Quietschen
Anwohner klagen gegen den Lärm der Bahn-Instandhaltungsanlage
Es kratzt, scheppert, knirscht, quietscht und zischt, dazu gibt es häufig ein unangenehmes Fiepen – die Anwohner gegenüber der FIBA (Fahrzeug-Instandhaltungs- und Behandlungsanlage der Bahn) auf dem ehemaligen Strassergelände treibt der Krach auf die Barrikaden. „Ab sieben Uhr morgens haben wir die ganze Woche bis 20 Uhr einen unfassbaren Lärm und auch am Samstag wird gearbeitet“, kritisierte Christiane Espich. Im Bezirksausschuss 22 stellten die Betroffenen die Situation dar. Espichs Haus am Lucia-Popp-Bogen in Pasing-Obermenzing liegt direkt gegenüber der Dauerbaustelle nahe der S-Bahnstation Langwied. Seit drei Jahren habe sich die Situation verschärft, denn ein hoher Erdwall, der die Gärten und Terrassen vor Lärm geschützt hatte, wurde abgebaut, um ein Zwischenlager für den Abraum der geplanten zweiten Stammstrecke auszubauen. Jetzt rollen in Sichtweite ständig Lastwagen heran und laden unter lautem Getöse Material in die Schütten ab oder Radlager holen es unter lautem Kratzen mit den Schaufeln wieder ab. Dazu fahren die Züge vorbei. Den ganzen Tag gehe es so. „So können wir nicht mehr leben“, lautete das verzweifelte Fazit. Ihren Garten könne sie gar nicht mehr nutzen und trotz der dreifach verglasten Fenster würde sie im Homeoffice bei ihren Telefonkonferenzen kaum das Wort ihrer Partner hören, so Espich. Um auf die Situation aufmerksam zu machen, haben 23 Anwohner ihr Anliegen den Bezirksausschüssen 21 und 22 vorgebracht. Einer davon ist Rollstuhlfahrer Robert Schüssler. In Aubing berichtete er von den dicken Staubwolken, die sich regelmäßig über die Gärten und Terrassen legen. Schüssler befürchtet dadurch Asthmaanfälle oder andere Atemwegsprobleme zu bekommen.
Es leuchtet die ganze Nacht
Nicht genug damit. Die ganze Nacht hindurch wird das FIBA-Areal mit Außenlampen grell angestrahlt. „Bei uns leuchtet es in die Wohnräume“, ärgerte sich eine Anwohnerin. Eine Zumutung sei dies und eine Bedrohung für die nachtaktiven Tiere der Langwieder Heide. „Vor fünf Jahren war der Lucia-Popp-Bogen noch ein Wohngebiet, jetzt wohnen wir im Industriegebiet“, bedauerte Espich. Die Betroffenen fordern jetzt, dass Lösungsmöglichkeiten für die Situation gefunden werden müssen. "Vollstes Verständnis" und "Unterstützung" versprachen die Aubinger BA-Mitglieder den Betroffenen.
Die Bürgerinitiative möchte einen Runden Tisch mit den Verantwortlichen ins Leben rufen. Dessen Ziel sollte es sein, „dass diese unerträglichen Belästigungen und Beinträchtigungen unseres Lebens eingestellt werden“. Dafür soll von der Bahn ein Gutachten zur Lärm-, Staub und Lichtverschmutzung erstellt werden. Außerdem soll die Landeshauptstadt die DB auffordern, dass das Gelände nach der Fertigstellung der zweiten Stammstrecke wieder zurück gebaut wird und der frühere Wall wieder hergestellt wird.
Von Seiten der Bahn wird Verständnis für die Anwohner signalisiert. Gegen den Staub seien Kehrmaschinen im Einsatz. Auch die anderen Beschwerden würden ernst genommen und nach Reduzierungsmaßnahmen gegen den Lärm gesucht. Kleiner Trost für die Betroffenen: Im Planfeststellungsverfahren wurde festgelegt, dass die Logistikfläche für die zweite Stammstrecke nur temporär genutzt werden soll. Sobald diese fertig ist, sollte auch der Spuk vorbei sein.
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