Krähen in der Kravogelstraße
Vögel haben den Grünstreifen als Heimat entdeckt

Krähenpopulationen haben sich zwischen der Kravogelstraße und der Fritz-Bauer-Straße angesiedelt. (Foto: pst)
Man möchte meinen, dass Anwohner der Kravogelstraße in Aubing schon alleine wegen des Straßennamens eine ganz besondere Beziehung zu den schwarzen Vögeln hätten. Aber über die gefiederten Gesellen, die sich in der Nähe angesiedelt haben, herrschen durchaus geteilte Meinungen. Vielleicht liegt das daran, dass die Straße, die von der Waldheimstraße in Lochham zur Papinstraße führt, gar nicht nach den Vögeln, sondern nach dem Mechaniker Johann Kravogl (1823-1889) benannt wurde.
Der Mechaniker aus Südtirol ist unter anderem für seine Erfindung einer Luftdruck-Lokomobile oder eines Schnellfeuergewehrs, das 60 Schüsse in der Minute ermöglicht, bekannt geworden. Ein solches Schnellgewehr würde die von Anwohnern beklagten „Krähenplage“ wohl schnell beenden, aber das Abschießen der Krähen ist natürlich nicht erlaubt und auch nicht erwünscht. Abschießen oder Einfangen in Fallen ist aus Sicherheitsgründen im Stadtgebiet sowieso nicht erlaubt. Eier entnehmen während der Brutzeit ist auch verboten und es gibt nur ein Fütterungsverbot für Tauben.
Seit zwei Jahren gebe es immer weniger Singvögel in der Kravogelstraße, hat eine Anwohnerin beobachtet. „Diesen Winter gab es am Futterhäuschen gar keine mehr“, klagte die Bürgerin in einer Anfrage an den Bezirksausschuss 22. „Aber schwarz war es neulich um mein Vogelhäuschen, circa 20 Krähen habe ich aufgescheucht“. Tatsächlich haben die Krähen schon seit Jahren ihre Nester auf den Bäumen, die im Grünstreifen zwischen der Kravogelstraße und dem Neubaugebiet an der Fritz-Bauer-Straße liegen. Schlimmer ist der Rückgang der Insekten.
Nistkästen für Singvögel
Im Quartier sieht man immer wieder Krähen auf den hohen Bäumen sitzen und vernimmt ihr Gekrächze. Dass die Singvögel aber durch die Krähen dezimiert wurden, das stimme nicht, heißt es aus einer Antwort des Kreisverwaltungsreferats. „Rabenkrähen bringen kleinere Singvögel zur Strecke“, gibt die Behörde zu. Allerdings würden die Krähen laut LBV (Landesbund für Vogelschutz) den Singvogelbestand nicht gefährden. Eier und Jungvögel würden nur maximal zehn Prozent der Nahrung ausmachen „und dies nur während der Brutzeit“. Zu anderen Zeiten ernähren sie sich von Insekten, Abfällen, Aas und Pflanzen. Zwar wird die Ansiedlung der Rabenkrähen mit dem Rückgang der Kleinvögel in Zusammenhang gebracht, schließlich erbeuten Rabenvögel Eier und Jungvögel, doch keine wissenschaftliche Studie hat den Beweis dafür erbracht. Schuld am Rückgang der Singvögel sei vielmehr die Versiegelung der Landschaft, Verdichtung und eine Verschlechterung der Lebensraumqualität durch die intensive Bewirtschaftung der Grünflächen und Gärten. „Insbesondere der starke Rückgang der Insektenwelt ist als sehr problematisch zu erachten“, so das KVR. Neben den Krähen würden übrigens auch Katzen, Marder, Füchse und Eichhörnchen den Singvögeln nachstellen.
Zur Unterstützung der Singvögel könnten Nistkästen auf dem Balkon oder Garten angebracht werden. „Diese bieten Schutz vor den größeren Raubvögeln“. Das Kreisverwaltungsreferat warnt vor einer Verfolgung der Tiere. Erfahrungen in ganz Bayern zeigen nämlich, dass durch eine Vergrämung das Problem nur verlagert werde. „Im Gegenteil. In vielen Gemeinden kam es zu einer Vermehrung des Bestands durch die Aufsplitterung in mehrere Teilbestände und damit zu einem gleichzeitigen Anstieg der Populationsgröße“, heißt es im Schreiben.
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