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Kaltluftschneise muss erhalten bleiben

Bebauung in Freiham gefährdet das Stadtklima

Wenn die Felder mal bebaut sind, dann sollte die kalte Luft trotzdem noch durchstreichen können. (Bild: pst)

Die Mitglieder des Bezirksausschusses 22 sorgen sich um das Stadtklima. Der Klimawandel ist in München nämlich bereits spürbar. So gibt es nicht nur mehr „Tropennächte“ in den Sommermonaten, sondern vor allem in der Innenstadt steigen die Temperaturen an. Bisher hat der vorherrschende Westwind, der im Sommer über die freien Felder im Münchner Westen gestrichen ist, für kalte und frische Luft in der Stadt gesorgt. Genau das Baugebiet Freiham ist eines der wichtigsten und größten Kaltluftentstehungsgebiete für die Stadt. Auf der Münchner Klimafunktionskarte aus dem Jahr 2014 wird die Kaltluftlieferung aus Freiham mit mehr als 1.500 Kubikmetern in der Sekunde als „sehr hoch“ bewertet.

Nachdem Freiham bebaut sein wird, wäre damit eventuell Schluss. Jürgen Schrader (CSU) befürchtet, dass durch die starke Versiegelung des Bodens aus den ehemaligen Kaltluftentstehungsgebieten in den heißen Sommermonaten „Hitzeinseln“ werden könnten. Die Temperaturen könnten dadurch in der Nacht um bis zu zehn Grad höher sein, prognostiziert Schrader. Und Johann Sauerer befürchtet gar, dass bis zu 7.000 Menschen im Jahr deswegen sterben könnten.

Windmodell gefordert

Von den verschiedenen Fraktionen sind in den letzten Jahren immer wieder Anträge an den Stadtrat gestellt worden, die den Schutz des Stadtklimas forderten. Der erste von der CSU stammt aus dem Jahre 2014, der zweite wurde im vergangenen Jahr gestellt. In der letzten Sitzung hat nun die Grünen-Fraktion einen Antrag gestellt, dem sich die anderen Fraktionen im BA in einem interfraktionellen Antrag anschlossen. Darin fordern sie, „insbesondere für den zweiten Realisierungsabschnitt ein Gutachten zu erstellen, in dem die Auswirkungen auf das Stadtklima mit ihren Kaltluftleitbahnen aus dem Westen in die Innenstadt untersucht werden“. Antworten möchte der BA 22 auf Fragen wie „welche Maßnahmen der Klimaregulation durch Begrünung von Dächern, Fassaden oder Wegen sind in Freiham vorgesehen?“ Denkbar wären auch Frischluftschneisen für die Durchlüftung sowie das Pflanzen von großen Bäumen gegen eine Überhitzung.

In dem Gutachten sollten außerdem Maßnahmen aufgelistet werden, die sicherstellen, dass auch nach der Bebauung und dem Ausbau der A 99 die Kaltluftschneisen erhalten bleiben. Die Auswirkungen der Bebauung sollten in einem Windmodell empirisch untersucht werden.

Stadtrat Johann Sauerer (ÖDP) hat den Antrag in den Stadtrat eingebracht. Vor allem die Auswirkungen der massiven Blockrandbebauung möchte er berücksichtigt sehen. Außerdem sollen die Bezirksausschüsse Klimabeauftragte in ihren Stadtbezirken benennen dürfen. Diese sollten als sachkundige Experten vor Ort als Bindeglied zwischen Stadtteil und Verwaltung dienen.

Die „volle Unterstützung“ für die Anträge gibt es von der Bürgervereinigung Aubing-Neuaubing. Jürgen Müller, Vorsitzender der Bürgervereinigung Aubing-Neuaubing: „Freiham ist als Teil des westlichen Kaltluftentstehungsgebiets unverzichtbar für München.“ Das Thema sei bisher stark vernachlässigt worden.

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