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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Ich steh an deiner Krippe hier"
Historischer Arbeitskreis zeigt Familienschätze
Es sind wahre Krippen-Schätze, die die Lochhausener und Langwieder Familien in der Adventszeit in ihren Wohnzimmern aufstellen. Filigran geschnitzt, üppig ausgestattet, mal bäuerlich, dann wieder neapolitanisch, aus Porzellan, Glas oder Zinn. In diesem Jahr haben die Familien auch der Öffentlichkeit einen Blick auf ihre Weihnachtskrippen gestattet. Der Arbeitskreis „Langwied-Lochhausen historisch“ hatte statt der gewohnten geschichtlichen Ausstellung rund 40 Krippen im Pfarrheim St. Michael aufgebaut. Bei der Eröffnung drängten sich die Leute bis auf den Gang hinaus. „Krippen sind etwas Besonderes, weil es sie nicht immer gibt“, erklärte eine Besucherin.
Barbara Kuhn, Vorsitzende des Arbeitskreises, die wieder in ihr Amt als Bezirksrätin gewählt worden war, ist studierte Historikerin. Die Bewahrung der traditionellen Werte der Heimat in Form der Krippen sind ihr ein Herzensanliegen. Auch Pater Abraham Nedumthakidy äußerte sich begeistert über diese christlichen Zeichen der Adventszeit. Bezirksausschussvorsitzender Sebastian Kriesel erklärte in seiner Ansprache, dass er sich an das Weihnachtslied von Johann Sebastian Bach, „ich steh an deiner Krippe hier“ erinnert fühle.
Selbstgegossene Zinnkrippe
Kuhn hatte im Vorfeld in einem Aufruf um schöne Krippen für die Ausstellung gebeten. Sie kennt aber auch ihre Lochhausener und Langwieder Nachbarn und wusste, wer ein ganz besonderes Modell hat. Einige eingesessene Familien sammeln sogar Krippen. Die Enkelin vom ehemaligen Kreisheimatpfleger des Altlandkreises Nabburg, Ernst Dausch, hat sechs Krippen des Großvaters für die Ausstellung beigesteuert. „Er war leidenschaftlicher Krippensammler“, berichtet sie. Der gelernte Zinngießer hat sogar eine vielteilige Zinnkrippe selbst gemacht. Die Figuren mit ihren feinen Gesichtszügen, die Schafe mit der herausgearbeiteten Wolle und all die liebevollen kleinen Details waren ein Highlight der Ausstellung. Auch der detailreich nachgebaute Vier-Kant-Hof, den man heute noch im Freilandmuseum bei Nabburg bewundern kann, war als Krippenlandschaft besonders gelungen.
Aber auch den anderen Krippen sah man an, dass sie den Familien ganz besonders wertvoll sind. Zum Beispiel die wunderschöne neapolitanische Krippe aus den 1990-er Jahren, bei der die Figuren Gewänder aus prunkvollen alten Stoffen anhaben, oder die Alpenländische Krippe, die von der Familie noch mit einem Reigen von kleinen Holzengerln aus dem Erzgebirge und einer selbstgebauten 24-stufigen Leiter, die bis in den Himmel reicht, ergänzt worden war.
An Bastelabenden im Advent ist auch die kleine Nussschalen-Krippe entstanden, die wohl einen Ehrenplatz auf dem Christbaum bekommt. Manche Krippenfiguren waren getöpfert, andere aus einem mit Stoff bespannten Drahtgeflecht und Plastikgliedern, es gab Figuren aus Pappmaché und Holz, aus Glas und Porzellan und um einen urigen Stall machen zu können, sind einige Krippenbauer sogar extra in einen Kurs gegangen.
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