"Hingehen und Anschauen"
Virtueller Spaziergang nach Freiham
Wer weiß eigentlich, dass Freiham bereits 1963 als Entlastungsstadt für München in der Diskussion stand, dass das Wohngebiet Freiham Nord so groß wie 110 Fußballfelder ist und dass der Grund etwa 1,5 Meter aufgeschüttet wurde, damit wegen des hohen Grundwassers „keiner im Wasser stehen muss“, wie es Projektleiterin für das Baugebiet, Merle Bald vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung, beschrieb? Etwa eineinhalb Stunden lang führte sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen Eva Pfeiffer und Beate Steier bei einem virtuellen Spaziergang von Pasing nach Freiham.
Regelmäßig führt das Stadtplanungs- und Baureferat in seiner Reihe „Plantreff“ durch Münchner Stadtviertel. Viel Stehvermögen und Ausdauer sind nötig, um bei den etwa zweistündigen Wanderungen durchhalten zu können. Deswegen war es für alle, die weniger gut zu Fuß sind, eine willkommene Alternative, dass dieser Stadtspaziergang virtuell stattfand. Auf dem Bildschirm erschienen Karten und Pläne, Fotos, Drohnenaufnahmen von oben und kleine Filme mit Fahrten durch die Straßen der Quartiere.
Nach dem Ausflug in das frisch sanierte Pasing ging es in Sekundenschnelle fünf Kilometer weiter in den Westen, wo seit 2006 in Freiham auf 350 Hektar Wohnraum für etwa 25.000 Menschen und 15.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Vor 15 Jahren haben die Bauarbeiten begonnen. Eines der ersten Wahrzeichen war die weithin sichtbare Geothermieanlage, „das Kernstück der Energieversorgung“, so die Referentin. Sie schwärmte von „dem schönsten Gewerbegebiet Europas“ mit dem ausgedehnten Kiefernhain.
Dachflächen für Spiel und Sport
Im Kontrast dazu bestimmen Kräne und Baugruben das Bild von Freiham Nord. Die Gustl-Bayrhammer-Grundschule und der Bildungscampus sind aber bereits in Betrieb. Wegen der Coronapandemie gab es noch keine Tage der offenen Türe. Beim virtuellen Spaziergang wurde dies nachgeholt und zwar von allen Seiten. Von oben bekamen die Teilnehmer einen Eindruck von den Dachflächen, die auch für Spiel und Sport genutzt werden können. „Die Campusmitte mit der Mensa ist das Herzstück. Der Bereich ist offen und für alle Schüler zugänglich“, so Merle Bald. Auch die Pausenhöfe von Realschule und Gymnasium sind offen, so dass Begegnungen möglich sind. Die Flächen, die der Schule zugeordnet sind, sind übrigens heller gepflastert und die öffentlichen Weg dunkler, erläuterte sie.
Vorstellungsvermögen brauchten die Teilnehmer bei der gigantischen Baugrube, die in etwa drei Jahren ein Stadtteilzentrum, „das Herzstück Freihams“, werden soll. Was für Geschäfte sich ansiedeln werden, ist noch offen. Fest stehe, dass ein Bioladen kommen wird. Im Gegensatz zu Pasing, wo die „Pasinger Arcaden“ ein abgeschlossener Bereich sind, sollen in Freiham - so wie früher - Ladengeschäfte in den Erdgeschossen entlang der Straßen entstehen.
Die größte Straße durch Freiham wird die Aubinger Allee. Wenn sie fertig ist, wird sie zwei Kilometer lang, 42 Meter breit und von Lindenbäumen gesäumt sein. Überhaupt nimmt Freiham für sich in Anspruch „grün“ zu werden. Das zeige bereits das Logo, ein grüner Kreis. Grünfinger- und Grünband sind parkähnliche Flächen mit Sitz- und Spielmöglichkeiten. Außerdem soll der Landschaftspark entlang der Autobahn eine Mischung aus Englischem Garten und Westpark werden. Am Schluss gab es noch den Tipp: „Einfach mal hingehen und anschauen“, denn die Realität können die besten Filme nicht ersetzen.
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