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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Hebamme kommt
Sprechstunde im SOS-Familienzentrum
Das SOS-Familienzentrum in Neuaubing, Wiesentfelser Straße 68, hat ein neues Angebot. Hebamme und Fachberaterin für Emotionelle Erste Hilfe, Gabriele Mitschka, bietet einmal in der Woche eine „Offene Hebammensprechstunde“ für werdende Mütter und Wöchnerinnen an. „Seit vielen Jahren versuchen wir schon, so etwas auf die Beine zu stellen“, erklärte Renate Meschnak vom SOS-Familienzentrum. Lange musste sie suchen, denn in München sind Hebammen Mangelware. Immer wieder würden verzweifelte Schwangere anfragen, ob das SOS-Familienzentrum eine Hebamme vermitteln könne. Jetzt können zumindest die drängendsten Fragen in der Sprechstunde behandelt werden. Sie findet mittwochs von 10 bis 11 Uhr im Beratungsraum des Familienzentrums statt. Betroffene brauchen lediglich ihre Versicherungskarte, den Mutterpass und – falls vorhanden – das Kinderuntersuchungsheft mitbringen.
Gabriele Mitschka ist eine erfahrene Hebamme. Rund 20 Jahre lang hat sie in einer Hebammenpraxis gearbeitet und betreut darüber hinaus Wöchnerinnen. In Neuaubing möchte sie vor allem Ansprechpartnerin für Frauen sein, die keine Hebamme gefunden haben. Vor allem Erstgebärende seien oft unsicher, ob die „massiven Veränderungen des Körpers in der Schwangerschaft“ normal seien oder ob etwas nicht stimmt. „Viele Frauen, die hierher gezogen sind, sind mit diesen Fragen ganz alleine auf sich gestellt, für sie wollen wir auf unbürokratischen Weg eine Anlaufstelle sein“, erklärte Meschnak.
Bedenklicher Trend zum Kaiserschnitt
Ganz klassisch kann die Hebamme mit ihrem hölzernen Hörrohr die Herztöne des Kindes im Mutterleib hören, kann Tipps gegen Sodbrennen und Rückenschmerzen geben und Fragen zur Geburt beantworten. Den derzeitigen Trend zum Kaiserschnitt findet Mitschka bedenklich. Die Geburten müssten aber durch geplante Operationen durchgetaktet werden. Es seien einfach nicht genug Hebammen zur Geburtsbegleitung vorhanden. Auch die kurze Verweildauer der Wöchnerinnen im Krankenhaus könne ein Problem werden. Für die sensible Phase im Wochenbett mit der riesigen Hormonumstellung sei viel Ruhe notwendig, die nicht immer im häuslichen Alltag gewährleistet ist. „Nach einem Kaiserschnitt waren Frauen früher zehn bis 14 Tage im Krankenhaus. Jetzt werden manche bereits nach drei Tagen entlassen“, kritisiert Mitschka. Viel zu früh, falls Rückbildungs- und Stillprobleme auftreten.
Ein Herzensanliegen ist Mitschka die Bewältigung von schwierigen Geburten. „Die Leistung, die Frauen bei einer Geburt abverlangt wird, wird viel zu wenig honoriert“, findet Mitschka. Bei ihr finden die jungen Mütter eine empathische und erfahrene Person, die dank ihrer Fortbildung in Emotioneller Erster Hilfe bei Problemen unterstützen kann.
Falls die Sprechstunde nicht ausreicht, kann das Angebot auch erweitert werden, verspricht Meschnak. Außerdem sind Kurse für Geburtsvorbereitung und Rückbildung geplant.
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