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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Freiheit am Böhmerweiher
2.700 Stimmen gegen Leinenzwang und Umbau zum Badesee
Es war der große Aufreger im August 2019. In einer überraschenden Aktion hatte die Stadt München Schilder mit der Aufschrift „Hunde sind an der Leine zu führen“ am Böhmerweiher aufstellen lassen. Diesen Leinenzwang wollten viele Bürger nicht akzeptieren. Eine Online-Petition und eine Unterschriftensammlung vor Ort wurden begonnen. „Lasst den Böhmerweiher bitte einfach in Ruhe!“, forderten die Bürger, die sich gegen den Leinenzwang am Böhmerweiher und für den Verbleib des Gewässers als Biotop eingesetzt hatte. Die Online-Petition wurde vor Wochen beendet, vor ein paar Tagen hat die BI jetzt auch die Unterschriftenaktion beendet. Das Ergebnis: Über 2.600 Unterschriften sind zusammen gekommen, „Weit mehr als unser anvisiertes Ziel“, freuen sich die Initiatoren.
Jetzt hat sich auch die CSU-Stadträtin Evelyne Menges der Sache angenommen. In einer Anfrage an die Stadt wollte sie wissen, ob es tatsächlich am Böhmerweiher eine generelle Leinenpflicht gebe und „wenn ja, wie sinnvoll ist sie?“. Außerdem wollte sie wissen, ob es möglich sei, dass im nächsten Sommer Hundebesitzer ihre Vierbeiner trotzdem in dem derzeit mit Badeverbot ausgewiesenen Bereichen baden lassen können.
Seit Jahren laufen Planungen den Böhmerweiher in Teilbereichen zu einem Badesee umzufunktionieren. Bereits 2015 hatten die Stadträte der Grünen und Rosa Liste beantragt, dass der Böhmerweiher als „Ort der stillen und naturnahen Erholung“ erhalten bleiben solle. Jetzt befürchten viele, dass der Leinenzwang bereits Vorbote einer Umwandlung sei. Die Kritiker betonen, dass der Böhmerweiher ein Biotop mit vielen geschützten Tier- und Pflanzenarten sei. „Der Böhmerweiher ist kein Badesee“, betonen sie. Wasserfreunde, die sich an Hunden störten, hätten in der Umgebung viele Alternativen an echten Badeseen. Seit fast 20 Jahren würde das friedliche Miteinander von Mensch, Hund, Pferd und Natur funktionieren. „Das benötigt keine Fremdregulierung“.
Vier Kommunen als Seeeigentümer
Der Grunderwerb der beiden Böhmerweiher ist durch das Kommunalreferat zusammen mit der Gemeinde Gröbenzell, der Stadt Puchheim und dem Erholungsflächenverein erfolgt. Der Landeshauptstadt München und dem Erholungsflächenverein gehören jeweils ein Drittel der Fläche, der Gemeinde Gröbenzell und der Stadt Puchheim jeweils ein Sechstel. Der Erholungsflächenverein wurde mit der Vorplanung beauftragt. Doch diese dauert angesichts der komplexen Eigentumsverhältnisse noch an. „Derzeit erfolgt eine Überarbeitung des Planungskonzeptes unter Berücksichtigung der ökologischen Wertigkeit der Böhmerweiher“, teilte die Stadt mit.
Auf der Plattform der Onlinepetition gab es hunderte von Kommentaren von Unterstützern: „Als Kind schon dort gewesen. Es soll bleiben wie es war auch für meine Kinder“, "Verbote würden die schöne Atmosphäre zerstören“, „meine Hündin ist ganz brav und möchte nicht daheim bleiben“, so lauten einige der Meinungen. Viele Unterstützer wiesen auch darauf hin, dass es im Münchner Westen für Badegäste den Lusssee und Langwieder See mit einer „hervorragenden Infrastruktur“ sowie angrenzend den Germeringer und den Olchinger See gebe. Zudem liegt ein Stadtratsantrag für einen Badesee in Freiham vor.
Auch den Vorwurf der Umweltverschmutzung durch die Hunde lassen die Unterstützer nicht gelten. So habe eine Studie aus dem Jahr 2010 ergeben, dass die Wasserqualität des Böhmerweihers nach Starkregen durch die umliegende Landwirtschaft und nicht durch Badegäste oder Hunde beeinträchtigt werde. Auch die Grünen in Gröbenzell haben sich auf die Seite der Bürgerinitiative gestellt. In einer Mitteilung fordern sie, dass die Stadt und der Erholungsflächenverein die Idee zum Ausbau des Böhmerweihers überdenken solle.
Der Puchheimer Bürgermeister Norbert Seidl hat die Unterschriften bereits in Empfang genommen hat. „Dass man das Thema Hunde am Böhmerweiher ernstnehmen und lösen muss, steht außer Frage“, erklärte er.
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