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„Freiham ist ein Irrsinn“

Bezirksausschuss lehnt Bebauungsplan 2068 einstimmig ab

„Wir planen eine Stadt fast so groß wie Landsberg am Lech und das Ganze ohne richtige Erschließung“, kritisierte Johann Sauerer (CSU) in der letzten Bezirksausschusssitzung. Mit dieser Aussage fasste er die Einstellung des gesamten Gremiums in Worte. Es komme zwar nicht oft vor, dass ein BA einen Bebauungsplanentwurf des Stadtrats ablehne, aber hier müsse es einfach sein. Einerseits um einer Verschlechterung der Lebensqualität im Stadtviertel vorzubeugen, aber auch aus Verantwortungsgefühl für die neuen Bewohner des Stadtteils Freiham, das zu Aubing gehören wird. Schließlich entstehe in Freiham, laut Planungsreferat, „eine der größten Siedlungsmaßnahmen Europas“. Einstimmig lehnte das Gremium die Pläne ab. „Entsetzt“, „ein Irrsinn“, „sehr schlampig“, „große Mängel“ – mit diesen Aussagen versahen die BA-Mitglieder den Bebauungsplan mit Grünordnung Nr. 2068, der das riesige Baugebiet zwischen Germeringer Weg, Freihamer Weg, Kunreuthstraße, Wiesentfelser Straße, Anton-Böck-Straße, der S-Bahnlinie, Bodenseestraße und verlängerter Freihamer Allee umfasst. Nach dem Architektenwettbewerb hätte das Projekt ganz anders ausgesehen. Von einem „Weiterbauen der Stadt“ habe man damals gesprochen. „Wir Aubinger Fachleute vor Ort können das nicht erkennen“, so Sauerer. „Hier soll die Wohnungsnot auf brachiale Art gelöst werden“, stimmte Karin Binsteiner (Grüne) zu.

Aubing wird Transitzone

Die Ablehnungsgründe des Bezirksausschusses umfassen sechs Punkte. An erster Stelle steht die Verkehrsanbindung. Schon jetzt sei die Autobahn 99 im Aubinger Bereich in den Hauptverkehrszeiten „täglich überlastet“. Im Aubinger Tunnel gibt es sogar häufig Blockabfertigung. „Wie soll das Ganze werden, wenn die täglich bis zu 43.000 zusätzlichen Autos über die Straßen rollen?“, lautet die bange Frage der Altaubinger. „Die Leistungsfähigkeit der BAB 99 West zur Erschließung Freihams kann nicht nachgewiesen werden“, heißt es in der Stellungnahme. Die Aubinger wollen nicht zur „Transitzone für den Verkehr aus Freiham verkommen“, so Sauerer. Befürchtet wird ein „Schleichverkehr“ durch das bestehende Siedlungsgebiet Aubing und Lochhausen.

Verlängerung der U5 gefordert

Der BA fordert vehement eine Verlängerung der U5 nach Freiham. Derzeit ist eine Trambahnverbindung nach Pasing geplant. Diese würde viel zu häufig fahren müssen und dadurch die stark befahrene Wiesentfelser Straße verengen und das würde zu zusätzlichen Belastungen führen, noch dazu, da hier eine Verkehrszunahme um 50 Prozent prognostiziert wird. Auch die S-Bahnen S4 und S8 seien bereits jetzt völlig überlastet. „Wir fordern einen Zehn-Minuten-Takt“, so der BA. „Kompakt, urban und grün“, so hatte ursprünglich das Bebauungskonzept für Freiham geheißen. Davon merke der BA nichts. „Die Begrünung findet im Wesentlichen auf Restflächen im Straßenraum statt“, monierte das Gremium. Der geplante „Landschaftspark“ würde nicht ausreichen. Dem BA gefällt auch nicht das Verhältnis von 95 Prozent an Geschosswohnungen zu fünf Prozent Reihenhäusern. Die Hochhäuser mit acht bis zu 16 Stockwerken müssen „im Sinne einer familienfreundlichen und stadtrandtypischen Struktur in Richtung kleinteiliger Bebauung verändert werden“, fordert das Gremium. Wohnungen, die keine Sonne haben, soll es auch nicht geben, „ohne Ausnahme“, stellt der BA klar. „Aufgrund der Mängel in der Planung, insbesondere bei der Verkehrserschließung, Baustruktur und in der sozialen Struktur, ist der Planungsentwurf abzulehnen“, so lautet das Fazit. Der BA schickt deswegen den Plan zum Überarbeiten zurück.

 

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