Explodierende Farben
Partizipatives Malprojekt geht in die zweite Runde

Ein Gemeinschaftswerk entsteht dank vieler helfender Hände. In der Mitte sind Niky Hartmann und Daniel Eichin. (Foto: pst)
Die junge Frau ist völlig ins Malen vertieft. Konzentriert setzt sie mit dem Pinsel abstrakte Muster auf die Leinwand. Dann taucht sie ihre ganzen Hände in die Farbe und stempelt ihre Handabdrücke auf das bunte Kunstwerk. Das kreative Schaffen hat seine Spuren auf der Kleidung der Frau hinterlassen. Rock, Oberteil – alles ist mit Farbflecken übersät. Die Künstlerin lacht als ihre Freundin sie darauf hinweist. „Macht nichts – egal“, sagt sie in gebrochenem Deutsch. Der Spaß sei wichtiger gewesen. Die junge Frau ist eine der Teilnehmerinnen, die bei dem Malprojekt „Explosion der Farben – das Leben ist bunt“ mitmacht. Die Künstler Daniel Eichin und Niky Hartmann hatten bereits im vergangenen Jahr mit ihrem partizipativen Konzept rund 500 Aubinger aus den verschiedensten Bereichen und Altersstufen zum Malen gebracht. In diesem Jahr findet das Angebot im Stadtteilladen statt. Die junge Frau und ihre Begleiterinnen sind Kursteilnehmerinnen im Bildungslokal. Sie haben einen gemeinsamen Malausflug unternommen. Neben den Frauen hatte sich auch eine Schulklasse aus der Wiesentfelser Schule angekündigt. Fröhlich und ausgelassen gehen die Drittklässler ans Werk. Ein Kind ist so begeistert, dass es später nochmal mit seiner Mama kommen möchte.
„Es gibt keine Grenzen“
„Dieses Jahr trauen sich schon mehr zu malen“, freute sich Eichin. Eine Frau habe im vergangenen Jahr nur von der Seite aus zugesehen. „Jetzt malt sie selbst.“ Es ist aber auch nicht schwer, einfach mitzumachen. Alle sind hochmotiviert und spezielle Techniken oder Fertigkeiten sind überhaupt nicht notwendig. „Es gibt keine Grenzen. Wir haben hier ja keinen Kunstunterricht“, versichert Eichin. Gemalt wird, was gefällt. Eine Gruppe Jesidinnen malt beispielsweise sehr detailreich einen prunkvollen Pfau. In ihrer Kultur hat das Tier eine große Bedeutung. Die meisten Teilnehmer aus Schulen, Kindertagesstätten, aus dem Flüchtlingsheim, dem Seniorenwohnen, aber auch Vertreter der Polizei sowie der Münchner Bank, die ein Großteil der Materialien gesponsert hatte, malen aber abstrakt.
Aus den Erfahrungen des letzten Jahres haben Eichin und Hartmann gelernt. So lassen sie beispielsweise Schulklassen sich erst einmal in einem leeren Raum des Stadtteillabors austoben. Außerdem gibt es verschiedene Kreativstationen und einen strikteren Ablauf – im vergangenen Jahr war es manchmal doch ein wenig turbulent zugegangen. Heuer gibt es verschiedene „Kreativinseln“: Einzel- und Gruppenmalplätze, eine Typographiewand, auf der gezeichnet werden kann und der Gruppenbildmalplatz mitten im Raum. „Ziel ist das Experimentieren mit verschiedenen Maltechniken“, so Eichin und Hartmann. Außerdem sollen die Teilnehmer selbstbewusster und kreativer werden. Neben dem kreativen Schaffen ist die Vernetzung der Bürger ein Schwerpunkt. Bürger aus verschiedenen Kulturkreisen sollen sich kennenlernen und Verständnis füreinander entwickeln. Auch das Smarter Together Projekt, für das im Stadtteillabor Ausstellungen und Workshops veranstaltet werden, ist Thema. „Die Ergebnisse dienen als Inspiration für kreative Prozesse“, so Eichin.
Im nächsten Jahr soll die „Explosion der Farben“ auf andere Stadtteile ausgeweitet werden. Großhadern hat schon zugesagt. Wer noch an der Malaktion mitmachen möchte – der letzte Teil findet am 18., 19. Und 20. Januar im Stadtteillabor statt. Einzelpersonen können sich jeweils zwischen 9 und 12.30 Uhr sowie 15 bis 17 Uhr unter die Kreativen einreihen. Eine große Ausstellung der Werke ist für Februar geplant.
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