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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Es verzögern sich etliche Bauvorhaben"
Welches ist für Sie persönlich die größte Herausforderung durch die Corona-Pandemie?
Richard Verhülsdonk, MGT Bayern: Für uns haben sich durch die Corona-Krise sehr viele kleine bis mittlere Herausforderungen ergeben. Da wir im Bereich der Elektro- und Kommunikationstechnik ziemlich am Ende der Wertschöpfungskette stehen, sind wir besonders im Neubau-Segment stark von europäischen Fachkräften abhängig. Da für diese die Einreise nach Deutschland teilweise nicht oder nur erschwert möglich war, verzögerten sich etliche Bauvorhaben. Das hat zur Folge, dass wir auch momentan stark mit verschobenen Baustellen zu kämpfen haben, was wiederum dazu führt, dass wir momentan nur eine Auslastung von ca. 65% haben.
Desweiteren merken wir jetzt auch immer größere Probleme beim Bezug von Materialien. Momentan ist es leider keine Seltenheit, dass wir auf Produkte aus dem Lampensegment bis zu 4 Monate Lieferzeit haben. Vor der Corona-Krise lagen wir hier bei maximal ein bis zwei Wochen. Auch im Kundendienst sind wir immer wieder auf Probleme gestoßen. Auf der einen Seite mussten die Aufträge, wie Ausfall Strom oder Internet erledigt werden, auf der anderen Seite wollte man weder Kunden noch Mitarbeiter einer unnötigen Gefahr aussetzen.
Auch die zwischenmenschlichen Herausforderungen nahmen zu. Wir hatten bis Corona ein sehr familiäres Verhältnis mit allen Mitarbeitern. Dieses hat sich durch die neuen Herausforderungen nicht geändert, jedoch achten wir sehr darauf, dass wir die Teams nicht vermischen, um im Falle einer Corona-Infektion nicht einen kompletten Ausfall zu riskieren. All das führt dazu, dass die sozialen Kontakte, sei es bei Weihnachtsfeier oder Sommerfest oder auch einfach mal beim Grillen nach der Arbeit, mit allen Mitarbeitern sehr zurückgefahren sind. Wodurch wir leider auch nicht mehr immer für unsere Mitarbeiter die Zeit haben, die wir gerne hätten.
Wie reagieren Sie auf die Situation? Was machen Sie?
Richard Verhülsdonk, MGT Bayern: Auf der einen Seite mussten wir nicht reagieren, da sich durch die Krise auch Chancen aufgetan haben. Gerade am Anfang der Pandemie war die Anfrage nach schnellen Internetanschlüssen sehr hoch. Vor allem im Bereich der Krankenhäuser war am Anfang eine extrem hohe Nachfrage. Aber auch in anderen Branchen wurde die Zeit genutzt. So ging die Anzahl der Projekte im Bereich Hotellerie extrem nach oben.
Im Bereich der Kommunikationstechnik haben wir glücklicherweise fast gar keinen Grund zu reagieren. Klar sind alle Mitarbeiter unterwiesen worden und haben ihre persönliche Schutzausrüstung, aber ein Großteil der Aufträge findet im Straßenbereich statt, so dass hier zumindest kein Kundenkontakt besteht.
Im Elektrobereich sieht das schon wieder ganz anders aus. Hier haben wir versucht, möglichst alle Aufträge auf Rohbaustellen vorzuziehen, und wenn wir wirklich mal in bewohnte Wohnungen mussten, gibt es klare Konzepte, wie wir uns verhalten. Nur für das Problem des gemütlichen Feierabends haben wir leider keine Lösung gefunden. Aber auch hier, wie überall anders, werden wir hoffentlich bald zu den „alten Zeiten“ zurückkehren.
Ich möchte auch die Chance nutzen, mich bei allen Mitgliedern von "Aubing ist in" und allen Aubingern für Ihre Unterstützung zu bedanken. Bleibts gsund!
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