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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Eldorado für Leseratten
SOS-Mütterzentrum verkauft tausende Bücher zu Flohmarktpreisen
Der Keller des SOS-Mütterzentrums in der Wiesentfelser Straße hatte sich am Wochenende in eine riesige Bibliothek verwandelt. Hunderte von Kartons voller Bücher warteten auf Käufer. Alles war fein säuberlich sortiert und beschriftet. „Romane“, „Krimis“, „Fremdsprachen“, „Kinder“, „München“, „Erstleser“ stand auf den Kisten. Die Auswahl von tausenden von Büchern, die an die Besucher zu Flohmarktpreisen abgegeben wurden, hätte jeder Buchhandlung Konkurrenz gemacht. Dabei waren es weder vergilbte noch altmodische oder gar beschädigte und nach Keller riechende Bücher, die das Büchermarkt-Team in den vergangenen Monaten für den Flohmarkt zusammengestellt hatte. „Wir haben monatelang die vielen privaten Bücherspenden gesammelt und geordnet“, erklärte eine Aktive des zehnköpfigen Helferteams. In einem Zentrallager wurden die Bücher dann zwischengelagert, „für den Büchermarkt sollte alles bereits fertig sein, damit wir den Kunden ein attraktives und übersichtliches Angebot präsentieren können“, so die Helferin. Verstaubte Ladenhüter und Bücher, die keiner mehr lesen möchte, hatte das Bücherteam vorab aussortiert. Schließlich war das Angebot an neuwertigen und teilweise sogar noch original verpackten Büchern, groß genug.
Von Clinton zum Welpen
Den Büchermarkt des Mütterzentrums gibt es bereits seit mehr als einem Jahrzehnt. Viele Familien und Einzelpersonen decken sich hier traditionell mit ihrer Lieblingslektüre ein. Vor allem Familien können richtig sparen. Fast neue Bilderbücher bekannter Autoren gab es bereits für wenige Euros, ganze Kisten voller Mädchen-Pferdebüchern oder Jungenkrimis – teilweise noch ungelesen – konnten für einen geringen Betrag gekauft werden. Sogar Comics waren im Angebot und wertvolle alte Bücher, in Leder gebunden und mit Goldschnitt. Bei diesen hatten sich die Helfer im Vorfeld im Internet nach dem Wert erkundigt. „Die haben wir natürlich teurer verkauft“, berichtete die Helferin. Trotzdem rissen sich die Sammler, die den Bücherflohmarkt als festen Termin in ihrem Kalender haben, darum. Leseratten hatten die Qual der Wahl. Eine Biografie über Bill Clinton, über Franz Josef Strauß oder lieber Coco Chanel? Tipps zum Thema „Unser Welpe“, „Sie sucht ihn“ oder doch lieber das Buch „Tag für Tag mehr Erfolg“ oder „Intelligenztraining“? Angesichts des Preises entschieden sich viele Kunden dann einfach dafür alles mitzunehmen. „So billig bekomme ich den Lesestoff nirgends“, freute sich eine Frau. Und – allen Unkenrufen zum Trotz – es gibt sie noch, die Kinder, die gerne lesen. Im Mütterzentrum deckten sich einige Schüler mit riesigen Bücherstapeln ein. Insgesamt gesehen war in diesem Jahr der Andrang nicht so groß, bedauerte eine Verkäuferin. Woran das lag, wusste sie aber nicht.
Mit dem Erlös aus dem Bücherverkauf wird das SOS-Mütterzentrum Einrichtungsgegenstände anschaffen und verschiedene Projekte der Einrichtung unterstützen. Ein Teil der übrig gebliebenen Bücher wird auf den nächsten Flohmärkten des SOS-Mütter- und Kindertageszentrums verkauft. Die Kellerflohmärkte in der Wiesentfelser Straße 68 finden statt am 10. Mai und 5. Juli, der Open-Air Flohmarkt ist am 11. Oktober jeweils von 9 bis 13 Uhr.
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