Eine Tram ersetzt keine U-Bahn
BA 22 befürchtet Verkehrsprobleme in Aubing und Freiham
"Wir wollen die U-Bahn nach Freiham!" Es vergeht kaum eine verkehrspolitische Diskussion in Aubing, in der nicht nachdrücklich nach diesem Verkehrsmittel gerufen wird. Genauso dringend ist die Forderung nach einer Verbesserung der Strecke der Linie S4. Im Bezirksausschuss 22 werden diese Themen in schöner Regelmäßigkeit auf die Tagesordnung gebracht. Dieses Mal von der SPD. Reinhard Bernsdorf hatte den Antrag formuliert. "Wir bitten den Münchner Oberbürgermeister und den Münchner Stadtrat sich für die U-Bahn nach Freiham und bei der Bahn für erhebliche Verbesserungen bei den S-Bahnen im Münchner Westen einzusetzen", heißt es in dem Schreiben. Fast in jeder Sitzung geht es in Aubing um die bauliche Verdichtung des Stadtviertels und um den damit verbundenen Anstieg des Verkehrs. "Womit sollen die vielen Neubürger von Freiham-Nord und Neuaubing-West in den nächsten Jahren fahren?", sorgte sich Bernsdorf.
Um den Verkehr zu entlasten, soll eigentlich die Trambahn von Pasing nach Freiham verlängert werden. Für den BA ist das keine Option. "Selbst mit wenigen Haltestellen benötigt eine Straßenbahn von Freiham nach Pasing mindestens zwölf bis 14 Minuten", rechnete Bernsdorf vor. Doppelt so lange wie mit der S-Bahn. Dazu kämen die Umsteigezeiten. "Die Tram wird niemals eine akzeptable Ergänzung für die beiden S-Bahnen sein", folgerte das BA-Mitglied.
Express-S-Bahnen rasen ohne Halt durch Aubing
Und dann das Problem mit der S 4: "Sie gehört heute zu den am stärksten belasteten Verkehrsmitteln", wusste Bernsdorf. Deswegen werde der 20-Minutentakt an den Spitzenzeiten durch den Einsatz weiterer Züge bis nach Pasing oder zum Hauptbahnhof verkürzt. Da sich diese Züge teilweise vor Pasing das Gleis mit den Fern-, Regional- und Güterzügen teilen, wirkten sich deren Verspätungen auch auf die S-Bahn aus. Ein Überführungsbauwerk könnte Abhilfe schaffen, aber dafür müssten "mindestens 170 Millionen Euro" investiert werden. Der zweite S-Bahntunnel könnte eine Erleichterung bedeuten, "aber damit kann nicht vor 2035 gerechnet werden", bedauerte Bernsdorf.
Dem zweiten S-Bahntunnel steht er sowieso skeptisch gegenüber. "Er bringt dem Münchner Westen fast nichts, denn die Neubaustrecke endet in Laim und jede Störung zwischen Laim und Pasing legt alle S-Bahnlinien des Münchner Westens lahm." Für Aubing bedeutet das Ganze sogar eine Verschlechterung in den Hauptverkehrszeiten. Express-S-Bahnen sollen nämlich durch Aubing rasen. Die Passagiere an den Stationen Langwied, Lochhausen, Leienfelsstraße blieben am Bahnsteig zurück. Und die S 8? Hier plant die Bahn eine Verlängerung des zweigleisigen Ausbaus. Verstärkerlinien könnten dann von mehr Bürgern genutzt werden. Schlecht für Aubing, denn die Bahnen wären dann in Freiham bereits voll, so Bernsdorf.
Bei den Fraktionen im BA stieß der Antrag auf offene Ohren. "Hoffentlich geht der gute Geist des Antrags auf den Münchner Stadtrat über", sagte CSU-Stadtrat Johann Sauerer. Eine kleine Spitze gegenüber dem SPD-Kollegen konnte er sich nicht verkneifen: "Viel Erfolg bei der Überzeugungsarbeit Ihrer Stadtratsfraktion", gab er Bernsdorf mit auf den Weg.
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