Drei Räder und ein Moto
Feldversuch für E-Trike in Aubing-Westkreuz
Noch in diesem Jahr wird das Mietradsystem der MVG (Münchner Verkehrsgesellschaft) um ein neues Fahrzeug erweitert. Es handelt sich um ein elektrisch angetriebenes Dreirad für Erwachsene, ein sogenanntes E-Trike. Forscher und Studenten der Technischen Universität München haben es in rund einem Jahr entwickelt. Jetzt sollen 20 Prototypen in zwei Projektgebieten getestet werden. Eines davon ist das „Smarter-Together“-Sanierungsgebiet Neuaubing-Westkreuz und Freiham. Das andere ist der Domagkpark/Parkstadt Schwabing.
„Die Entwicklung hat viel Spaß gemacht“, erklärte Julian Wilberg vom Lehrstuhl für Produktentwicklung an der TUM, der mit seinem Kollegen Simon Kremer und einem Team von Doktoranden und Studenten an dem Forschungsauftrag der MVG und der Stadtwerke München beteiligt war.
25 Stundenkilomter schnell
Angesichts des steigenden Verkehrs sei es wichtig, alternative Transport- und Fahrmöglichkeiten zu entwickeln oder für die öffentlichen zu werben, um die Straßen zu entlasten. Der Weg von der U-Bahn-, Bus oder Trambahn ans Ziel kann jedoch beschwerlich sein – vor allem, wenn man Gepäck dabei hat oder nicht gut zu Fuß ist. „Unser Ziel war es, diese Lücke für alle zu schließen“, erklärt Wilberg.
Das elektrisch betriebene Dreirad mit seinem tiefen Einstieg können auch Menschen mit leichten Gehbehinderungen oder Gleichgewichtsproblemen bedienen, schwärmt er. Das E-Trike fährt mit einer Geschwindigkeit von bis zu 25 Stundenkilometer. Besonders praktisch: Es hat genügend Stauraum für mehrere große Einkaufstaschen oder zwei Getränkekisten.
Die Gepäckbox hat zwei Flügeltüren, die sich zum rückenschonenden Beladen und Entladen öffnen lassen. Der Elektromotor ist stark genug, um eine Person plus etwa 30 Kilo Zuladung zügig ans Ziel zu bringen. „Wir haben Cargo-Akkus für besonders große Kapazitäten verwendet“, erklärte Wilberg.
Auch die Buchung soll einfach sein. „Das geht wie beim Mietleihsystem gewohnt über App“, so Wilberg. Eine leichte Handhabung ist besonders für Menschen wichtig, die keinen Bezug zu Smartphone, Apps und Co. haben. „Wir haben untersucht, wie interagiert der Kunde mit dem Dreirad“, berichtet Wilberg. Die Nutzer sollen deswegen das Trike auch mit Hilfe einer Chipkarte ausleihen können. Diese braucht man dann nurmehr an ein Display zu halten. „Das funktioniert so ähnlich wie bei der Geldkarte“, freut sich Wilberg. Eine andere Idee ist, Interessenten einen Generalschlüssel ähnlich denen für die Behindertentoiletten an den Autobahnen zu geben. Hier wird die MVG noch Lösungen finden.
Um herauszufinden, was potenzielle E-Trike-Kunden wünschen, befragten die Forscher junge Menschen, Behinderte, Berufstätige, Senioren nach ihren Wünschen und Erfahrungen. Wichtige Informationen erhielten sie vom Behindertenbeirat. „Auf der Basis dieser Daten wurden Zielgruppen ermittelt und Anforderungsprofile erstellt, die wir bei allen Entwicklungsschritten berücksichtigt haben“, so Kremer.
Rad-Verleih nicht neu erfinden
„Wichtig war außerdem, dass sich das E-Trike in das bestehende Verleihsystem MVG Rad integrieren lässt“, betont Wilberg. Dies sei problemlos möglich, weil das Dreirad trotz der Ladebox nicht länger als ein normales Mietfahrrad sei. Es passe damit auf die vorhandenen Stellflächen. Diese müssten lediglich noch mit Ladestationen ausgerüstet werden.
Der Feldversuch in Aubing soll im Laufe des Jahres gestartet werden.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH